03.05.2017
Das gefällt mir gar nicht!  Ein Frühstücksplatz mit Blick zur Wand in einem Haus voller Fenster. Von den meisten Tischen im Lokal kann man über Grillenberg weit hinaus in die herrliche umgebende  Karst-Landschaft schauen. Und mir wird ein Platz mit Blick zur weißgetünchten Wand angeboten! Nein!
Erst einmal wird Tasse, Teller so ausgerichtet dass zumindest ein kleines Stückchen der grünen Welt betrachtet werden kann. Die Frühstücksbedienung ist wohl mit dem verkehrten Fuß in den Morgen getreten. Ziemlich interessenlos wird der einzige Gast des Erlebnishotels an diesem Morgen zum Morgenkaffee platziert. Im Gegensatz dazu wird ein ordentliches Frühstück angeboten. Das Buffett bietet viel. Möchte sagen alles was man sich wünscht, was so ein einsamer Gast wie ich, zum Morgen verzehren kann oder soll! Ansonsten bleibt die Morgen-Fee unsichtbar. Erst als ich, nun schon mit Rucksack auf den Schultern mich mit einem kräftigen "Auf Wiedersehen" verabschiede schallt es aus einer der  offen stehenden Türen zurück: "Danke und gute Reise"!
Noch vor 9 Uhr stehe ich auf der Grillenburg. Der Regen hat sich verzogen. Stromere durch ihre Ruinen. Sonnenschein, Vogelgesang, der Duft des Bärlauchs hüllt mich ein. Stolpere über eine Tafel die den früheren Besuch von Nietzsche hier oben berichtet, auf die Geschichte der Burg hinweist. Diesen Herrn mit seinen Philosophischen Sprüchen kann ich so hier am frühen Morgen nun überhaupt nicht vertragen. Will nicht über sein Gesagtes nachdenken. Komme mit den Ansichten die der Herr so locker verbreitet nicht zu recht. Er zwar auch nicht, wie sein Leben beweist. In meinen Gedanken gehört er zu den berühmtesten Verrückten der deutschen Geschichte. Da gab es schon so'n paar in der Vergangenheit. Doch nun taucht einer in der freien Welt auf der es noch besser kann und weiss! Wenigsten meint er, er hat das Zeug dazu. Obendrein fließet auch noch deutsches Restblut durch seine Adern! Eben ist diese Person der Weltgeschichte in Saudi-Arabien eingeladen. Dort oder auf seiner Weiterreise, kann es dann passieren, dass in seinem Sinn die Welt verändert wird. Vielleicht überlebt die Welt doch auch diesen Blondschopf, seine an Irrsinn grenzenden Aussprüche! Das er vom Finstern befreit werde, dort hin treiben mich meine Gebete.
Was nach so einem verregneten gestrigen Tage mir an Gedanken durch den Kopf rauschen! Diese irritierende Tafel auf der Grillenburg! Sind es die "Grillen", der Irrsinn des Vergangenen, der diesen Ort hier oben immer noch in Besitz hat! Schnell drücke ich den Stempel der HarzerWandernadel in mein Heftchen und verlasse, quer durch den duftenden Bärlauch absteigend, diesen Ort. Vor dem ersten Haus von Grillenberg werkelt ein Herr. Der fasst mich ins Auge, fokussiert mich richtig: "Waren sie oben auf der Burg"? "Ja". "Ist der Stempel noch in Ordnung"? "Ja, ich habe gestempelt. Der Stempel ist an seinem Platz". "Dann brauche ich heute ja da nicht hoch. Bin für den Stempel verantwortlich"! So beginnt unser Gespräch am Morgen so kurz nach
9 Uhr. Mir kommt es vor das diese Begegnung sein sollte. Lange unterhalten wir uns über "den teuren Laden da oben auf dem Berg" dort wo ich meine Nacht verbrachte, den "geförderten Archeopark" der nichts, wirklich nichts für die Gemeinschaft des Mansfelder-Berg-Land gebracht hat. "Aber das sehen sie ja selbst, alles im Argen"! Ganz so schlimm sehe ich das zwar nicht. Aber so betrachtet er halt sein Zuhause. Ich glaube der Herr könnte bei Nietzsche Trost finden.
Die Fachwerkhaube des Grillenberger Kirchturm im Sonnenschein. Der Wegweiser des Karstweges, die grünen Hänge unter blauem Himmel, der einsame Weg durch die Wiesen verdrängen nicht nur das Morgenerlebnis; auch der gestrige Regentag wird gestrichen. Schön ist die Welt. Bald taucht der Förderschacht von Wettelrode auf. Noch herrscht kein Besucherandrang. Nach vergeblicher Stempelkasten-Suche wende ich mich ab, laufe ein Stück des Weges zurück und finde einen Hinweis wo ich den umgesetzten Kasten finde.

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