2018.12.03.
Zum zeitigen Frühstück ist der ersehnte Regen endlich da. Es plästert kräftig. Die Welt verhangen, die Berge in Wolken. Ausgerechnet heute am Tag des Gedenken als der Zaun, der den Brocken umschloss, aufgeschlossen wurde, da öffnet der Himmel seine Schleusen. Den ganzen Sommer über haben wir auf Regen gewartet, jetzt haben wir ihn, stellt unseren Ausflug in Frage. Wir hadern bei dem Sauwetter zum Brocken hoch zu steigen. Zwei Stunden später ist das intensive Schauer vorüber. Leichter Nieselregen hängt noch in der Luft. Kein Grund den Hintern in der Stube zu lassen. Unser Harzklub bietet einen Spaziergang zum Brocken an. Start um 9:15 von Bad Harzburg, Brocken- Gedenkfeier 11:30 Uhr. "Ich will da nicht hin jachtern, da nass geschwitzt ankommen. Wenn, dann starten wir früher", die Entscheidung Ritas.
Die Torfhaussiedlung um 9 Uhr: Nass, neblig und verlassen. Die Stimmung gleicht der Unsrigen. Noch nie habe ich Torfhaus so leer und einsam angetroffen. Keine Menschenseele rennt umher, will hoch zum Brocken. Ordentlich muss es hier geregnet haben. Alles was Wasser sammeln kann ist voll gelaufen. Braunrotes Moorwasser strömt im Trockenmauerbett des Abbegraben. Weiße kleine Schauminseln, wie schnelle helle Boote, schwimmen auf ihm. Günter, unser 80 jähriger Wegewart vom Harzklub und der Abbegraben sind unsere Begleiter. Dämmerlicht unter den Fichten, ihre Nadeln federn den Schritt. Der Borkenkäfer ist schweigend bei seiner Arbeit. Der ehemalige dunkle Fichtenwald zeigt urwüchsige, ja grausame Bilder gefallener, abgestorbener Fichten. Ein Wald im Umbau, ein sich selbst überlassener Wald im Entstehen. Nur selten wird vom NP noch in seine Struktur eingegriffen. Nur zur Sicherungspflicht seiner Besucher, dem Bestandsschutz des Wasserregals der Harzer Wasserwirtschaft, soll und wird noch in seiner Dynamik umher gestochert. Sägeschnitte der gefällten Stämme, eingefügte Wasserbausteine, erneuerte Wasserabschläge, die Fehlschläge des Grabens, zeigen das. Braungelbe Töne der anspruchslosen Gräser des Radaumoores, der Heidekrautgewächse, die wassergefüllten Schlenken strahlen beeindruckend im Grau des morgendlichen Lichts. Nehmen die Seele mit auf eine Reise in die Unendlichkeit. Hellgrüne Torfmoose, dunkelgrünes Widertonmoos, gelbe nickende Pfeifengrashalme haben die Ufer, die Trockenmauern des Abgegraben überwachsen, legen sich wie bunter herbstlicher Wall auf, über seine Ufer.
Silberfarbene Flechten überziehen die toten liegen Fichtenstämme, klettern an den noch aufrecht Stehenden empor. Aus jeden den alten Entwässerungsgräben der Forstwirtschaft plätschert Wasser in den Abbegraben, füllt ihn über seine Norm. Überlaufende Fehlschläge regeln seinen Wasserstand, schützen ihn vorm Überlaufen, vor Zerstörung. Nicht weit ist es um die Ableitung des Grabens von der Abbe anzusehen. Ein kleiner etwas verborgener Pfad bringt uns hin. Rechts fließt der Graben in flotter Strömung, links zeugen weggeworfene Papiertücher, dass es auch hier im Verborgenem manchmal ordentlich strömen muss. Muss ja auch einmal sein, aber so einen Dreck danach zu hinterlassen ist eine absolute Sauerei, weit jenseits meines Verständnis. Die alten Brückenbohlen über die Abbe enden im Nichts, im Wildnisgepolter. Der Rückweg zur Tafel des WasserWanderWeg 1 bringt noch einmal die linke Freude zur rechte Seite. Doppelte Freude!
Ärgern wir uns nicht weiter über die sorglosen Verschmutzer.
Der Quitschenberg, der nun links von uns liegen bleibt, hat den Waldumbau des Borkenkäfers schon ein paar Tage hinter sich gebracht, steht im satten jungen Fichtengrün.
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