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1 Pferdestall

Am Bergbaulehrpfad steht der Kasten mit dem Stempel 222. Ein junger Mann döst hier umher. Wartet wohl auf Besucher der Anlage. Verhindert meinen suchenden Augenkontakt um ihm einen Gruß zuzunicken. Dann halt nicht! Verschiedentlich ist über den Ausstellungsstücken schon der Zahn der Zeit darüber gezogen. Hat ihre Zähne schon in manchen Holzbalken geschlagen. Die Zeit des Reparieren teilweise schon verstrichen. Rotweißes Flatterband zeigt den eingetretenen Stillstand. Am Wegesrand blüht der Feldsalat. Noch ist es hell unter den hohen Buchen. Nur die unteren Zweige zeigen schon ihr hellgrünes Laub. Über den Damm des Speichers Wettelrode, am Giebichenberg rechts neben der Landstraße nach Morungen entlang verläuft mein ausgeschilderter Karstwanderweg. Reich blühen neben mir verspätete Frühlings-Platterbsen, auch Rosetten von Orchideen stehen umher. Später wird das Erlbachtal zur Mooskammer rüber gequert. Hier hat der Harvester seine Spuren hinterlassen, der gestrige Regen dem Weg den Rest gegeben. Schwer lässt es sich laufen. Mein Stecken tut gute Dienste, rettet mich vor manchen Ausrutscher von den aufgeworfenen Schlammhügeln, den wegbegrenzenden Buchenlaubhaufen. Schwere Beine, müde Oberschenkel sind die Folge. Manch leiser Fluch über die Untaten des Harvesters, der Holzerntemaschinen, wird durch die Zähne gequetscht. Erst nach Kilometern wird es besser! Selbst die "Pferdeställe der Mooskammer" können mich heute nicht locken. Ein paar Fotos von Hirschzungenfarn, dem "Schlucktümpel" vor dem Aufstieg zu dem Labyrinth der Gipsfelsen müssen reichen! Wenn ich hier umher stolpere, vielleicht doch einmal richtig ausrutsche; in dem Felsgewirr findet mich Niemand! Solche "Scheiß-Gedanken" kenne ich doch gar nicht! Hier spricht wohl nicht der Kopf, die Oberschenkel sind es die sich melden. Die samtenen Blätter, die großen gelben Blüten des "Wolligen Hahnenfuß", eine Stelle mit unzähligen knospenden Türkenbund, ein "Wunderveilchen"- Bestand vertreiben diese trüben Gedanken. Froh bin ich als ein schwarzweißer Gockel seine Hennen vor sich hertreibt, vor mir in Sicherheit bringt. Ich bin in Großleinungen angekommen. Hier im Gasthaus von Herrn und Frau Wolle habe ich schon mehrfach übernachtet, manches Bier am langen Tisch auf dem Hof ausgetrunken. Es reizt mich den "Wolles" einmal einen guten Tag zu sagen. "Das Gasthaus ist geschlossen. Doch übernachten können sie noch dort und bestimmt macht Frau Wolle ihnen auch noch etwas zu Essen, Sie müssen klingeln. Auch mehrmals. Sie ist im Garten", so die Antwort eines Herrn am Weg auf meine Frage ob es die Wolles noch gibt. So mache ich denn das auch. Statt aus dem Garten wird im Hinterhaus ein Fenster geöffnet. Frau Wolle steht im Rahmen: "Was möchten sie" schallt es herunter. "Ich möchte zu ihnen und etwas zu trinken. Erkennen sie mich nicht"? "Setzen sie mal ihre Mütze ab, der Schirm verdeckt ja ihr ganzes Gesicht". Ich werde gemustert. "Ach der Gärtner aus Bad Harzburg. Sie waren ja lange nicht bei uns. Ich komme runter". Bald steht sie in ihrer Größe vor mir. Unverändert in Statur und Freundlichkeit. "Was möchten sie denn trinken"? "Ein alkoholfreies Weizen, bitte". "Muss ich sehen ob noch was da ist. Wir haben nämlich keinen Ausschank mehr und da kann so etwas selten Getrunkenes fehlen"! Sie verschwindet im Gastraum, kommt mit einem sprudelndem Getränk im Weizenbierglas wieder. Hab ein wenig Sprudel dazu gekippt, sie wollten ja keinen Alkohol, hoffentlich ist es nicht so süß". Süß kann man vergessen. Supersüß das Sprudelnde im Glase. Trinke es trotzdem, fülle noch Mineralwasser nach, dann wird es erträglicher. Bald eine Stunde sprechen wir, auf der Bank im Hof sitzend über unsere kurzen Gemeinsamkeiten. Von der ersten Übernachtung gleich nach der Wende als der Karstwanderweg mit Wilfried abgelaufen wurde. Die Zweite und Dritte mit Achim, seinen "Herzanfall" mit Einlieferung ins Krankenhaus Sangerhausen. Sein Wiedererscheinen kurz vor Mitternacht mit dem Befund: "Nichts mit Herzanfall, zu schwerer Rucksack", wird durchgehechelt. Die beiden späteren Übernachtungen bei ihr mit meiner Rita als wir auf Stempeltour waren kommen auch ins Gespräch. Frau Wolle ist gut drauf, erinnert sich an Alles. Als dann über Krankenberichte (Herr Wolle ist gerade beim Arzt), zur Politik gewechselt wird mache ich mich wieder auf den Weiterweg. Die Kirchturmuhr zeigt 14:14 Uhr.

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