Nun habe ich zwei Probleme. Einmal die Bestimmung des Wurms, der grauen Made und einer durchsichtigen Dose im Rucksack. Die belastet mich im Besonderen. Muss ich doch eine Spende für den NP ein werben. Der Klotz liegt mir auf der Seele. Beim "Burgy" ist es dann soweit. Ich bitte noch einmal um einen Stopp, denn es kommt eine leichte Unruhe in der Truppe auf. Alle rennen urplötzlich schneller, haben wohl den Weg zur Heimat geschnüffelt, wollen wieder ihre eigenen Wege gehen. "Bitte ich muss noch eine mir unangenehme Aufgabe erledigen. Ich habe noch eine Spendendose im Rucksack. Es ist üblich, etwas für den NP in den Schlitz zu stecken. Wir kommen gleich zum Ende unserer gemeinsamen Wanderung. Wenn die Tour gut gefallen hat seien sie großzügig". Mit diesen Worten bringe ich die Durchsichtige mit den eingesperrten Zehnern ans Licht, reiche sie der neben mir stehende Dame. "War ein bisschen weit unsere Tour so fünf Stunden ohne Essen. Wenn drei Stunden angedacht sind, sollte es auch dabei bleiben. Für einen Trainierten ist das wohl nichts, aber für mich ist das schon sehr hart. Das darf nicht passieren". Das sitzt. "Hab ich nicht mehrmals den Weiterweg angesprochen, gefragt wie viel Zeit wir zur Verfügung haben? Ich habe keinen Satz vernommen, dass irgend etwas verkehrt läuft. Um 16 Uhr, wurde gewünscht wieder am Ausgangspunkt zu sein und bis dahin haben wir noch 12 Minuten. Diese Kritik überrascht für mich" antworte ich ein wenig verdattert. "Es war wunderschön und keineswegs zu weit und auch das Tempo stimmte", eine weitere weibliche Stimme aus unserem Kreis. Der Rest schweigt kramt im Portmonee umher, sorgt dass die beiden eingesperrten Zehner nicht allein bleiben. "So eine durchsichtige Spendendose ist ja doch ein bisschen pervers. Wer sich so etwas ausdenkt", die Stimme einer Spenderin. Die Dose macht also ihre Runde und landet, nicht weiter betrachtet, wieder im Rucksack. "Das waren bestimmt an die 20km die wir gelaufen sind" meldet sich ein Erschöpfter. "Nee, 4km die Stunde sind wir bei weiten nicht gelaufen. Unser Tempo schätze ich bei 2,5km in der Stunde. Also grob 12,5 km unsere kleine Tour", melde ich. Das erscheint verschiedenen Mitstreitern zu wenig. Als Kompromiss einigen wir uns auf 14km. Damit ist das Glück aller vollkommen. Die jüngeren Damen vermelden: "Das war unser erster Urlaubs- und Wandertag in Bad Harzburg. Ob dieser Tag noch getoppt werden kann"? "Wenn das Wetter so bleibt, bestimmt" erwidere ich. Durch mein Herz zieht eine Freude der Zufriedenheit. Zwischen Normaluhr und Eiche verabschiede ich mit Handschlag meine kleine Truppe. Sie eilen zum Hotel oder an einen bald eingedeckten Tisch um die verhinderte Mahlzeit nach zu holen. Schwatzen noch nett über Alter und Kondition. Dabei entwischt mir der große Kamera-Träger, samt seiner verpflegungstragenden Frau. Hole sie aber kurz vor dem Wandertreff, bei ihrer letzten Trinkpause, wieder ein. Reiche ihnen zum Abschied die Hand. Mein Blick fällt auf die Schuhe der Dame. Die Sohle ihres Wanderschuhs hängt seitlich neben dem Oberteil. Bevor ich fragen kann sagt sie: "Die Schuhe sind schon 20 Jahre alt. Bald zwei Jahre schon nicht mehr benutzt und nun klappt die Sohle schon eine Weile neben her. Wandern ist erst einmal für mich gestorben. Ab Morgen nehmen wir wieder das Fahrrad! Nicht wahr Hermann". Hätte der Hermann jetzt seine Kamera bereit, er könnte das aussagekräftigste Bild der Gesichtszüge seiner Frau einfangen. "Morgen, mit neuen Schuhen, sieht die Welt wieder besser aus und Wanderschuhe nehmen es übel wenn sie nicht unterwegs sein können. Zwei Jahre im dunklem Schrank verbringen müssen, macht sie mürbe" versuche ich zu trösten. Ein Augenaufschlag ist die Antwort. Mit freundlichen Handschlag verabschiede ich mich von den Beiden. Liefere meine durchsichtige Dose mit den eingeschlossenen zwei Zehnern, den Dazugekommenden, im Haus der Natur ab.
Bei der dunklen Raupe handelte es sich, wie der Herr Google mir verriet, um den Mittleren Weinschwärmer kurz vor dem Verpuppen.
Otto Pake
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