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Nordwestliches Harzvorland:... 16. Tag Langelsheim - Immenrode 

1 Langelsheim/ Innerstebrücke

Nordwestliches Harzvorland: 16. Tag Langelsheim - Immenrode
Nach Osten ziehen die Regenschleier vor dem Eichenberg. Horst will mich um 10 Uhr zu einer Wanderung abholen. "Du machst dir Gedanken, wo es hingeht", seine Worte von gestern. Es dauert ein wenig. Horst kommt mit Verspätung, musste erst noch einmal seine Wollmütze in eine wasserdichte Jagd-Mütze tauschen. Nun steht er bereit und stimmt meinem Wandervorschlag "Harzvorland" zu. Die Berge sind weiß vom Schnee. Vor den Bergen ist es grün, kein Schnee verdeckt die auflaufende Saat der Felder. Auf schneefreien Wegen lässt es sich auch besser laufen als im feuchten, rutschigen Schneematsch. Horst ist heute ein bisschen blass um die Nase. Bestimmt wälzt er Probleme von der linken auf die rechte Seite seiner Gedanken. Während der Fahrt nach Langelsheim kommt es dann raus. Er ärgert sich über einen Artikel in der GZ. Der Redakteur hat einen Artikel von einem Dr. Janzen über "seinen" Krodo veröffentlicht, der die Existenz eines Heiligen der Sachsen auf dem Burgberg, dem Krodo, in Frage gestellt. Nie geben hat es den Krodo, ist die Feststellung des Dr. der Theologie. Obendrein kommt noch drei Tage später, ein Leserbrief von einem Thomas Erben, auch in der GZ, dazu. Mit der Überschrift: Krodo ist die reinste Volksverdummung. Dieser Herr geht noch ein Stückchen weiter, bescheinigt den Krodo-Gläubigen nicht nur die Verdummung des Volkes, sondern obendrein noch ihre geistige Armut. Das kränkt unsere Krodo-Verfechter. Unser Gespräch im Auto saust durch die Götter, der Naturgötter der ganz Alten, die der Religionen der Neuzeit. Immer kommt dabei raus, dass es bei dem Wissen bleibt, dass Glauben eben Nichtwissen bedeutet. Wenn aber einer glaubt er hat den Glauben an Krodo entschlüsselt, dann weiß er das noch lange nicht! Er glaubt es zu wissen. Damit steht er und wir wieder am Anfang der Dinge, die man glaubt oder nicht. Mein Lehrer in der Volksschule stand wenn im Winter der Ofen im Schulraum bullerte, mit seinem Hintern immer in der Nähe der Wärmequelle, klopfte mit beiden Händen die Kälte aus seinem Hosenboden, wärmte Hände und Arsch und gab uns diesen klugen Gedanken mit auf den Lebensweg: "Wissen ist wenig. Können ist König". Manche begreifen diese Worte; viele nicht. Nicht anders verhält es sich mit dem Glauben und dem Wissen. Dieser Umstand kann mit einer kräftigen Bouilion verglichen werden. Jeder weiß, ein fleischiger Knochen muss darin umher schwimmen. Doch erst die Würze, die Zutaten geben den guten Geschmack. Der Koch weiß es, die Suppe schmeckt ihm. Von den Anderen die sie vorgesetzt bekommen, weiß er das aber noch lange nicht, er kann es nur hoffen und glauben. Wird seine Suppe wegen ihres guten Geschmacks gelöffelt, oder nur aus einer Unterwerfungshaltung der Hungrigen? Na, lassen wir den Scheiß.
An der Innerstebrücke in Langelsheim bleibt das Auto stehen. Wir wandern links der Innerste nach Norden. Gegenüber der alten Kaiserpfalz, dem Kahnstein queren wir den Fluss.
Laufen über dicht stehende Samenstände der Grasnelken, dem hellgrau leuchtenden Rentiermoos, die auf den hier umher liegenden Hüttenschlacken wachsen.  Steigen hoch zu der alten Pfalz. Nicht mehr viel zu sehen von dem Prachtstück. Ein paar Wälle, ein paar Vertiefungen ist alles was übergeblieben ist von ihr. Der Kalkrücken des Kahnstein ist mit den Resten seiner stolzen Pfalz als Dünger auf dem Acker gelandet. Noch immer ist der Steinbruch in Betrieb und über kurz oder lang, werden die heute geschützten Reste der Pfalz, auch ihren Weg zum Acker finden, nach dem Zähneputzen in den Ausguss gespuckt werden oder als Kalkputz die Hauswände zieren. Glaube ich zumindest.

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