WillkommenWanderungenWanderstreckenGasthäuserServiceKontakt

Seite 3 

1 Ochsenauge

Auf der -Stölzernen Stiege- geht es abwärts ins Odertal. Jakobsgreiskraut am Wege. Bockkäfer, Hummeln, Dickkopffalter, Bläulinge, besonders die Dukatenfalter Männchen und sein bunteres Weibchen sind seine Besucher. Um jede Blüte wird gestritten, es wird gedrängelt, aufgeflogen, geschubst und schon sitzt alles, mit ein paar Hinzugekommenen,  wieder und nascht. Den daneben stehenden, halbverblühten Fingerhut besucht eine emsige Hummel. Rein in den Blütenhut, raus aus den Blütenhut, rinn in den Nächsten usw. Auf einer einsamen Ackerkratzdistel paaren sich in luftiger Höhe zwei Schmalbockkäfer. Platz und Zeit für die Liebe findet sich überall. Eine Grüne Blattwanze beobachtet ihr Liebesspiel vom gegenüberliegenden Blütenstiel, sehnt sich vielleicht auch einen Partner herbei. Eine nicht blühende Ackerkratzdistel hat einen -Dicken Hals-. Eine Distelbohrfliege hat ihre Eier im Stängel abgelegt, die Larven erzeugen diese länglichen Gallen. Verhindert die Galle die Bildung der Distelblüten? Doch da gibt es ja genug davon. In Trupps tauchen sie wieder auf und mit ihnen ihre hungrig, durstigen Besucher. Auf einem Brombeerblatt hat der Mohrenfalter erschöpft seine schon zerzausten schwarzen Flügel ausgebreitet. Muss schon viel erlebt haben der dunkle Geselle der Nadelwälder. Nebenan auf einer Distelblüte ein Männchen des Dukatenfalter. Leuchtendes Orange zeigen seine Flügeldecken während seines Fluges. Setzt er sich faltet er die Flügel zusammen, zeigt nur noch seine schwarz punktierte blass-orange Unterseite mit einem weißen Fleckenstreifen. Nur wenn er etwas beim Saugen aus dem Gleichgewicht kommt, oder aus einem sonstigen Umstand, öffnet er seine Flügel, zeigt seine ganze Pracht.
Um davon ein Bild zu erhaschen braucht es ruhige Nerven. Immer wieder flattert er kurz vor dem Kameraklick davon! Ein unruhiger Geselle. Doch dann gelingt die Aufnahmen doch noch so halbwegs. Während unserer Fotografiererei überholt uns ein Wanderpärchen. Mit weit ausgreifenden Schritten sind sie uns bald weit voraus. Wir haben auch Schweiß unter der Mütze, doch die Beiden baden darin. Die Sonne meint es jetzt zur Mittagszeit auch besonders gut. Steil geht es das letzte Stück hinunter zum Gasthaus Rinderstall. Gleich wird der Stempel 123 ins Heftchen gedrückt. Dann wird ein Schattenplatz an einem der Tische gesucht. Das ist nicht ganz einfach. Alle Schattenplätze besetzt. Nur eine Bank bietet noch den Gesuchten, der Tisch dazu aber im Sonnenlicht. Also wird sich da in den Schatten gesetzt. Schnell ist die Kellnerin da. "Bitte für mich eine Apfelschorle" meldet sich Wilfried. "Für mich ein Weizen alkoholfrei". "Danke" und weg ist sie. Wir studieren die Speisekarte. Alles so dicke Hauptgerichte oder Salate in gehobenen Preislagen. Unsere Getränke kommen. Wilfried bestellt sich, wenn ich mich recht erinnere Kartoffelspalten mit Sauerfleisch im Bereich um die 10.- Euro, ich wähle angemessen zu seinem Preis, Currywurst mit Pommes. Lange dieses Spezialgericht nicht mehr gegessen. Mein kühles Weizen auf dem Tisch erwärmt sich im Sonnenschein, stelle es neben mir auf die Bank, in den Schatten. Wilfried hat mit seiner Apfelschorle das gleiche Problem. Das Pärchen am nächsten Schattentisch bemerkt unsere Kühlhaltemethode, lächelt amüsiert. Es sind die Schweißgebadeten die vorhin an uns vorbeigezogen sind. Sie sitzen vor ihren, im Schatten eines Schirmes, auf dem Tisch stehenden Getränken. Warten, wie wir, auf das Essen. Hinter uns ist Platzwechsel. Ein älteres Ehepaar geht, zwei jüngere Damen ergattern das schattige Plätzchen in unserem Rücken am schattigen Tisch. Eine der Damen bestellt sich eine Kugel Eis mit einem Schuss Curacau darüber, fragt ob das möglich sei. Es ist möglich. "Nur eine Kugel"? "Ja nur eine, mein Magen macht mir leichte Probleme". Die zweite Dame wählt einen der angebotenen Eisbecher. Und dann wird erzählt und wenn man so Rücken an Rücken sitzt, muss man zwangsläufig zuhören. Es dreht sich, wie heute bei Vielen, um die Hitze. "Unterwäsche aus Baumwolle ist nicht zu tragen. Darin schwitzt man viel zu sehr, ich tragen nur noch Synthetik". "Nein, Seide musst Du tragen, die kühlt und ist sofort wieder trocken.

Weiter zu