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2 Blasenstrauch

3 Wipperzeche

4 Wolliger Schneeball

5 Rote Heckenkirsche

6 Himmelsblick

7 Straßenblick zurück

8 entgegen mit Licht

9 und Nässe

10 die "Germania"

11 auf ihrem Sockel

12 Familien-Wohnungen

13 ihre heutigen Bewohner

14 ehem. Grundversorgung

15 Hasselbachviadukt

Östliches Harzvorland... Mansfelder - Bergland Hettstedt - Grillenberg 

1 Zwischen Hettstedt und Leimbach

02.05.2017
Gut geschlafen habe ich, in einem schönen Einzelzimmer der Bäckerei-Konditerei Schulz gegenüber des Rathauses. Nur ab und an weckte mich der Stundenschlag der Rathaus- der Kirchenuhr. Die Flasche "Radeberger" in der Dönerbude brachte mich nur einmal auf dem Weg zum Lokus. Auch das Lachen junger Leute kurz nach dem Einschlummern machte mich nicht richtig wach. Erst ein Anlieferer am Morgen unter dem Fenster holte mich zurück aus meinem Erholungsschlummer. Sechs Uhrschläge halten über den Platz. Noch zwei Stunden bis zum Frühstück. Da kann ich mir noch ein bisschen Zeit lassen, mit aus dem Bett krabbeln. Drücke den gestern Abend mit Frust gedrückten Ein- und Ausschalter der Fernsehkiste. Brauche ja nicht hinzusehen. Die Worte des Morgenmagazin plätschern an mir vorüber. Eigentlich wollte ich mir gleich noch die Haare waschen, doch vor dem Fenster fallen Wassertropfen zur Erde, laufen Leute mit aufgespannten Schirmen. Denke an mein Weitergehen durch den fallenden Regen. Lohnt es sich die Haare erst nass, dann trocken zu fönen? Nein, den Schlaf aus den Augen waschen, das langt für heute Morgen. So bleibt es bei dem gestrigen Probelauf des weißen wunderbaren Föns.
"Da kommt er schon" höre ich als ich zehn Minuten vor Acht mich an einen der eingedeckten Tische setze. Es sind nur zwei Tische auf denen ein Frühstücksteller, eine Kaffeetasse stehen. Setze mich an den, der mir den Blick nach draußen frei gibt. Betrachte den leise fallenden Regen. Es sind keine direkten Tropfen, nein winziger Wasserstaub bildet dünne Streifen in der Luft. Kann nur besser werden! Ein prima Frühstück steht vor mir. Der Kaffee kommt sofort. Mit: "Einen guten Morgen wünsche ich" wird er an meinen Tisch gebracht. Lasse mir das Frühstück schmecken. Aber ein Auge beobachtet immer den fallenden Wasserstaub. Schöner Mist! Habe mein Besteck schon zur Seite gelegt als der zweite Gast auftaucht. Mit ihm auch mein gekochtes Frühstücksei. Nein, das vierte Brötchen greife ich nicht mehr an. Wickele das warme Ei in eine Serviette. Wird, neben meinen Apfel im Rucksack, zur Wegzehrung! Kurz nach halb mache ich mich auf den Weiterweg. Die Passanten laufen noch immer unter aufgespannten Schirmen. Ãœberlege ob ich den Bus, wenigstens bis Leimbach nehme. Am Busbahnhof, der sofort auftaucht, wenigstens mit sechs Wartehäuschen bestückt ist, fährt eben einer davon. War das einer in meine Richtung? Man muss sich auskennen am Busbahnhof. In alle Welt fahren die Busse. Nur Paris und Leimbach sind nicht ausgeschildert. Dahin fährt keiner. Eisleben ist super im Angebot aber Leimbach? Eine hübsche, etwas blasse schwarzhaarige junge Frau mit Piercing in der Oberlippe und Stöpsel im Ohr wartet, auf dem Handy umher daddelnd auf ihre Linie. Die spreche ich an: "Entschuldigung, Können sie mir weiterhelfen? Ich möchte nach Leimbach". Sie schaut hoch, fummelt den Stöpsel  aus ihrem Ohr. "Was"? Ich wiederhole meine Frage. "Kein Problem". Sie tippert ein paar Sekunden auf ihren flachem Spielgerät. "Der nächste fährt erst in 90 Minuten" sagt sie mit einem Augenaufschlag zu mir, der zu gewissen Zeiten die Welt hätte verändern können! "Danke schön". "Gern". Schon steckt der Stöpsel wieder in ihrem Ohr. 90 Minuten warten? Nein dann bin ich längst in Leimbach denke ich. Alte Städte, Dörfer haben auch ihren Reiz und bieten Sehenswertes. Auch wäre ja mein Vorhaben: "Zu Fuß um den Harz", dann nicht mehr voll gültig. Wenn nur dieses beschissene Nieseln aufhören würde! Macht es eine Weile später auch; die Tropfen werden größer! Nun trage ich in der einen Hand meinen, von den Ranken des Wald-Geisblatt geringelten Haselnussstecken. In der anderen meinen kleinen Schirm. Schnell lasse ich Hettstedt hinter mir. Auf dem Radweg neben der B86 laufe ich unter meinem Schirm in Richtung Großörner. Der Verkehr auf der Bundesstraße rauscht in beiden Richtungen an mir vorbei. Jeder LKW zieht eine Schleppe der Nässe hinter sich her. Manchmal erreicht diese nasse Schleppe auch mich auf dem Fahrrad-, Fußweg. Aber so lange ich laufe spüre ich nicht wie die Feuchtigkeit im Hosenbein, in die Ärmeln der Regenjacke zieht, mir in den Kragen läuft. Kurz