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2 um den Pfad zur

3 Osterkippe zu finden

4 Kelbraer Stausee

5 Blick zum Karstwanderweg

6 windgeschützte Aussichtsbank

7 Blick nach Nordwest

8 Vesper mit Wurst u. Tee

9 Warten auf Kraniche

Unsere Suchmaschine

Seite 3 

1 aufpassen ist angesagt

Es wird richtig lebhaft am Gegenüber. Uns bleibt nur ein Beobachten mit dem Fernglas. Kein Ãœberflug bei uns, kein Anflug vom Westen. Die weißen Punkte auf der Wiese sind verschwunden. Vor uns im seichten Wasser sind sie zu  Silberreihern geworden. So einen Schwarm der Weißen Vögel habe ich bisher noch nicht gesehen. Als wir von unserer Bank, hoch über der Numburg, die Ankunft der Kranichschwärme betrachteten sind die Silberreiher ungesehen von uns zu ihrem Schlafplatz ins flache Wasser des Sees geflogen, sodass wir uns verwundert die Augen reiben wo sie so plötzlich hergekommen sind.
Wir sind nicht mehr allein auf unserem Hügel. Hinter uns auf der Osterkippe stehen frierend im Wind jetzt Neuankömmlinge. Sie bringen Unruhe, treiben uns mit ihren Blicken von unserm Aussichtsplatz. Schön lange haben wir die Welt von hier oben aus ungestört betrachten können. Nun ist es Zeit den Platz, den auch die Sonne schon verlassen hat, zu räumen. Mit einem kurzen Plausch machen wir uns davon, steigen zur Numburg hinunter. Ganz so einfach geht das aber nicht. Der Weg da hinunter ist mit einem Elektrozaun versperrt. Das ist nicht weiter tragisch, wenn da nicht ein angsteinflößendes Rindergebrüll zu hören wäre. Ein kurzes Zögern, sollen wir oder? Da die unsichtbaren Rinder schweigen, wird das Fragezeichen gestrichen. Mit meinem Stock wird der Elektrodraht nieder gedrückt, der Weg frei gemacht. Steil geht es hinunter. Im Vertrauen auf meinen Knüppel in der Hand, mit der notfalls die Rinder eingeschüchtert werden könnten, gehen wir, meist mehr im Rutschen, den eingezäunten Pfad am Hang hinunter. Nicht lange, dann stehen wir vor dem nächste Draht. Der hängt so locker  an seinem Eisenpfahl, dass da noch viel Platz nach oben ist, ich den Pfahl samt Draht anhebe, schon sind wir auf alle auf der anderen Seite. Kein Rind gesehen, die Ängstlichkeit davor  verflogen, Selbstsicherheit wieder vorhatten und obendrein noch den Elektrozaun wieder stramm gespannt. Ein Schauer der Zufriedenheit zieht ins Herz.
Ein sich an einen hellen Karstbrocken anschmiegender Moschus-Reiherschnabel zeigt noch seine purpurroten Blüten. Sonst nichts mehr mit farbigen Blüten in den Karsthügeln. In die Gebäude der Numburg ist jetzt ein Naturschutzbund eingezogen. Die Mitglieder haben heute ein internes Fest. Wir müssen draußen bleiben. Neben einem Fledermauskeller fließt trotzt der Trockenheit noch Wasser über den Feldweg, mündet in einen kleinen Tümpel in dem sich eine Unzahl kleiner Fische tummeln. Sie sind nicht die Einziegen die sich hier tummeln. Viele Schaulustige tummeln sich nun auch auf dem Wege. Manche haben riesige Spektive dabei, stellen sie auf, betrachten die zum Schlafen einfliegende, die rastenden  Vögel. Die kommen immer noch weit weg von uns, in Scharen aus dem Osten angeflogen. Mir kommen Zweifel ob unser langer, immer geradeaus führender Heimweg nach Auleben besondere Freude bringen wird. Kein Vogel aus dem Westen, der untergehenden Sonne, taucht auf. Denn dieses Erlebnis ist das Besondere was es hier zu erleben gibt. Mutlos trotte ich dahin, immer in Hoffnung bald Kraniche über uns einfliegen zu sehen. Die Hoffnung erfüllt sich augenblicklich. Erst überfliegen sechs, dann sechzig, dann nur noch ein Trompeten über uns. Zählen kann man die einfliegenden Vögel nicht mehr. Von Süden kommend streichen sie niedrig über uns hin. Aus dem Westen tauchen sie auf, nehmen uns unter ihren Flügelschatten. Die anfliegenden Schwärme aus Nordwest, aus Richtung Nordhausen, sind von beeindruckender Stärke, verschwinden hinter den hohen Pappeln des Langen Rieths. Unmöglich sie zählen zu können. Es sind hunderte, wenn nicht Tausende von Kraniche die da einfliegen. Angeblich sollen es 18000 Kraniche sein die hier einfliegen, rasten. Was wir an diesen Abend erleben wird diese Zahl noch weit übertreffen! Ein grelles Licht schaukelt durchs Rieth, kommt über die Wiese näher. Zwei Radler sind es, die über eine Wiese hoch zu uns radeln. Lockeren Tritts der mit dem strahlendem Scheinwerfer, sich abquälend der Zweite. Unsicher wirken sie, als wir auf der Straße stehend sie erwarten. Das schlechte Gewissen mit ihrem Fahrrad durch die weidenden Kraniche gefahren zu sein, spiegelt sich in ihren Gesichtern. Ein älteres Ehepaar wie sich herausstellt auf Tour um den Kelbraer Stausee. "Wir wollten nur ein wenig abkürzen" die Entschuldigung der Dame mit der Laterne am Rad. "Ist ein wenig spät geworden, gut dass wir die Straße erreicht haben. Er kann nicht so schnell". -Er-, das ist ihr Ehemann, der muss sich selbst bemühen sein Rad über die höckerige Wiese zu strampeln. Schach kaputt ist der arme Kerl. Sie mit einer Batterie unter den Hintern, besser unter dem Sattel, braucht sich nicht zu schinden. Im Gespräch verspricht sie uns dann: "Zu Weihnachten bekommt er auch so ein Batteriebetriebenes!  Der Glückliche!
Immer noch herrscht Fußgängergegenverkehr der Kranichgucker. Nur vereinzelt zieht es, so wie uns, Beobachter nach Hause.
Immer wieder alt, immer wieder neu, immer wieder anders, schön und beeindruckend der Ausflug nach Auleben zum Helmestausee, zum Rastplatz der Kraniche. Ein Wiederkommen ist fest im Herzen verankert, ist wieder aufgefrischt vom heutigen Erleben, vom Schrei der Kraniche, von den Vögeln des Glücks.

Otto Pake

10 Abstieg in den Abend

11 Wollköpfige Kratz-Distelrosette

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