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1 Baldrian

Ein einsames Gehöft taucht auf. Wie das so ist mit einsamen Gehöften, ist ihre Umgebung meist idyllisch  zugeplundert: Ein auf Wiederbelebung wartender Wohnwagen, ein abgestelltes Wohnmobil, ein PKW daneben, Holzstapel die auf die Säge warten. Aufgeschichtete Holzscheite vor dem Hauseingang, andere unter grünen Folien verborgen. Ein kleiner LKW mit Plane in Wartestellung vor dem Aufgang zur Veranda und Haustür. Abfallbehälter als Verschönerung des Ganzen daneben. Ein mit Holzpaletten, Wannen, Wasserbehältern und sonst undefinierbaren Gerümpel, mit Gittern eingezäunter Laufstall, in dem drei kleine Schweine zwischen trockenem Gras nach Nahrung stöbern, sich, als wir sie betrachten, sie uns bemerken in den Schatten des Gerümpels zurück ziehen. Zum Abschluss des Grundstücks, hinter Zaun und hohen Gräsern halb verborgen, noch verschiedene flache Schuppendächer. Idyllisches, verborgenes Glück  am Schienenstrang.
Letzte Blüten des Natterkopfs neben dem Feldweg. Auf dem Mittelstreifen blüht, als würde der Sommer nie enden, der Thymian. Links die ruhige Wasserfläche eines Kiesteichs. Kleine Fische im klaren ruhigen Wasser. Das Überfallwehr der Schwarzen Brücke. Hier kommt die Oker zurück nach Niedersachsen. Hier setzten wir während der Deutschen Teilung unsere Boote in die Oker, paddelten von hier oft bis zum Nadelwehr nach Hedwigsburg / Ohrum. Manchmal ging die Reise auch weiter nach Braunschweig, nach Müden/Aller. Einmal sogar bis in den Gezeitenstrom der Weser in Bremen!
Auf einem Gitterrost der Bahnbrücke überschreiten wir die Oker. Betrachten die unter Büschen verschwundene Fischtreppe. Machen einen langen Hals ob kein Zug von links oder rechts angerauscht kommt und wechseln über die Schienen nach Sachsen-Anhalt. Man muss es sich schon einbilden um den alten Pfad der Grenzer, vielleicht  auch Angler, die hier entlang streiften, zu erkennen. Auch hat die Oker einen Mäander vor der Schwarzen Brücke gebildet, hat die vor langer Zeit hier abgelagerten Kiesmassen mit genommen auf ihrem Weg zur Aller. Links auf dem niedrigen Okerdeich steht ein Schild, wendet uns den Rücken zu. Wir verzichten auf den Text der Vorderseite, denn der alte landwirtschaftliche Weg taucht auf, wir sind also nicht mehr in einer "verbotenen" Zone. Hinter uns wird es laut. Ein Express saust ratternd mit schrillen Pfiff über die Schwarze Brücke, verschwindet hinter den Bäumen und Büschen in Richtung Schladen. Nicht lange können wir den alten Weg durch die Graslandschaft nutzen. Ein Elektrozaun versperrt das Weiterkommen. Der Weg verläuft neben uns hinter dem Zaun. Grasende Rinder in der Ferne. Immer den Weg im Blick, wird der Zaun unser Begleiter. Junge Rinder, Färsen sind es, die uns neugierig betrachten. Nur der Kopf wird hoch genommen, sonst bewegungslos. So betrachten sie unseren Gang, unser Stöckeln jenseits Weg und ihrer Weide. Möchten vielleicht auf unsere Seite, ins hohe Gras wechseln, denn ihr Gebiet bietet nicht mehr viel, ist abgefressen, niedergetreten. Die Zaundrähte enden nicht. Das Gelände wird rauer, ruppiger. Die Rinder hinter den einzelstehenden Büschen außer Sicht, der Weg schwenkt zu einer Pforte. Mit meinem Stock wird der Zaun in Ãœberschreitungshöhe gedrückt, wir darüber hinweg. Der Zaun schwingt in seine Position zurück. Der oberste Draht der Pforte kurz mit dem isolierten Griff vom Stromfluss gelöst. Mit einem großem Schritt über den unteren sind wir wieder in Freiheit, auf einem Feldweg. Verbinden den Stromdraht wieder, stellen den kurz unterbrochenen Stromfluss wieder her. Ãœber die Felder hinweg an der gegenüberliegende Okerterrasse die Kirche von Göddeckenrode. Ein Trecker mit angebautem Grubber, eine leichte Staubfahne hinterlassend, zieht einsam seine Bahnen über die große Ackerfläche. Es scheint so, ob sein Fahrer nebenbei Fernsehen schaut, der Trecker selbständig seine Arbeit verrichtet. Denn sein Blick ist auf einen zentralen Punkt  der Fahrerkabine gerichtet. Sieht er uns überhaupt? Wir wandern weiter auf dem Weg in Richtung Wülperode. Ãœberall leicht angetrocknete Schafsköttel, kurz gefressenes, trockenes Gras. Nichts mehr mit blühenden Wegrändern. Am Okerbett ein hohes, weiß blühendes Dickicht von Sachalin-, Japanische Riesenknöterich. Vom fließenden Fluss nichts zu sehen. Erst unter alten Weiden die dem Knöterich das Licht nehmen ist der Fluss sichtbar.

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10 Mäander

11 Weiden

12 Riesenknöterich, abgefressen

13 Aue

14 Brocken

15 Schwemmkiesel