hinter der Wipperzeche, ein Schlackenberg zeigt die alte Schachtstelle, springt die neue Brücke der B180 über den Taleinschnitt. Für einen kurzen Moment bin ich im Trocknen. Lege Schirm, Stock, Rucksack, die Mütze zur Seite und zweifle ein wenig an meinem Tun. Meinem Gerenne durch die geschundene, verregnete dunkeltriste Landschaft. Doch die Blüten des Blasenstrauchs, des Wolligen Schneeballs, der Rote Heckenkirsche sind genau wie ich tropfnass, strahlen jedoch Zuversicht auf Sonnenschein, auf Wetterwechsel aus. Diese Hoffnung übernehme ich. Bei einer Orientierungspause im Schutz einer Bushaltestelle in Leimbach, da spüre ich wie die nasse Kälte mich an den genannten Punkten regelrecht überfällt! Also wieder auf, weiter. Bewegung hält warm. Weiter entlang der Straße. Der Platz um die Kirche Peter und Paul ist das Erfreulichste an meinem Weg durch die meist desolate Dorfbebauung neben der stark befahrenen Straße. Auf schmalem Bürgersteig wandere ich dem dichten Straßenverkehr entgegen. LKW hinter LKW, mit vielen Personenwagen, weiteren LKWs im Schlepp, brausen mir entgegen. Das Brausen ist wörtlich zu nehmen! Bei jeder Begegnung mit den andauert vorbeifahrenden Riesen, schieben ihre Reifen das Wasser der Gosse wie die Bugwelle eines Schiffes vor sich her, schütten es in Schuhe, an die  Hosenbeine. Die Nässe krabbelt bis unter den Hosengürtel. Die Seitenspiegel der Riesen streifen mir bald die Mütze vom Kopf. Nur schnell weg von der verdammten Straße ist Gedanke, Wunsch und Wille! Fragt sich nur wohin, wo lang? Die "Germania" auf ihrem Denkmalsockel zeigt mir wo es lang geht. Zeigt mit ihren Schwert in der Hand Richtung Mansfeld. Tatsächlich weicht die Bebauung etwas zurück, der Bürgersteig wird breiter, die bedrückende Enge verschwindet. Ein altes langes, hölzernes Wohngebäude mit fünf überdachten terrassenförmigen Eingängen, mit seitlich anschließenden Stallgebäuden fasziniert mich. Es sind die Schlaf- und Familienhäuser der Kreuzhütte in Mansfeld. Heute wohl nicht mehr genutzt. Hinter den Scheiben ihrer Fenster sind Holzfiguren von Nussknackern, Räuchermännchen, Schornsteinfegern und anderen Fabelwesen aufgereiht. Sie sollen bestimmt Anwesenheit von Bewohnern vortäuschen. Hinter den Scheiben des letzten Eingangs brennt sogar noch eine Stubenlampe. Doch noch bewohnt, die alte Gewerkschaftliche Wohnanlage? Die grünbewachsenen Treppenstufen der Eingänge sagen da etwas anderes aus. Im Wartehäuschen vor der schwungvollen Steinbogen- Stahlträger- Eisenbahnbrücke der ehemaligen Kupfer Gruben und Hütten wird im relativ Trocknen noch einmal die Karte studiert. Denn mein Wunsch -weg- von der Straße, tritt immer mehr in den Vordergrund. Vorerst lockt mich die Schule Luthers neben der Georgskirche. Die Informationsstelle im Nebengebäude strahlt Wärme und Behaglichkeit aus. Ich zögere, "soll ich oder soll ich nicht", das einladende Gebäude betreten, mich etwas "anzutrocknen". Kasteie mich selbst ein wenig, wandere weiter. Eben bin ich noch warm vom Bewegen; nach einem im Warmen-Ausruhen ändert sich das schnell und die Nässe hier draußen ist dann noch viel unangenehmer! Mein Zwischenziel ist der Campingplatz am Mansfelder-Teich um von dort, auf dem ausgeschilderten Harzklubwanderweg, nach Siebigerode weiter zu laufen. Vorerst ist aber die Kreisstraße nach Möllendorf noch meine Begleiterin. Richtig froh bin ich als ich auf schmalem Pfad zum Mansfelder Teich absteigen kann. Idylle pur. Eine im Grün eingebettete Wasserfläche. Nur ein paar wenige Regentropfen ziehen ihre Kreise auf dem dunklen Wasser. Als Stauteich früher gebraucht, jetzt als Angelteich ausgeschildert. Beschließe den Damm zu queren um hinter dem Campingplatz meinen Weg nach Siebigerode zu finden, weiter zu laufen. Daraus wird nichts. Mein kleiner Pfad endet am gelben "Betreten verboten" Schild. Ein Zaun grenzt den dahinter liegen C-Platz ab. Nichts regt sich hinter dem Zaun. Schwanke mit ignorieren des gelben Schildes oder Umkehr. Besser Umkehr, denke an kläffende, geifernde Hunde, an dem Zaun am anderen Ende des C-Platzes. Gehe zurück, lande wieder auf der Kreisstraße. Biege Richtung Blumerode ab, gleich darauf noch einmal links zum Archäologie-Park, so nennt sich der aufgegebene C-Platz am Maisfelder Teich nun. Das sollte einmal etwas werden mit Umweltbildung und -Vergnügen. Wurde aber nichts. Produzierte nur Kosten und so liegt das mit Steuergelder geförderte Objekt ungenutzt, so sachte vergammelnd, hinter seiner kilometerlangen  Einzäunung.

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16 im Regen

17 St. Georgkirche

18 Luthermuseum