Nach unserem Brockenmahl noch einmal zur Brockenkuppe. Ein Vorbeikommender wird eingefangen um uns Drei abzulichten. Schnaufend, mit weißer Rauchfahne im Schlepp kommt ein Zug der Brockenbahn angerattert. Ein schriller Pfiff der Lokomotive macht ihr den Weg frei, treibt die Wanderer von der Bahntrasse. Wir verlassen hier Goethes Spuren, der ist Richtung Torfhaus abgestiegen. Wandern nun auf den von Heinrich Heine über den Plattenweg zum Scharfenstein herunter. Viele Wanderwege trägt der Plattenweg. Den Teufelsstieg Richtung Bad Harzburg, nach Ilsenburg absteigend ist es der Heinrich Heine Weg, nach Eckertal der Harzer Grenzweg und für die Unbedarften ist es der Hirtenstieg. Zwar die neue Version der Grenztruppen der DDR, die den alten Stieg der Hirten zum Brocken, als Fahrstraße ausbauten,. Auf jeden Fall aber ist er der Weg vom Brocken mit der prächtigsten Aussicht ins nördliche Harzer Vorland. Ein besonderer Blick schenkt uns die Bismarck Klippe links des Weges. Eckertalsperre, Burgberg, Bad Harzburg, die Rabenklippe, die Uhlenköpfe, das untere Eckertal und, und, und. Doch der Plattenweg hat es in sich. Hier wird bei jedem Wanderer getestet ob die Schuhe auch passen, richtig geschnürt sind. Schon mancher Zehennagel, vor allem der vom großen Zeh, ist hier schon verloren gegangen. Auch stabile Stoßkuppen von Wanderstiefeln haben die Schärfe der Ränder der länglichen Löcher in den Platten ertragen müssen. Haben sich vom Leder gelöst, sind abgerissen und verflucht worden. Auch mancher Knöchel, manches Knie ist an seine Belastungsgrenze beim Abstieg gestoßen. Doch nicht nur Schlechtes ist von den Plattenlöchern zu berichten. Nein, richtig kleine Gärten sind in ihnen gewachsen. Jeder Garten mit einmaliger "Bepflanzung". Hier verschiedene Gräser, dort eine Fichte, eine Weide beide immer wieder kurz getreten, doch lebensstark. Dort ein blühender Hahnenfußgarten, dort eine sich duckende Brunelle, hier ein Wald-Ehrenpreis der sich nicht unterkriegen lässt. Wenn man schon aufpassen muss wo man hintritt sollte man auch diese kleinen Wundergärten nicht übersehen. Unser David ist davon total begeistert. "Da habe ich noch nie drauf geachtet" gesteht er. Zweite Einkehr in der Rangerstation Scharfenstein. Der Ranger liest die Volksstimme. Freut sich über uns Gäste. "David möchtest du auch ein Weizenbier"? David möchte nicht. "Einen Kaffee" bitte. Der Ranger hat verstanden. "Auch etwas zu essen"? Wir bestellen Bockwurst mit Brot, David genehmigt sich hinterher noch ein Stück Kuchen. Der Arme musste wohl leiden? Neue Gäste. Zwei Männer in Wanderkleidung. Einer verwegener als der Andere. Ihr Wortführer ein kleiner drahtiger lebhafter Mann. Zum Ranger gewandt: "Mach uns mal zwei Würstchen und zwei Bier". Der nickt bringt das Bier. "Die Würstchen dauern ein bisschen". Kopfnicken des Kleinen mit einem Tuch als Mütze. Der blättert in der immer noch in der auf dem Tisch liegende Volksstimme. "Scheiß Blatt steht nichts drin". Zu seinem Kameraden: " Liest du auch Zeitung"? "Heizt du noch mit Kohle" schallt es zurück. David unserem Zeitungsmenschen klopft das Herz im Halse. Sagt aber nichts zu dieser fiesen Bemerkung drängelt nur ein wenig zum Aufbruch. "Das war fies was" locke ich ein wenig. "Da bin ich einiges gewöhnt in meinem Beruf. Da schreibt doch eine unserer Leserinnen in Braunschweig: Wechseln sie bitte wieder ihre Papierqualität. Das neue Papier verrottet so schlecht auf meinem Kompost"!
Wir hören noch eine Geschichte des Kleinen mit dem Tuch als Mütze. Er erzählt in begeisterten Worten wie er in 18 Stunden in einem Rutsch von Fallersleben zum Brocken gelaufen ist. "Um 18 Uhr los, in der Morgendämmerung kurz vor Isenburg, kurz nach Mittag auf dem Brocken". Soviel Begeisterung kann man nicht schwindeln. Zwei
außergewöhnliche Gestalten. Wir verabschieden uns von dem Redeschwall machen weiter mit dem Teufelsstieg.
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