2018.10.20.
Gestern strahlte noch der Sonnenschein.Er brachte die Quecksilbersäule wieder auf 23 Grad C.. Mich noch einmal zu einem Mittagsschläfchen in die Hängematte im Garten. Am Morgen steht das Thermometer auf 5 Grad, die Berge eingehüllt in bewegungslose Nebelwolken. Erst gegen Mittag setzt sich die Sonne durch, löst sachte die Nebelwolken auf. Lockt mich auf zu einem Spaziergang über den Butterberg. Hadere ein wenig mit Jacke oder Weste. Entscheide mich, trotzt der gerade einmal 6 Grad C. Außentemperatur, für die Weste. Auf dem Kammweg des Butterbergs ist es aus mit der Windstille. Sanft, aber stetig zieht ein kalter Nordwind, mehr ein Nordhauch über den Kamm. Nicht nur über den Kamm, auch durch die Ärmel meiner Fließjacke. Mich fröstelt ein wenig und ich denke an die daheim gelassene Jacke mit den langen Ärmeln. Doch die Bewegung bringt Wärme in die Glieder, das Lichtspiel der Sonne zwischen den Bäumen Ablenkung und so vergeht das Frösteln nach ein paar wenigen Schritten. Das Schattenspiel der schräg einfallenden Sonnenstrahlen mit den herbstfarbenen, vertrockneten Laubblättern an den hellen, glatten Buchenstämmen nimmt mich gefangen. Immer neue Schattenvarianten zeigen sich. Mal wird der Blattschatten korrekt wieder geben, dann völlig in der Länge verzogen, manchmal im Windzug leicht wackelnd, dann wiederum schnell und unruhig umherflatternd als würde der Blattstiel den Auftrag erhalten haben mir zuzuwinken. Immer wieder fliegt ein braunes, ein goldenes, ein rotes, ein grünes Blatt meist lautlos zur Erde. Mal raschelt und knackt es, wenn Bucheckern oder Eicheln losgelöst aus ihren Fruchthülsen, über Zweige und Äste springend einen Platz am Boden suchen. Unter meinen Stiefeln raschelt das trockene Laub. Fast schwerelos segelt ein noch grünes Eschenblatt vorbei, legt sich leise auf die hellbraune Schicht der Buchenblätter die den Waldboden bedecken. Die Eschen sind wie immer etwas wunderlich. Im Frühjahr kommen sie mit dem Grünwerden nicht zu Potte und jetzt weigern sie sich herbstliche Farben zu zeigen. Grasgrün lassen sie ihre Blätter fallen. Doch ihre Samenbüschel an den Triebspitzen, die lassen sie noch nicht los. Damit warten sie noch auf den ersten Sturm der durch ihre Wipfel bläst, ihre lang geflügelten Früchte durcheinander wirbelt, sie mitnimmt auf eine Reise ins Unbekannte. So ähnlich macht es auch der Ahorn. Nur, dass der oft mit der Farbenpracht seiner Blätter, dem Herbst sein rot-buntes Bild verleiht. Auch er wartet auf den Herbstwind, der seine Früchte ins Kreiseln bringt, sie fortträgt von seinem Erzeuger um sie irgendwo neu zu keimen, starten zu lassen.
Der Nordhang des Butterbergs wird wieder zunehmend von Weidetieren bewirtschaftet. Eingegatterte Schafe blöken. Eine Ziegenherde mit hellklingenden Schellen grast oberhalb der alten Wasserfassung von Westerode, drei Pferde suchen zwischen trockenen hohen Gräsern ihr mageres Futter, sechs Esel klettern am steilen Hang des Ganterkopfs nach letzten Halmen. Ein im Mantel eingehüllter Herr auf schwindsüchtig knatterndem Quad mit angehängten Mäher kreiselt am Hang entlang, sichelt die von den Eseln verschmähten Gräser ab. Ein Trupp Rabenkrähen wartet in angemessener Entfernung auf das Abstellen des lärmenden Fahrzeugs, dem Ende der Mähaktion, sind bereit für die sättigende Nachsuche.
Eine starke Hainbuche stellt ihren unregelmäßigen, verdrehten, spannrückigen Stamm in die Sonne. Gibt sich Mühe das verbliebene Astloch eines abgestorbenen Astes zu überwallen, es zu verschließen. Die "Liegende", ein rindenloser Ulmenstamm mit weiblichen Formen, hat der Efeu mit einer grünen Decke überzogen, verhüllt ihre Blößen. Über verschlossene Wunden vergangener Zweige der Rotbuchen ziehen sich schwarze geschwungene Linien, Augenbrauen oder schwebenden Vögeln gleich, über die Rinde.
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