Die schönen sonnigen Tage im Mai 2016 halten an. Heute am Montag dem 9. bin ich allein unterwegs. Am Bahnhof der Selketalbahn in Gernrode stelle ich den Subaru ab. Wandere auf dem Teufelsmauerstieg, der der Hauptstraße nach Rieder folgt. Bin mir ein wenig unsicher wie ich wieder zurück zum Auto komme. Zur Beruhigung fotografiere ich den Fahrplan der Busse an der nächsten Haltestelle. Die Linie 318 wird mich zurück bringen. Nicht das prallste Stück des Teufelsmauerstiegs ist die Passage durch Rieder.  Wilder Autoverkehr liegt auf der "Straße der Romanik", dem das kleine Teufelchen auf dem Wander-Schilde folgt. In der Mitte von Rieder schwenkt das schwarz-behörnte, rote Teufelchen nach rechts. Am Spritzenhaus, der Friedhofsmauer vorbei zum Schierberge. Hier auf dem trockenen grasigen Kamm läuft ein kleiner Pfad. Der Teufelsmauerstieg bleibt unten in Sichtweite auf dem breiten Feldweg.
Der kleine Pfad bietet nicht nur beste Aussicht, sondern auch eine beeindruckende Pflanzenvielfalt. Der Körner Steinbrech (Saxifraga granulata) zeigt seine kleinen weißen, in lockerer Rispe zusammen gefassten Blüten. Es lohnt sich die Kleinen einmal aus der Nähe zu betrachten, erst dann erkennt man die wahre Schönheit der kleinen Weißen. Auch am Dänischem Trabant (Astragalus danicus) lohnt es sich in die Hocke zu gehen, seine violetten Einzelblüten näher zu betrachten. Vorsichtig muss man aber zu Werke gehen, sich nicht von der stacheligen grünen Schönheit des Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) einen schmerzhaften Stich am Hintern, oder sonst einem der empfindlichsten Körperteile, einzufangen. Er meldet sich schmerzhaft wenn er sich Übersehen fühlt. Ein Kleiner Fuchs dem Teile seines Hinterflügels fehlen ruht sich im Grase aus. Flattert beim Näherkommen auf, taumelt zur nächsten Blüte. Er hat da große Auswahl in der großen gelben Fläche einer Kleeart die mir Rätsel aufgibt. Kann sie nicht eindeutig bestimmen. Vielleicht eine kurz bleibende Art des Hornklees? Oder stimmt der erste Gedanke, ist es doch der Gold-Klee? Vielleicht, bestimmt hilft der "Rothmaler", oder eines der Bücher zuhause.
Im Norden die Niederung der Bode mit den Doppeltürmen der Stiftskirche Quedlinburgs, der  lange gestreckte Hügel des Seweckenbergs inmitten von wechselnden hell-, über dunkelgrünen Getreide-, gelber Rapsfelder. Blühende Kirschbäume im Vordergrund.
Ein schwarzgrauer Sandstein türmt sich auf. Oben auf seiner Felsspitze, sucht eine kleine Birke ihr Lebensglück. Darunter eine Inschrift auf eiserner Gussplatte:
                             1813 - 1913
                           Jahrhundertfeier
                             zur Erinnerung
                      der Schlacht bei Leipzig
                            am 18.Okt.1813
Qualitätsarbeit wurde hier von den Gedenkenden angebracht. Nur Anflugrost ziert die Gusstafel, kein anderes Übel stört dem Gedenken der großen Schlacht bei Leipzig. Einzigartig, graziös die Eisen-Konstruktion der Sitzbank. Schade das sie nicht mehr ganz intakt ist. Die Rückenlehne ist verschwunden, eine neue noch nicht wieder angeschraubt.
Der Kammweg verliert sich. Ich steige zum begleitendem Teufelsmauerstieg, der als sich grüner Wiesenweg am südlichen Fuß des Schierberge hinzieht. Ein Maschendrahtzaun trennt den Wiesenweg vom Getreideacker. Früher standen hinter dem Zaun die Reihen der Obstbäume. Sie verschwanden kurz nachdem sich die Grenze öffnete, Deutschland "Wiedervereint" wurde. Hinter dem Acker baut sich auf einer Anhöhe die Anlage der Roseburg auf. Am linken Wiesenhang nimmt der Reichtum der Blüten nicht ab. Der entgegenkommende Wind spielt gemeinsam mit dem Sonnenschein, mit den wogenden, silberglänzenden Ähren der Gräser. Das Mönchskraut (Nonea pulla) mit dunkel- purpurbrauner Blüte im silbergrünen Gewand mogelt sich dazwischen. Wiesensalbei (Salvia pratense) reckt seine blauen Scheinähren in Mengen über den grünen Hang, übertrifft das Hellgrün der Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias).