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1 umgeblasene Weymouthskiefern

 Die alte Heerstraße Goslar - Halberstadt am Ende des Holzes grasgrün bewachsen. Kurz bevor ich die ersten Geleise der Bahnstrecke: Braunschweig - Bad Harzburg quere rauscht ein Triebwagen in Richtung Vienenburg durch. Gefahrlos kann ich ich den Schienenstrang überqueren. Geschlossene weiß-rote Schranke quer des alten Truppenweges. Sie stört mich, auch andere Fußgänger, nicht. Neben der Schranke ein getretener oft benutzter Pfad der sofort wieder auf die weiterführende Heerstraße mündet. Vor der Radau, einen kleinen Flüsschen, das auf Torfhaus entspringt, durch Harzburg rauscht, hier die Ebene durchfließt, hinter Vienenburg in die Oker mündet, biege ich ab. Die Fahrstraße die den Lauf der Radau begleitet ist fast zugewachsen. Nicht nur junge Weiden, Pappel-Ausläufer, Hasel und Schneeball machen sich breit, nein, die trockenen Stängel des Riesen-Knöterich drängen in das Licht des Straßenlaufs. Ein Trupp Holzernter schmeißt obendrein noch seinen anfallenden Spruck, die dünnen Zweige und Äste auf, in den Weg. Der neue Grundstücksbesitzer will wahrscheinlich den Publikumsverkehr hier an der Radau für immer unterbinden. Will Fakten schaffen, den Weg verschwinden lassen!
Vom Radauwehr, das die Mühlteiche in Vienenburg versorgte, ist nur noch ein kräftiger Wasserschwall übrig geblieben. Etwas nach Süden hat das Juli-Hochwasser einen Teil der Zufahrtsstraße zum ehemaligen Kieswerk fort gespült. Dicke Betonpoller trennen nun Fahrbahn vom abgeschrägtem Radauufer. Die K46 wird überschritten, zur östlichen Seite des Radau gewechselt. Radaumühle ist erreicht. "Privatweg. Betreten auf eigene Gefahr" prangt auf einem Pfahl. Ein Tor mit der Aufschrift: "Betreten verboten" ist offen, ist für heute ohne Bedeutung. Vor mir grüne Ackerflächen, dahinter die Häuser von Gut Radau. Schneeglöckchen am Ufer der Radau. Ein Herr mit freilaufendem Hund taucht, von der Autobahnbrücke kommend, auf. Kann sich nicht so recht entscheiden, verzögert seinen Schritt, wartet auf mich, den einsamen Wanderer mit Knotenstock und Rucksack. Will der was? Beim Näherkommen wird der Hund angeleint. "Er ist noch jung und verspielt, sie brauchen keine Angst zu haben", so beginnt unserer Gespräch. Es ist ein junger Forstwirt aus Ballenstedt, so Anfang 30, der durch Rückenbeschwerden seinen Beruf an den Nagel gehängt hat, in eine Industriehalle  gewechselt, hier auf Gut Radau eingezogen ist und nun hinter seinem Leben unter dem "freien Himmel" hinterher jammert. Er brauchte wohl einmal einen Menschen bei dem er seine Lebenslast los werden konnte. Bald eine halbe Stunde im Sonnenschein stehend sprechen wir, besser er mit mir, seinem braven Zuhörer. Es geht um die Harzberge auf die man von hier aus blickt, um den Lärm der Schnellstraße vor uns, dem letztem Hochwasser der Radau, das die ganze Ackerfläche um uns in einen See verwandelte. "Wach geworden bin ich durch das Rauschen des Wassers als es über Böschung dieses Weges strömte. Hörte sich an wie ein tosender Wasserfall. Es machte mir Angst. Dieses viele Wasser! Was da für eine Gewalt drin steckte! Die Radau nahm selbst den Kiesbelag des Weges mit, riss tiefe Furchen auf. Aber das sehen sie ja selbst. Unheimlich war das alles. Morgen, am Sonntag will ich mit meiner Frau zur "Rabeklippe". Da soll es schön sein". "Zur Rabenklippe" "Ja, zur Rabeklippe". Konsequent wie er ist bleibt er bei seiner -Rabeklippe-. "Der Weg nach Westerode ist auch nur noch eine Matschwüste. Da wurde der kleine Graben ausgebaggert, dabei gleich der Wiesenweg mit planiert, aber nicht verfestigt. Sie werden staunen was aus dem schönen Weg geworden ist"! Mit diesen Worten werde ich verabschiedet. Südlich der Gärten von Gut Radau, unter hohen Pappeln, an einem rot-früchtigen Essigbaum, an winterlichen Bienenkörben vorbei, über die Autobahnbrücke und schon liegt der angesprochene vermatschte Wiesenweg vor mir.  

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