Ein fünf schössiger, ziegelroter Fachwerk-Wohnturm. Am nächsten Haus, geschützt vor Sturm, Regen, Schnee und Eis, unter einem weit in den Hof ragenden Hausdach, ein Fürst mit Schild zur Rechten, sein Schwert mit der linken Hand umschlossen. Wir folgen dem Tal des Wurmbachs. Steigen neben einer riesigen Pappel links hoch auf den Rumberg, über dem sich, an hohen Masten hängend, die Drähte der Starkstromleitung hinzieht. Vom Buschwerk besäumte Grasflächen. Erstes Purpur-Knabenkraut steht über dem kurzem Gras. Weißes Fingerkraut (Potentilla alba) duckt sich zwischen den Gräsern. Wandern hinüber zum Münchenberg. Auch hier Purpur-Knabenkraut mit Einsprengsel von Manns-Knabenkraut. Aussichtspunkt "Lämmertrift". Treffen auf eine große mit Spruck, alten abgeschnittenen Ästen und Zweigen, abgezäunte Freifläche. Hier der besondere Höhepunkt. Hunderte von blühende Pflanzen des Purpur-Knabenkraut besiedeln die Fläche. Eine Schutzhütte mit Hinweistafel auf die Vegetation des Münchenbergs. Im Weitergehen in Richtung Galgenberg / Bad Suderode eine vielblütiger Bestand vom Heide-Günsel (Ajuga genevensis).
Hübsche dunkelblaue Scheinähren im nachwachsenden Austrieb des zurück geschnittenen Weißdorns (Crategus).
Im lückigen, schütteren Gras die Rosette mit aufragendem Blütenstielen, die Raue Gänsekresse ( Arabis hirsuta). Ihre kleinen weißen, dicht gedrängten Blüten mit gelblichen Schlund folgen, sich nickend der Sonne zu wendend, ihrem Lauf. Sonnenkinder!
Im Abwägen, "Einkehr oder Vorbei" kabbeln wir uns ein wenig an der Wirtschaft "Erste Bückmühle" am Steinbach und Stauteich. "Heute nicht" entscheidet Rita. Wieder ein steiler Anstieg zum 243m hohen Bückeberg. Von hier aus nach Nordwesten erscheinen am Horizont Regenstein, Rönneberg, der Hoppelberg wie in Reihe stehende dunkelgrüne Spitzkegel hinter einem gelb wogenden Meer aus Raps. Rotbedachte Häuser der Orte wie eingeschlossene Inseln, oder dümpelte Schiffe im Meer des Rapses. Der nach Südosten liegende aufgelassene große Kalkbruch wird mit Bauschutt und Abraum-Erden verfüllt. Kurze Zeit später der Bahnhof von Gernrode. Eine dampfende, qualmende Lokomotive mit grau, gelb, rot farbigen Anhängern, Waggons, wartet auf das Kommende. Aus dem Selketal kommend, tutet sich ein Triebwagen seinen Weg zum Bahnsteig. Der steht zwar nicht auf dem ausgehängten Fahrplan. Macht uns aber nichts. Die Aussage der Kartenverkäuferin langt uns. Nach Quedlinburg geht die Reise. Wir reisen mit! Bezahlen für die Selketal-Bahnfahrt 4,00 Euro für uns Zwei. In zockelnder Fahrt brausen wir durch die gelbe Landschaft. Apfelhaine fliegen vorbei, das Landschaftsbild wechselt kurzfristig von gelb in rosa-weiß. Bunte Buden von besprühten Garagen. Hohe Eschen drängeln sich vor die Doppeltürme der Stiftskirche. Zweimal halten wir an Straßen die die Schienen kreuzen. Der Triebwagenführer steigt aus, schließt einen schwarzen Kasten, der neben unserem Gleis an einer Wand angeschraubt ist, auf. Drückt verschiedene Knöpfe. Steigt ein. Die Straßenschranken schließen sich. Geben unserem Triebwagen freie Fahrt. Ein Stückchen hinter der Schranke wiederholt sich das Ganze. Die Schranke öffnet sich gibt dem Verkehr auf der Straße freie Fahrt. Noch eimal, am nächsten Straßenübergang, alles wie gehabt. Wenn das immer so ginge! Was würden sich die Autofahrer freuen. Den Bahnreisenden ins Fluchen über die dauernden Stopp bringen. Für uns, auf dieser kurzen Reise, ein ziemlich lustiges Erlebnis! Auf dem Bahnhof Quedlinburg ist das Schild in Richtung Thale schon gezogen. In wenigen Minuten soll es weitergehen. Schnell zum Automaten. Zielort antippen. die geforderten Euro einschmeißen, schon rattert Fahrkarte und Rückgeld in den abgedeckten Trog.
Noch einmal wiederholen das Ganze, denn die 2,80 Euro gelten nur für eine Person. Alles klappt tatsächlich schnell und ohne Problem.
Nicht lange dauert es da rattern wir gen Thale.
Haltepunkt "Musestieg" wird angesagt. "Kommen wir von hier direkt zum Kloster" frage ich einen Mitreisenden. Der nickt: "In fünf Minuten sind sie da". In einer Nebenstraße wartet unser Auto.
Otto Pake
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