2018.10.05
Etwas Nordöstlich der Straßenkreuzung Immenrode / Probsteiburg an der Kreisstraße 241 quert ein Feldweg. Hier stellen wir das Auto ab. Erst den Feldweg entlang, dann als der sich nach Süden wendet, geradeaus weiter auf einem Pfad, der gleich auf die Höhe eines Dammes ansteigt, uns an das Okerufer führt. Staubtrocken ist der Kiesboden. Das Gras verdorrt, fahlgelb. Dazwischen Blütentuffs der Rundblättrigen Glockenblume, des Aufgeblasenen Leimkrauts, ein paar lila-rosa Blüten der Grasnelke neben dem Blau des Natterkopfs. Rita will die letzten Sonnenstrahlen des Sommers nutzen, Ruhe genießen, Wasservögel sehen, allein sein. Darum sind wir hier. Wir treffen es gut, herrlicher Sonnenschein, Windstille. Das Sonnenlicht spielt mit den fedrigen Samenständen der Waldrebe / Clematis vitalba. Sie gehört zu den Hahnenfußgewächsen, ist eine Schwester von Trollblume, Scharbockskraut, Adonis- und Buschwindröschen. Das auf Anhieb zu erkennen ist nicht so einfach und ist wohl nur Kennern /Wissenschaftlern vorbehalten.
Der erste Kiesteich liegt einsam und still. Kein Wasservogel zieht eine Bugwelle in seinen ruhigen Wasserspiegel. Kein Graureiher lauert fangbereit mit spitzen Schnabel am Ufer. Alles ist still, kein Wasserkräuseln, nicht einmal abstreichende Kormorane. Die sind wohl die Aufmerksamsten, sie fliegen bei geringster Störung auf und verschwinden. Der nächste Teich bringt dann doch Vogelleben. Zwei braun-bunte Gänse, auf einer Kiesbank ruhend, haben uns schon entdeckt. Recken ihre Hälse, stehen auf, wiegen wie abschätzend ihre Köpfe. Als ich meinen Fotoapparat in Stellung bringen möchte, möchten sie nicht mehr. Drehen uns das Hinterteil zu, watscheln ins Wasser, schwimmen, sich noch einmal umsehend, zur Mitte des Teiches. Nilgänse aus dem N-Afrika es. Zwei Irrgäste? Oder sind sie schon bei uns Zuhause? Haben sie jemals den Nil, dessen Namen sie tragen gesehen? Denn mit den "Gänsen" gehen sie auch fremd. Sie gehören zoologisch zu den Enten. Ihre langen Beine, ihr langer Hals, die aufrechte Haltung machen diese Enten zu Gänsen. So ist das manchmal mit den Immigranten, so ohne Papiere kann man sich nennen wie man selbst will oder die Anderen es gerne möchten.
In leuchtendem rot die Beeren, im dunkelrot seiner Blätter zeigt uns der Gewöhnliche Schneeball, dass der Herbst eingezogen ist. Da kann sich die Sonne noch so viel Mühe geben, die Tage werden kürzer, ihre Strahlen schwächer, die schöne Welt noch einmal bunter.
Trist und tot wirkend, dagegen das ruhende Kieswerk. Kein rattern der Förderbänder, kein klappern der Kiesel wenn sie zu immer größer werdenden kegelförmigen Bergen aufgeschüttet werden. Die dicken angerosteten, teilweise undichten Stahlrohre die das Schmutzwasser der Kieswäsche in den unterliegenden Teich leiten, ihn mehr und mehr zuschlämmen, haben eine Schnellreparatur hinter sich. Mit Tonnen von Kies hat man ihre Löcher verschlossen, den Schmutzwasserstrom zum Teich wieder hergestellt.
Weiter zu