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1 Johannisbeere

 Vor ihm drehen sich die Strommühlen auf ihren weißen hohen Masten. Mittlerweile sind es neun die dort ihre Kreise drehen. Sie bringen dem Besitzer bestimmt viel Freude, denn selten stockt ihr Kreisen, produzieren sie keinen subventionierten Strom. In meinen Augen wirken sie landschaftszerstörend am Tage. Zur Nacht mit ihrem roten Geblinker, das weit ins Land leuchtet, erinnert sie an einen Dauerstau auf der Landstraße. Und der, dem das Glück hold ist, von seinem sommerlichen Abendsitz das Geblinker betrachten darf, dem wird eine ganz besondere Freude zu teil!
Wenden wir uns wieder dem Schönen zu. Betrachten wir in den Fugen der Pfeiler der abgebauten Bahnbrücke die Mauerraute, den starken Eichbaum der sich in das gelbe Rapsfeld schiebt, das Schöllkraut zwischen dem alten Bahnschotter, die grünlichen Tellerblüten der Johannisbeere die sich hier oben auf dem Bahndamm auch angesiedelt hat. Denn für ein kurzes Stückchen bleibt uns nichts übrig, als den schmalen Pfad auf dem Schotter des alten Bahndamms unter die Schuhe zu nehmen. Hier in der Senke vor dem Bahnwärterhäuschen neben der Straße Bettingerode - Eckertal, wo der Bahndamm hoch aufgeschüttet oberhalb der Felder verläuft, enden die  Feldwege, wird der Bahndamm zur Brücke zum Schimmerwald.
Auch das Wild schätzt diesen schmalen Pfad, eine Wildkamera mit blau-weißen Band an einer Esche gebunden weist darauf hin. So wird auch mein Weg durch das Gestrüpp was mich begleitet fotografisch festgehalten. Bald steigt der Acker wieder an, nähert sich dem Niveau des Dammes, auch der Pfad schwenkt zum Ackerrand. In Mengen treffe ich auf auf das Hirtentäschel, dem Acker-Hellerkraut. Beides weiß blühende Kreuzblütler, beide, wenn man was zum Knabbern sucht, zu gebrauchen. Der Garten des Bahnwärterhäuschen ist etwas Besonderes. Hier steht nicht nur ein alter Schuppen, der mit seinen Utensilien für ein Hinschauen lohnt, sondern auch die in Felssteinen gefasste Sickergrube ist ein Blickfang! Rosa blüht in den Steinritzen der
Mannsschild (Androsace sempervivoides) eine Kulturpflanze aus dem Himalaja. Schöner als hier zwischen den Feldsteinen kann sie dort auch nicht blühen, ersetzt fast eine Reise zu dem hohen Gebirge.
Ein toller kleiner Garten, dem in der letzten Zeit leider eine ordnende Hand fehlt.  Der Hochwald des Schimmerwaldes nimmt mich auf. Auch hier wird es grün im unteren Bereich seiner Bäume. Die Bahntrasse verläuft wieder in einem Einschnitt, der Pfad verläuft an der linken Kante. Ein Haufen entsorgter bunter Klamotten, ein weggeschmissener Bürostuhl, weist den Einstieg aus. Braunes, vorjähriges Buchenlaub überdeckt die alte Trasse. Mir kommen Jugenderlebnisse in den Sinn. Anfang der fünfziger Jahre war ich mit meinem Cousin Werner, meinem Onkel Willi, der kurz vorher aus russischer Kriegsgefangenschaft zu seiner Familie zurückkehrt war, mit einer Draisine hier. Er war Bundesbahner, auch in seiner Kriegszeit ließen ihn die Schwellen und Geleise nicht los, er war zuständig für das Räumen von Mienen und anderen Sprengkörpern die die Züge in den Osten aufhalten sollten. Selten sprach er über diese schlimme Zeit. Mehrmals verhütete das pure Glück seinen Tod. Nun war er zurück und wir Drei mit der Draisine hier. Er durfte die Stämme beiderseits des Dammes schneiden, Holz für eine warme Bude schlagen und Werner und ich sollten ihm dabei helfen. Vor allem mussten wir mit ihm die Draisine von den Gleisen nehmen. Vielleicht kam ja mal ein Zug. Es kam aber keiner! Nach "unser" Arbeit ging es dann beladen und uns mit dem Handantrieb, einer Wippe die im Wechsel runter gedrückt wurde, mit der Draisine zurück zum Harzburger Bahnhof.
Lange nicht daran gedacht.

111 am Harzer Grenzweg.

12 Apfel

13 Eckerwehr bei Eckertal.

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