2018.01.27.
Regnerisch düster und grau waren die vergangenen Tage. Für den Samstag ist besseres, sonniges Wetter angesagt. Nun aber nichts wie los. Die 17. und letzte Etappe meiner "Rund um den Harz Wanderung" will ich angehen, die letzten Kilometer dieser Reise zu durchwandern. Kurz vor 10 Uhr, die Sonne blinzelt durch die dunklen Wolken verlasse ich Immenrode, beginne die Tour dort wo Horst und ich im Dezember 2017 von Rita abgeholt wurden. Diesmal bin ich wieder allein unterwegs. Konnte so kurzfristig keinen Begleiter aufreißen. Doch das stört mich nicht. Allein mit meinen Gedanken durch die mir ja längst bekannte Landschaft zu wandern hat auch seinen besonderen Reiz. Du kann ich bummeln oder rennen, fotografieren oder den Vögeln lauschen, stehen bleiben wenn sich langsam Rehe davon machen, ein leeres Schneckenhaus im Laub betrachten ohne ein Stirnrunzeln eines Begleiters auszulösen. Ich gehöre mir selbst!
Verlasse Immenrode nach Nordosten in Richtung Wöltingerode. Der Wiesenweg der sich auf der südliche Wedde-Terrasse oberhalb der Wedde, Schraders Mühle dahinzieht ist mir noch in guter Erinnerung. Eben, mit kurzem Gras bewachsen zieht er zu einem Wäldchen in dem im Frühjahr die Pracht der Frühlingsblüher überbordet. Freue mich richtig wieder einmal hier zu sein. Die Gegenwart ist nüchterner. Frisch von einer schweren Maschine abgeschrappt. Nasser, von breiten Reifen zur Seite gequetschter Boden, die Fahrspur voll vom Regen der vergangenen Nacht, so liegt er vor mir mein verträumter Wiesenweg. Mit mir wagt sich noch ein Radfahrer mit Hund an der Leine in das Matschchaos. Mein langer Stecken tut mir gute Dienste beim Springen über Pfützen und Schlammberge. An einer doppelstämmigen Eiche der erste Fotostopp. Hoffe dass der Schlammpfad im Wald wieder einem Weg ähnlicher wird. Macht der aber nicht. Die Arbeitsmaschine hat ganze Arbeit geleistet, hat den ganzen hübschen Wiesenweg, die alte Bahntrasse Oker - Kalischacht/Vienenburg, wie umgepflügt zurückgelassen. Schaudernd laufe ich geradeaus weiter, suche eine Umgehung. Steige herunter in das kleine Tälchen, quere das kleine, eben viel Wasser führende, Bächlein. Ein Trampelpfad bringt mich hoch zur Waldkante mit Blick auf den Kirchturm der Klosterkirche Wöltingerode. Nun ist meine Welt wieder in Ordnung. Mächtige Eichen, der Specht klopft, der Kleiber macht Lärm, ein Rudel Rehe zieht langsam runter zum Bach. Die Sonne spielt mit den Schatten der Bäume, den Ästen den Zweigen.
Mir nicht nur warm uns Herz, sondern überhaupt. Die Winterjacke landet im Rucksack. Bald stoße ich wieder auf den zerfahrenen Weg, auf der alten Bahntrasse. Das Waldidyll endet. Die tief eingeschnittene Bahntrasse, jetzt zum Weg abgestuft, hat den breiten Reifen getrotzt. Nur noch vereinzelt Wasserpfützen auf dem Weg. Dafür ist der ihm begleitende Strauchbewuchs auf halber Höhe abrasiert. Er bietet keinen besonders schönen Anblick. Eine eingemummelte Läuferin kommt mir entgegen gelaufen. Mehr gestampft als gelaufen schaukelt die Eingemummte an mir vorbei. Ein Doppelstockwanderer taucht auf, wendet als er mich sieht, hat es eilig die gekommene Strecke zurück zu laufen. Beim Fotografieren des Kirchturms von Wöltingerode, einer im Rapsfeld stehenden Gruppe von Schwänen, trete ich ein wenig zur Seite, ins hohe Gras. Er wird rutschig unter meinem rechten Schuh. Ins Glück bin ich getreten, in das Glück eines großen Hundehaufens. Hüpfe in einer Pfütze umher, um den Brei aus dem Sohlenprofil auszuwaschen. Ärgere mich über meine Arglosigkeit unbesehen ins Gras zu treten; mit so einer "Granate" hätte ich rechnen müssen! Tröste mich mit dem Gedanken: Bis Harzburg ist der Dreck bestimmt verloren gegangen.
Gleich gegenüber eine "Engelsbank" des Klosterwanderwegs. Vier Schrauben halten das Schild der Stifter an ihrer Lehne fest.
"Gott liebt das Leben, er hat es schließlich erfunden" steht darauf.
Zum Leben gehört wahrscheinlich auch so ein Haufen Hundedreck, gehört zum Leben wie es ist, pur halt. Reinschlingen und ausscheiden und wenn der Tritt einmal darin landet, ist das eben halt ein besonderes Erlebnisglück!
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