2017.02.17.
Es ist der 3. Mai als wir uns auf den Weg machen. Mein Freund Horst begleitet mich heute. Er hat, was äußert selten vorkommt einmal keine andere Verpflichtung die ihm seine Zeit stiehlt. Wir stellen das Auto oberhalb des Lustparks beim Marstall auf den Parkplatz. Marschieren, wie es Horsts Art ist, strammen Schritts durch den Eß-Kastanienhain. Zartes Grün am Boden, dass ein wenig weiter in den gelben Flor der Windröschen übergeht. Nur unterbrochen von wenigen weißen Flecken mit Busch-Windröschen. Die Castanea sativa noch unbelaubt. Gedrehte alte Stämme schrauben sich in die Höhe. Beindruckend die alten bizarren Recken! Schnell ist der Kastanienhain durchschritten. Große, neu renovierte Wohnblöcke begleiten uns. Wechseln über die ehemalige B6, biegen ab zum Horstberg. Ein Zufall mit der Namensgleiche. Kirschplantagen in weißer, voller Blüte links des Weges. Ein schmaler Aufstieg hoch auf den Horstberg. Treffen auf fast vergessene Fundamente der Seilbahn die die Erze des Büchenbergs zur Verladestation in Minsleben brachte. Mit der letztjährigen Schließung des Schaubergwerkes Büchenberg ist ein Totalvergessen vorprogrammiert! An der Warte, nur noch eine Halbschale ist von der Warte übrig, ein Blick ins Land, auf Wernigerode, auf unseren gemeinsamen Weiterweg. Die Austberg-Warte schon in Sicht. Beim Abstieg vom Horstberg ein kleiner Kugel-Baum in grauweißer Blüte. Ein sehenswerter Solitär von Steinweichsel (Prunus mahaleb). Am Feldrain kleine bläulich-weiße Blüten zwischen langen grünen Blättern. Es ist der Gewöhnliche Feldsalat (Valerianella locusta). Kurz laufen wir auf dem Radweg neben der Straße, biegen links ab, steigen hinter dem Wohnhaus, was sich rechtsseitig an den Hang schmiegt, auf den ausgeschilderten Austberg-Rundweg, zum Austberg hoch. Trockenheit am Gebüschsaum. Zwischen einzelnen Blüten des Sonnenröschen (Helianthemum nummularium) blühende Stängel der Heide-Segge (Carex ericetorum). Ein verwilderter Apfelbaum in voller Blüte. Wird zum Fotoobjekt von uns beiden. Auf dem Weiterweg queren wir durch die mit Löwenzahn übervoll blühende Wiese, den zwei kämmigen Austberg. Steigen auf schmalem Pfad hoch zur Austbergwarte. Dort oben im Sonnenschein die ersten Blüten der Blauroten Steinsame (Lithospermum purpurcaeruleum). Zeige sie Horst. Auch ihre noch erhaltenen dunklen, fast schwarzen daneben stehenden Blütenstängel mit den runden weißen harten Samenkörnern vom Vorjahr, zeige ich ihm. Mit: "Wenn du einen von ihren Samen zerdrückst bekommst du 1Euro, wenn nicht zahlst du mir 50 Cent für jeden ganz gebliebenen" gebe ich ihm drei der harten Samen in die Hand. Er drückt dran umher. Klappt natürlich nicht. Alle bleiben ganz. Er schiebt sich so'n Ding in den Mund. "Halt, mach dir deine Zähne damit nicht kaputt" warne ich. "Otto, das macht nichts, dass sind sowieso nicht meine"! Ich sage nichts mehr. Horst ist ist vorsichtig, nimmt den Samen wieder aus den Mund. Ich erwähne meine gewonnen 1,50 Euro nicht.
Stempelstelle neben der Austbergwarte. Vom Turm wunderbare Aussicht. Vor uns gelbe Rapsfelder, blühende Heckenstreifen, die Neubauten von Bezingerode, das Wolfsholz, dahinter der langsam erwachende noch dunkle Harz. Gleich neben uns die runden, gelblichen, geflügelten Samen der Ulme. Auf dem Turm an jeder Ecke, ich meine in jede Himmelsrichtung, im runden Turm muss man bekanntlich Ecken lange suchen, Hinweisschilder zu den sehenswerten Orten, Punkten. Alle aus prächtigem Edelstahl. "Solche Dinger, die fehlen bei uns auf den Burgberg. Die müsste sich der Wirt von dort oben, hier einmal anschauen", murmelt sich Horst in seinen harzburgischen, heimatlichen Bart. "Der will so etwas nicht, dabei ist das so wertvoll zum Erkennen und Behalten der Landschaft, drückt den Stempel des Wiederkommens ins Herz des Besuchers"!
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