"Danke" sagt der Kellner und verschwindet. Der Gastraum hat sich so sachte gefüllt. Kein Platz mehr in der Hütte. Mein Bier, ein kleines, ist ausgetrunken, der Kellner kommt zurück: "Heidelbeeren sind aus". Den vorwurfsvollen Blick der Dame nimmt der Kellner nicht wahr. "Auch mit Butter und Mohn"? Ein Drucksen. "Dann mit Butter und Mohn, aber heiß muss er sein, nicht wieder halb gefroren wie beim letzten Mal". "Einmal Mohn mit Butter" wird im Abgang gemurmelt. Zuerst kommt der Camembert, dann das Bauernfrühstück, die beiden Currywürste, mein leeres Bierglas wird entdeckt, wird neu aufgefüllt. Zum Schluss werden die Germknödel serviert. "Meiner ist kalt" meldet sich eine der Damen. Meiner auch" die zweite der Damen. Unter ungläubigen Staunen nimmt der Kellner die beiden Teller mit den kalten Germknödeln wieder mit. Der dritte Germknödel ist wohl nicht ganz so kalt. "Es ist nur der Teller der kalt ist, der Germknödel geht schon" die dritte der Germknödelliebhaberinnen. So speisen wir zu fünft. Die beiden kalten Germknödel tauchen nicht wieder auf. Dafür der Kellner: "Die Germknödel waren heiß. Wir haben sie in der Küche aufgeschnitten, sie waren heiß und in Ordnung. Sie kriegen aber Neue" blafft der Kellner. "Sie brauchen die Germknödel doch nur heiß zu machen" der zarte Einwand einer der Damen. "Sie kriegen neue Germknödel, dauert nur etwas". Beleidigt trabt der Kellner davon. Lange schon sind unsere Teller leer. Es heißt warten auf die beiden neuen Germknödeln. Wir sitzen vor den leeren Gläsern und Tellern warten noch immer auf die beiden neuen, (das Germ- lasse ich jetzt weg, weiß sowieso nicht was das Germ- bedeutet, für mich sind das stinknormale Hefeknödel), Knödel! Statt derer kommt der Kellner, hat wohl mitbekommen, dass ein Meutern am Tisch beginnt. Hat die Worte gehört: "Soll der doch seine Knödel behalten, wir gehen jetzt". "Sie haben selber Schuld, dass sie so lange warten müssen, Die Germknödel sind nicht kalt gewesen, nun müssen sie halt warten bis die Neuen fertig sind! Selbst Schuld sind sie; nicht ich und auch nicht die Küche". Zorn bei den beiden Damen. "Hier bin ich das letzte Mal gewesen" die Eine. "Die waren wirklich kalt" die zweite der Damen. Das musste wohl einmal raus, dachte sich der Kellner. In seinem abfallenden Zorn bringt er sogleich die neuen, nun dampfenden Germknödel. Der Kellner verschwindet. "Die sind wieder kalt" wird gemault, mault eine der Damen als sie den Teller annimmt. Mir wird schwül. "Der Knödel ist heiß, der dampft doch, es ist nur der kalte Teller der dich irritiert, der ist nämlich wirklich saukalt. War bei mir vorhin genau so", der Widerspruch der Dame, die den lauwarmen Germknödel von der ersten Partie aufgegessen hat. Ein irritierender Blick wandert über den Tisch. Schweigend wird Messer und Gabel aufgenommen, der Knödel unter den Blicken der Ungeduldigen, die weiter wollen, zerteilt und verzehrt. Leichte Unzufriedenheit umweht unsere kleine Gemeinschaft. Die verfliegt aber draußen sofort wieder. So sachte hat die Sonne den Dunst auch aufgefressen. Traumhaft schön die Winterlandschaft unseres Harzes. Selbst der Luchs hinter dem Gitter seines Geheges sitzt ruhig in ihren wärmenden Strahlen. Auch viele Fichten auf dem "Brand" hat die "Friederike", der vergangene Sturm aus den Boden gehebelt. Forstarbeiter haben ihre Stämme zu Poldern aufgestapelt. Weit schweift der Blick von hier nach Norden ins Land hinaus. Grüne, braune und gelbe Äcker leuchten herauf. "Blüht da schon der Raps? Oder was leuchtet da gelb"? Da kann ich nur mit dem Kopf schütteln. Gestern bin ich noch da unten durch das Land gefahren, da war von gelben Äckern nichts zu sehen. Die Frage bleibt unbeantwortet. Am "Kreuz des Deutschen Ostens" hat die "Friederike" die starke alte Birke umgepustet. Im Fallen hat sie gleich zwei Fichten mit umgerissen. Eine dünne Schneedecke liegt wie ein weißer Trauerschleier über dem Geschehenen. Unbenutzt bleibt der Stempel der Harzer Wandernadel, der in der Schutzhütte seine Dienste anbietet. Jeder von uns hat ihn schon längst ins Heftchen gedrückt. An der Säperstelle wollen sich zwei von uns absetzen. "Dann brauchen wir uns nicht durch den Sumpf runter ins Stübchental zu quälen, können mit der Schwebebahn vom Burgberg fahren und sind gleich Zuhause".
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