Durch die offene Feldmark führt der R1 in Richtung Hahausen. Träume, als ich die Straße K53 erreiche, von einer Abkürzung meines Weges über das Vorwerk Klingenhagen. Träume von einem Pfad am Kaltebach entlang, um den R1 wieder zu erreichen. Es bleibt ein Traum. Klingenhagen ist Sackgasse! 1km Kreisstraße ist angesagt. Rund gefahren ist diese. Richtig laufen am Straßenrand geht nicht. Immer wird zur ebenen Mitte gedriftet. Ein paar Autos kommen schon entgegen, die sieht man kommen. Die von hinten sind das Problem. Könnte ich nur die Ohren wie die Hasen nach hinten drehen, mein Schritt auf der Straße würde sicherer! So bleibt mir nur ein häufiger Blick nach hinten. Beiderseits meines Weges blüht in dichten Streifen am Ackerrand die Weiße Lichtnelke, ab und an leuchtet auch eine der Roten herüber. Mitten auf der Straße in einem Loch im Asphalt grünt der Raps. Duckt sich unter den über ihn hinweg rollenden Autoreifen. Bis zur Blüte im Frühjahr wird er es bestimmt nicht bringen! Entweder die Straßenbauverwaltung lässt das Loch verfüllen, oder und das ist Wirklichkeitsnäher seine Blütentriebe werden von den rollenden Reifen gestutzt.
Die kleine Siedlung Steinbrink am südlichen Hang der Schaller ist die reinste Idylle. Ein paar Häuser mit schönen Gärten in ruhigen Hügeln versteckt. Doch der Paketdienst kommt auch schon in diesen Winkel der Abgeschiedenheit. Die Straße wechselt von Asphalt auf Schotter, senkt sich zum Kaltebach herunter, folgt diesem bis der in die Schaller einmündet. Vor der stillgelegten Bahnstrecke, der Bahndamm gibt eine steile Barriere vor dem anschließenden Buchenberg, heißt es rechts abbiegen. Durch feuchten Sumpf an mächtigen Erlen schlängelt sich links der Schaller Bach. 50m oberhalb verläuft der R1 fast parallel zurück. Die Schleife abkürzen? Traue mich nicht durch die Dickung zu krabbeln, zu dschungelhaft verwachsen erscheint mir der oben liegende Wald. Bleibe auf dem ausgeschilderten Weg des R1. Spitzwinkelig biegt der bald darauf nach rechts ab. Ein Wegschild des Harzklub nach Hahausen weist in die entgegen laufende Richtung. Wieder wird die Karte zu Rate gezogen. Der Harzklub will mich über den Buchenberg lotsen. Ich bleibe auf dem R1, der verspricht mehr herbstlich bunte Aussichten. So ist es auch. Immer wieder schöne Sicht auf das freundliche kleine Tal das die Schaller lieblich einbettet. Kleine Trinkpause neben einem am Wegrand liegenden starken Buchenstamm. Spaltblättlinge haben mit ihren kleinen weiß-grauen, an einer Seite festgewachsenen Hüten, die helle Rinde der Buche überzogen. Nicht mehr lange wird es dauern und weitere Pilze werden ihre Fruchtkörper zeigen. Ihr Myzel wird in nicht gedachteter Schnelle das Buchenholz vergehen lassen. Etwas weiter am nächsten Stamm einer Buche zeigt der Austernseitling schon seine Fruchtkörper. Beiderseits des Weges haben sich in Erdfällen kleine Teiche und Tümpel gebildet. Bunte Blätter des Herbstes spiegeln sich in ihnen. Plötzlich laute weibliche Stimmen einer Wandergruppe, -denke ich wenigsten-, hallen mir entgegen. Statt einer Gruppe von Damen taucht eine Einzelne auf. Sie unterhält sich laut mit ihren frei laufenden Hund und ihrem ans Ohr gepressten Handy. Erschrocken bleibt sie stehen als sie mich erblickt. Schaut noch einmal, dreht sich abrupt um und wandert strammen Schrittes zurück. Wundere mich über ihre Reaktion. Ist es mein Aussehen mit Wanderstock und Rucksack das sie zum Umdrehen veranlasst? Leider muss ich ihr folgen, denn Hahausen ist wohl unser gemeinsames Ziel. Manchmal verliere ich sie hinter einer Kurve aus den Augen. Doch immer wieder taucht sie vor mir auf , blickt zurück und eilt schnell weiter. Mittlerweile ist der Hund an der Leine. Auch der betrachtet mich im Stehenbleiben, wird von seinem Frauchen weiter gezerrt als ich näher komme. So bleibt es eine ganze Weile bis der R1 nach rechts abzweigt, der Bahnlinie nach Hahausen folgt. Am Abzweig lädt eine Bank zur Pause. Die Gelegenheit der Tante mit dem Hund einen Vorsprung einzuräumen, ihr die Angst vor dem Verfolgtsein zu nehmen. Bald ist sie nicht mehr zu sehen, verschwunden hinter dem bunten Blättern der Büsche am Wege. Ein Wiesenpfad führt am Waldrand weiter auf Hahausen zu.
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