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1 Labyrinthspinne

Viel zu schnell gehören wir auch dazu. Im fauligem Kernholz einer toten Fichte hat die Labyrinthspinne ihre Stolperfäden gezogen. Ein Spinnennetz mit runder Öffnung. Krabbelt ein Unbedarfter daran umher, kommt sie herausgeschossen. Die letzten Sekunden eines vielversprechenden Insektenlebens sind gekommen. Ähnlich ergeht es uns im Alltag auch. Auch wir gehören zu der großen Gruppe der Unbedarften und sind doch auch gleichzeitig Jäger. Der Wegweiser leitet zum Silberteich. Eine schmale Holzschanze, auf langen Stangen auf dem holzgeschnitzte Vögel hocken, schiebt sich ins Tal. Eine Vogellauschstation am Mythenpfad. Nur ein Zaunkönig zetert, sonst herrscht Schweigen. Nicht weit davon der Stempel 148. Der Silberteich schimmert herauf. Am Uferrandweg eine Stahlschüssel halb mit Wasser gefüllt in dem sich der Himmel spiegelt. Am Schalenrand stehen halb untergetaucht die Worte, die wir ähnlich schon gesehen haben: -Alles Sein entspringt dem Wasser-.
Eine Fichte mit baumelnden tropfenförmigen Schildern auf denen, hinter Milchglas verborgen, unleserliche Weisheiten uns übermittelt werden sollen. Alles ein wenig mythisch und selbst der Weg, der uns über verschlungene Fichtenwurzeln wieder nach oben führt, lenkt die Gedanken ins Reich der Fabelwesen. Der breite Forstweg auf dem wir nun zu den Hahnenkleeklippen wandern hat nicht nur eine feinere Kiesschüttung, auf der sich gut laufen lässt, sondern auch noch einen breiten Saum von blühenden Ackerkratzdistel, Hain-Greiskraut, letzten Fingerhutblüten, Sumpfkratzdistel, von Waldgräsern. Und da summt und flattert ein buntes Insektenvölkchen. Wieder dominiert das Tagpfauenauge das Geschehen, doch auch Kaisermantel, Distelfalter, der Admiral und auch der Mohrenfalter sind vertreten und lassen sich fotografieren. Mit dem Dukatenfalter ist es da schon schwieriger, der reagiert auf alle Bewegungen und weg ist er! Ein paar Hummeln brummen dazwischen umher, Schwebfliegen necken die Falter. Kurz vor Königskrug, am Abzweig zur Hahnenkleeklippe dröhnen die Harvester, die Erntemaschinen der Forst. Hoch türmen sich die Stämme der Fichten am Wege. Friederikes Windwurf wird aufgeräumt. Irgendwo hier muss die Grenze zwischen NP und Forstwirtschaft verlaufen, den sonst gebe es das nicht, das Aufräumen, das Ernten des Waldes. Bald liegt der Maschinenlärm hinter uns. Drücken unsern zweiten Stempel, die 75, ins Heftchen. Horste von Rippenfarn am Pfad begleiten uns zu den Hahnenkleeklippen. Hoch stehen wir in einer Wald-Heidelandschaft über dem Odertal. Rot leuchten die Beeren der Vogelbeere. Sie zeigt schon ein herbstliches Aussehen. Verschiedene Blätter der Zweige sind schon von grün ins rötlich-gelbe gewechselt. Die niedrigen Gräser gelb, die Heidelbeerenbüsche rotbraun vertrocknet, darüber weißdunkle Wolken am blauem Himmel. Am Hang gegenüber grüne Fichten mit eingestreuten Sprenkeln von silberfarbenen, vom Borkenkäfer getöteten nadellosen Stämmen. Oder aufwärts ziehen sich die gestorbenen Bestände am Hang hoch. Ein Wechselspiel zwischen Tod und Leben. Ein paar Birken kämpfen in den Gesteinen gegen den Durst. Oder abwärts ist die Welt der Fichten noch in Ordnung. Im satten nadelgrün überziehen sie die Wellen der Berge und Hügel. Die Hochfläche der Jordanshöhe im fahlen Gelb seiner Wiesen. Dort wird noch der Forstwirt das Sagen haben, dort muss noch Geld verdient werden mit dem nachwachsenden Rohstoff Holz. Im NP ist das weitgehend gewollt ausgeschlossen. Hier wird auf eine, sich natürlich entwickelnde, Wildnis gewartet. Trugbild der Hoffnung oder Wirklichkeit? Darüber wird in den Fach- und weniger Fachkreisen trefflich gestritten. Traurig wäre nur wenn der Plan eines Nationalpark Harz abgebrochen würde. Dann könnte man von einer super finanziellen Katastrophe aller Gegner und Befürworter sprechen. Ein kleines gelbes Blümchen, ein Korbblütler hinter dem Klippengeländer, dass sich hinter den sonnenverbrannten Heidelbeeren ins Licht drängelt ist ein kleines Zeichen der Gemeinsamkeit zur erwarteten Vielfalt der werdenden Wildnis. Weg mit den schweren Gedanken, der Gutschein lockt.

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