Anfang April wenn im Schimmerwald schon das große Blühen beginnt ist es etwas höher noch teilweise winterlich. Gerade sind die letzten Schneereste verschwunden da rührt sich was auf dem Waldboden, da drängeln sich an sickerfeuchten Stellen die weißen Blütentrauben der Pestwurz ans Licht. Los gewandert sind wir oberhalb des Raudauwasserfalls am Parkplatz an der Straße zum Eckerstausee. Der Brocken ist ausgeschildert, in die Richtung geht es. Erst ein kleines Stück entlang der rauschenden Radau, dann steil hinauf durch das Lohnbachtal zur Luisenbank. Hier eine tolle Sicht auf die Staumauer, der weiten Wasserfläche der Talsperre, den Scharfenstein. Nur kurz ist die Pause, der Rundweg um die Eckertalsperre lockt. Bizarr bewachsene Fichtenstuken eingefasst mit noch im braunen Laub stehenden jungen Rotbuchen. Im feuchten Graben die gelblich-grünen Blüten des Gegenblättrigen Milzkraut, nicht wie es antäuscht ein Wolfsmilchgewächs, ein Steinbrechgewächs ist es. Ein kleiner Strauß für die Vase daheim, ist eine schöne lang haltende Erinnerung an unsere Wanderung. Am Treppenabstieg zur Sperrmauer die Pracht der weißen Pestwurzblüten. So ganz ohne Blattwerk schieben sie ihren Blütenstand ans Licht; nächtlichen Frost schütteln sie ab. Wir bleiben an der, in der Sonne liegenden Westseite des Stausees, genießen den Blick nach Osten über das Wasser, zu den Türmen, den Bauten auf dem Brocken. Die uns rechts begleitenden Eckergneis-Felsen, mit ihren gerissenen Strukturen, zeigen die Kraft des Granit, der aus der Tiefe ansteigend die überliegenden Sedimente bei großer Hitze umformte, zu Eckergneis erstarren ließ. Das gesamte Becken der Talsperre liegt in dieser Gesteinszone. Wurzeln der Fichten graben sich tief in die Gesteinsspalten, sprengen es auseinander. Moosarten besiedeln ihre Spalten und Risse, eine Vielfalt von Mauerflechten überziehen sie. Gleich nach dem Einlauf der Ecker in den Stausee verändert sich das Bild. Nicht mehr der kantige, mit Rissen durchzogene Eckergneis, nein, schön abgerundete Granitblöcke bestimmen das Bild am ansteigenden Weg, der um 1895 von Braunschweiger Pionieren angelegt worden ist und darum "Pionierweg" genannt wird. Verschiedentlich finden sich Einritzungen in den Granitblöcken. Schwarzbraun ist das Wasser der Ecker. Hinter Gefällestufen sammelt sich weißer Schaum auf dem dunklen Wasser. Im Sonnenschein wechseln seine Farben in rötlich-braunes Orange. Huminsäuren aus den umliegenden Mooren zeigen sich so an. Bretterpfade führen uns über diese Moore, geben uns ein Bild der vielen Arten der Sumpf-, der Torfmoose. Es gibt keine Brücke bei der Eckerquerung. Trittsteine bringen uns nach Sachsen-Anhalt, in die Mittlere Peseke. Biegen nach links ab, wandern auf dem hübschen grünen, sonnigen Waldweg zum Scharfenstein mit seiner Stempelstelle, seiner kleinen Einkehr bei Halberstädter Bockwurst und Hasseroder Export oder Pilz. Aufpassen muss man, dass man es nicht übertreibt mit dem Auerhahngebräu, denn die Besteigung der Scharfensteinklippe ist Pflicht und die köstliche hellbraune Brühe schmeckt nicht nur, sondern macht auch müde Beine. Diese können wir aber noch nicht gebrauchen! Also aufgepasst. Auch auf die Feuersalamander die sich in den Wegepfützen sonnen, wahrscheinlich nach einer Braut Ausschau halten und sich so den Gefahren der Stiefelsohlen aussetzen. Da ist der Lurch eins mit dem Menschen; Liebe schiebt Gefahren in den Hintergrund! Oder sind sie nur aus auf eine Mahlzeit von dem Laich der Kröten und Frösche die im flachen Tümpelwasser abgelegt wurden, auf ihren Schlupf warten? Den vom Borkenkäfer hingerafften Fichten hat der Sturm den Rest gegeben, hat sie auf ein Drittel ihrer Höhe abgebrochen übereinander geworfen. Noch ist das Bild chaotisch, doch es grünt schon zwischen den toten Stämmen. Bald baut sich der Wald selbständig wieder auf, wird schöner wie zuvor. An der Sperrmauer wieder ein Stempelkasten. Ein Grenzpfahl auf der Mauer. Heute für uns bedeutungslos. Vor 25 Jahren mit Mauer und Stacheldraht geschützt, trennte sichtbar die Grenze Deutsche von Deutschen. Vergangen! Tief unterhalb der Sperrmauer das Wasserwerk. Hier wird das Eckerwasser "gewaschen", in die Haushalte nach Wolfsburg, Salzgitter, Bremen geschickt. Auch Bad Harzburg wird damit bedient. Doch die Gemeinden östlich der Ecker, die bekommen ihr Trinkwasser von einer anderen, der Rapp-Bodetalsperre. Noch immer spielt die Welt, nicht nur hier bei uns, verrückt! Der kurze Weg zur Luisenbank ist gleich geschafft. Glück hat man wenn gerade ein Bus kommt und man einsteigen kann. Sonst, wie gekommen, den gleichen Weg zurück, oder über das Molkenhaus (Stempel) mit Wildfütterung und einer weiteren Einkehr. Zurück von hier, entweder über den Winterberg zum Auto bei dem Radauwasserfall, oder über den herrlichen Weg durch Buchenwald über die Ettersklippe zum Großparkplatz in Bad Harzburg.
Immer wieder zieht es mich zur Ecker, ins Eckertal. Sie, es hat etwas Erlebenswertes. Sie, es macht glücklich.
Otto Pake
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