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1 Sonne im Vorland

Sie sind schon an uns vorbei als sie sich geeinigt haben. Hornbach wird zum Sieger erklärt. Ein entgegenkommendes Pärchen bleibt stehen. Prächtig, zünftig  sind sie gekleidet. Bestimmt haben sie ihre Ausrüstung des vergangenen Jahres, so wie weggehängt, wieder angezogen. Damals bestimmte der Winter den Tag. Bis an die Knie reichen ihre Gamaschen. Der Herr trägt sie in rot, die Dame in lindgrün, oder gelbgrün? Oben herum sind Beide eingehüllt in Klamotten die Außentemperaturen von -25 Grad C. trotzen. Er betrachtet mit Inbrunst sein Handy, flüstert mit seiner Begleiterin. Die wiegt sachte ihren Kopf hin und her, schaut in Richtung Brocken, nickt im leicht zu. So ganz pralle Lust weiter zu gehen wird dabei nicht ausgedrückt. Wir sind vorbei, haben die Beiden schon vergessen. Wechselhafte Himmelsbilder. Die Sonne drückt, verschwindet wieder. Habe die Hoffnung meinen Wanderfreund Udo aus Höxter/Weser zu treffen, verloren. Bestimmt hat der Regen sein Kommen verhindert. Kurz vor dem Haltepunkt Goethe Bahnhof  kommt uns ein Zug entgegen. Er dampft und zischt wie der Erste. "Was für eine Umweltverschmutzung" meckert Rita. "Ich liebe den Qualm, den Ruß in der Luft" foppe ich. Versuche die dampfende, qualmende Vorbeifahrt der Lokomotive ins Bild zu kriegen. Fotografiere sie wie sie dem Brocken entgegen schnauft. Wer macht das Gleiche? Die Gamaschen tragenden Winterwanderer! "Ihr wart aber nicht auf dem Brocken, oder?" "Nein, es langt für heute, zu warm!". Hinter der Luisenklippe des Quitschenbergs wird die Torfhaussiedlung für einen Augenblick sichtbar. Grau wie die Felsen zeigen sich die Neubauten der Ferienhäuser. Günter hat es eilig. Etwas lockt ihn nach Hause. "Hoffentlich rennt der Kerl nicht am Abzweig zum Torfhaus vorbei" streicht es mir durch den Kopf, sage es Rita. "Macht der nicht" meint sie. So ist es mit Meinung und Tatsächlichkeit, nicht immer sind sie Deckungsgleich. Mit etwas zögerlichen Schritten zwar, sich umdrehend, ist er auf dem Weg zum Dreieckigen Pfahl. Ein Armzeichen bringt ihn zurück. Am Eckersprung qualmt es als ob schon wieder eine Lokomotive um die Ecke biegt. Nur der Lärm fehlt. Eine Dame saugt  an ihrer Elektrozigarette, bläst den inhalierten Rauch gleich eines dampfenden Lokomotivschornsteins in die Luft. Günter, der statt einer Curywurst, einen Riesen Teller Nudeln beim Brockenwirt gegessen hat, denkt an sein mitgenommenes Butterbrot. "Wenn ich das wieder mitbringe gibt es Keins wieder" mit diesen Worten wird sein Hunger hervor gelockt. Die frischhaltende Aluminiumfolie wird gelockert die Bemme etwas freigelegt und so während des Laufen verdrückt. Bald flattert die Silberfolie im Wind, segelt ins grüne, wegbegleitende Moos. Günter schaut belustigt hinterher; hat kräftig zu kauen an seiner Bemme. Mir rutscht raus:" Willst Du das da liegen lassen?" Will er, der immer am Reinigen unserer Harzklubhütten ist, jedes weggeworfenes Tempo oder sonstiges Papier oder Folienstück in ihrer Umgebung aufsammelt? Macht er natürlich nicht, doch Rita ist schneller, steckt die Silberfolie ein. Günter blickt mich nur an. Mir bleibt ein schlechtes Gewissen, dass sich, während er den Rest seines Silberpapiers mit den Händen zusammenknüllt, noch verstärkt.
Erst später am Abgegraben, am Fehlschlag, der zwar immer noch überläuft, doch nicht mehr so viel Wasser wie am Morgen abgibt, da spricht Günter wieder mit mir. Das Leuchten, die magische morgendliche Stimmung des Radaumoores ist verschwunden. Nachmittägliches Grau liegt über dem weiten braungelben Moor. Abgestorbene Fichtenriesen am Abbegraben überragen ihre grünen Nachkommen um das Vierfache. Im rotbraunem Wasser des Graben spiegelt sich ihre Gemeinschaft. Noch immer schwimmen weiße Schaumflocken wie segelnde Boote vorbei. Noch immer grenzt das alte Trockenmauerwerk der Wasserbausteine den Graben ein, gibt ihm Halt und Führung. Reger Verkehr auf der B4, halb voller Parkplatz auf Torfhaus, wenig Fußgänger. Weiße Wolken, Sonnenschein über Bad Harzburg.

Otto Pake

10 Moorwildnis

11 zwischen jung und alt

12 alles am Fließen.

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