Ich schwöre auf Seide, es gibt nicht besseres". ungläubiges Nachfragen der Synthetikträgerin "Seide"? Unser Essen kommt und die knusprigen Pommes schalten das Ohr nach hinten aus. Der Schirmschatten hat unsere Tischfläche erreicht, Teller und Glas stehen auf dem Tisch beieinander. Leider geht der Restinhalt der Apfelschorle beim Wechsel von Bank auf Tisch, über die frische Wanderhose meines Freundes. Der ist nicht ganz glücklich darüber. Nach der Mahlzeit ist der Frust schon wieder verflogen. Hose wieder trocken, kein Fleck zurückgeblieben. Bei mir ist das anders. Eine Fritte, so schön mit roter Sauce, ist mir von der Gabel auf die Hose gesprungen. Nun schimmert ein länglicher, blass-roter Fleck von ca. 3 Zentimeter neben der Reißverschlussabdeckung zu mir herauf. Ärgerlich! Auch unsere Gegenüber haben ihre Teller leer gegessen. Sitzen beim Bier und betrachten zufrieden mit zartem Lächeln die Umgebung, den Wechsel der Gäste, die schnelle Bedienung und uns. Da sind wir uns gleich. Lange genug habe ich an dem warmen Alkoholfreien genuckelt, mir dürstet nach einem frischen Hellen. Ein kleines Helles wird noch bestellt und vor dem Warmwerden ausgetrunken. Wilfried, mein gesund lebender Freund, bleibt bei kleiner Apfelschorle. Noch einmal wird über die Wanderkarte geguckt, der Rückweg besprochen. Wie kommen wir mit vollem Bauch halbwegs unangestrengt wieder auf die Höhe zur Lausebuche? Nur das Tal des Morgenstern, der Harzklubwanderweg 28H, bietet sich da an. So machen wir es dann auch. Lang und steil zieht es sich aus dem Odertal in die Höhe. Im engen Tal auf breiten Schotterweg wird aufgestiegen. Machmal gluckst es noch im kleinen Bach links neben uns, ansonsten brütet auch hier die Hitze und ich bereue ein wenig, wirklich nur ein wenig, mein ausgetrunkenes kleines Helles. Es ist mir in die Beine gelaufen, hat sie schwer gemacht.
Die stramme Wurst, die Pommes sind dadran auch nicht ganz unschuldig! Doch immer gibt es auch einen Grund zur Pause, eine Diskussion. Sei es der alter Schacht der in den Berg führt und nur mit einem Schild versehen ist, dass Fledermäuse hier Quartier bezogen haben. Kein Hinweis darauf wann und was hier abgebaut wurde. Oder wie die Grauerlen hier hergekommen sind. Der Unterschied zwischen Grau- und Schwarzerle, wo sich die Roterle versteckt. So traben wir, ein wenig übertreibe ich, hoch aus dem Odertal, biegen am ersten Abzweig nach rechts ab zum Schlosskopf. Hier, am Rand des Forstwegs, ein grüner Streifen von Haingreiskraut, Distelarten, Reitgras, selbst die große Pustekugeln des Wiesenbockbarts, dahinter junge, halbhohe Buchen, tote Fichtenstümpfe, eine hohe doppelarmige, einer Stimmgabel ähnelnde tote Fichte im silberglänzendem Holz. Wie lange wird es noch dauern bis der Sturm sie umstürzt, sie im Fallen zum letzten Klingen bringt.
Eine Ackerkratzdistel mit letzter Blüte. Ein weiblicher Dukatenfalter ist großzügig mit mir. Die Dame möchte aufs Bild. Nicht mein Schatten, nicht die Nähe zur Linse stört die gesprenkelte Schöne. Anmutig mit ausgebreitet Flügeln gibt sie sich mir hin. Träumen könnte man!
Fünf Minuten später sind wir an unseren Autos, beim Abschied von unserer Wanderung. Glücklich, etwas müde, um einen 30,- EuroGutschein ärmer. Wilfried steigt wieder aus seinen Stiefeln, schlüpft in seine Sandalen. Ich schüttele mir ein paar kleine Kiesel aus einem Stiefel, schlüpfe wieder hinein. Auf ein Wiedersehen, bis bald.
Otto Pake
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