2018.03.20.
Der halbe April ist schon vergangen. Der Vorfrühling mit der Haselnussblüte, der Schneeglöckchenblüte ist schon durchs Land gezogen. Jetzt mit der Blüte der Salweide, dem Laubaustrieb der Rosskastanie, dem weißem Schleier der Kirschpflaume, der Schlehe beginnt der Erstfrühling. Es ist die Zeit der Sommerträume lockt, da muss man unterwegs sein, durch die ergrünende Landschaften laufen. Da scheint die Sonne warm auf die Haut, der raue Wind wird milder und die Luft ist voller Düfte. Ich bin allein unterwegs. Wandere von Isingerode nach Bad Harzburg. Am Itschenkrug, zwischen Schladen und Hornburg in Niedersachsen, bin ich aus dem Auto gestiegen. Ein kurzer Gang hoch auf die östliche Okerterrasse, vorbei am Friedhof des Ortes, schaue ich durch die noch etwas schütteren Sträucher und Bäume über Isingerode hinweg auf Schladen, seinen Silos, dem Schornstein seiner Zuckerfabrik, den Baggerseen. Der Grasweg im sonnigen hellem Grün, eingefasst von ergrünenden Bäumen, Gebüschen. Im Unterholz die duftende gelbe Blüte der Mahonie, einem immergrünen, eingewanderten Sauerdorngewächs aus N-Amerika. Seine im Herbst blauschwarzen Früchte sind essbar, können als Marmelade auf dem Butterbrot landen. Der Wiesenweg öffnet sich ein wenig. Das östliche Gebüsch weicht einem kniehohen Rapsfeld. Am westlichen Hang der Terrasse macht der Wald-Gelbstern auf sich aufmerksam, präsentiert seine hellgelben, sechs Blütenblätter. An der ehemaligen Innerdeutschen Grenze endet der Weg oberhalb der Terrasse, führt hinunter zu ihrem Fuß. Nun, in Sachsen-Anhalt, bleibt der Weg bis zum ehemaligen Patrouillenweg am Hangfuß, schwenkt dann ab in die Feldflur. Ein kleiner, fast unsichtbarer Pfad am Hang, zieht aber weiter, bietet sich an, bringt mich nach Göddeckenrode. Aufpassen heißt es, auf Pfad und Frühlings-Vegetation. Auf Buschwindröschen, den Aronstab mit seinen großen, mal gefleckten, oft aber unbefleckten, Blättern. Auf kleine Tümpel die außer feuchten Füßen noch nichts bieten, auf die in trockenen Bereichen spitzen Triebe der Maiglöckchen. Auch Bärlauch ist vertreten, hält seine Blütenknospen noch unter seinem Laub versteckt. Die Weißwurz steht kniehoch über den im zarten Blau blühenden Efeublättrigen Ehrenpreis. Aufpassen wo man seine Füße hinsetzt muss man schon, um die erwachende Pracht nicht umzutreten. Auf dem Kirchplatz ist Frühlingsputz angesagt. Das Küsterpaar am Aufräumen. Die Kirche bleibt für mich verschlossen. Der dicke Schlüssel für das Bügelschloss der Eisenkette hängt Zuhause am Schlüsselbrett. "Ja, wenn wir das gewusst hätten" die Antwort auf meine Frage zum Betreten der Kirche. Auch gut, bleibe so im Sonnenschein und erfreue mich an den weißen Blüten der Gänseblümchen im Rasen, den gelben Forsythien, dem lachroten Blühen der Scheinquitte in den Gärten. Genau gegenüber dem Kriegerdenkmal führt ein kleiner Pfad mich weiter, trifft auf eine Straße und endet. Rechts ein sehenswertes Doppelhaus. Zwei Wohnkulturen nebeneinander. Eine bürgerliche der älteren Generation mit flatternder Wäsche an der Leine auf dem Hof, Gemüse- und Blumengarten. Eine junger Leute mit Blumenecken im Rasen und Fotovoltaik auf dem Dach. Äußerst gegensätzlich, aber hübsch anzusehen. Schon ist Gödeckenrode verlassen, mein Weg verläuft weiter am Fuß der Okerterrasse. Rechts in der Niederterrasse, dem vergangenen Bett der alten Oker, grüne Felder, nur eingegrenzt von Gehölzstreifen am Eckergraben, dem Wassergraben der die Mühlen in Niedersachen und Sachsen-Anhalt bediente. Gewaltig breit mäanderte hier der Gebirgsfluss Oker in die Fläche. Floss nach jedem Hochwasser in einem anderem Bett. Schleppte Harzer Gerölle, Kiese und Sande mit sich, lagerte sie auf breiter Fläche ab. Die Baggerteiche von Wöltingerode, von Schladen zeugen davon. Am Hang in der Sonne, im Trockenen, wachsen Hasen-Segge und Rentierflechten.
Bald begleitet mich rechts ein kleiner Graben, ein Abzweig vom Eckergraben, Er versorgte früher mit seinem Aufschlagwasser die Mühle in Wülperode. Jetzt ist von ihr nichts mehr zu sehen, wenn man von den verwilderten Kirschen, den in Samen stehenden Schneeglöckchen die im Mühlengarten wachsen, einmal absieht. Eine lange Stange mit einer runden Unterlage zum Nestbau eines Storches wartet wohl schon lange vergebens auf einen Nutzer. Die Feuchtwiesen Nutzung mit Rindern findet nicht mehr statt. Auf den intensiv genutzten Ackerflächen ist Storchennahrung nicht zu finden und bevor ein Storch hier hungern muss, da kommt er erst gar nicht.
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