Nun ist sein Grün mehr einem Grau-rot-braun gewichen. Der Borkenkäfer hat ganze Arbeit geleistet. Ist gegen alle Regeln bis in die Hochlagen des Harzes geflogen, hat Fichte für Fichte befallen und ihr den Garaus gemacht. Ein bisschen düster sieht das ja aus und die Diskussionen darüber sind oft sehr weit auseinander driftend. Doch der Waldumbau im NP ist gewollt. Der Borkenkäfer war halt nur, mit seiner Emsigkeit, ein wenig schneller als die Vorstellungen der Entscheidungsträger des NP-Parks. Er hat den Umbau selbst in die Hand genommen. So ein kleiner, den meisten Menschen unsichtbar bleibender Käfer, hat bei seinem Liebestrieb halt andere Vorstellungen. Er hat dem Wissen der Verantwortlichen eine weitere Lernphase aufgedrückt. Doch noch lange nicht ist der Fichtenwald im Harz verloren. Er wird um so schöner auferstehen. Einzelne Fichten und auch Fichtengruppen werden überbleiben. Fichtensamen im Boden warten nur auf einen Lichtstrahl um zum Leben erweckt zu werden. Birke, Eberesche und Weide werden bald dazu kommen und wenn ein wenig nachgeholfen wird, auch Ahorn, Buche, Traubeneiche und andere Gewollte. Doch auch Störenfriede, wie die Lärche, kommen wieder. Auch für die Fauna ist der Umbruch im Gange. -Natur Natur sein lassen- ist nicht immer nur das Highlight, sondern bereitet auch vielen Unbedarften zumindest seelische Schmerzen. Die haben wir nicht. Wir reden über die Brockenhexen die hier zum 1. Mai vorüber fliegen. Über die neugierigen Herren, die zur richtigen Zeit diesen Beobachtungsplatz aufgesucht haben. Die, wenn es ihnen glückt, auch ihre Damen auf einem Besenstiele zum Brocken reitend, vorüberfliegen sehen. Die aber wollen mitspielen am großen, nächtlichen Treiben Luzifers auf dem Brocken. Manch geknicktes Herz findet in dieser Nacht und bestimmt in weiteren Frühlingsnächten nicht mehr seine lieb gewonnene Ruhe. Die letzte Geschichte wird mir nur mit einer gewissen Skepsis abgenommen.
Der alte Sachsenwall auf dem Sachsenberg ist da schon realer. Die Bildtafel unter der Gipfelbuche weist auf die Vorgänge der damaligen Zeit. Beim Abstieg zum --Himmelsloch-- Platz 4 des Besinnungsweges wird der allgegenwärtige Fingerhut angesprochen. Sein winziger Samen gezeigt, gesprochen über seine Fähigkeit Jahre im Boden liegend zu verbringen, um dann, wenn ein Sonnenstrahl auf ihn fällt, keimt und eine große grüne Blattrosette ausbildet. Im Jahr darauf seinen Blütenstängel in die Höhe reckt, blüht, Samen bildet und abstirbt. Es ist richtig lustig wie der Fingerhut die Gruppe anspricht. Jeder, aber wirklich jeder, kennt ihn und weiß um seine Wirkung, seine Giftigkeit sein Heilvermögen. Der Fingerhut der Allbekannte.
Das --Himmelsloch--, nichts unmoralisches, sondern eine breitere Liege von der man auf dem Rücken liegend, zwischen den Bäumen hindurch, den Himmel mit den dahin ziehenden Wolken betrachten kann. Wenn keine Wolken zu sehen sind, kann es sein dass der Himmel blau herunter blinkt, oder er ganz mit grauen Wolken unterspannt ist. Dann ist es aber zum Liegen meist zu frisch und man lässt die Einladende links, oder wenn man von der anderen Seite kommt, rechts liegen. Wir lassen sie links liegen. Unsere Aufmerksamkeit nimmt die harzende Fichte, die den Wegweiser trägt, in Anspruch. Fichtenharz strömt reichlich unter dem leicht in den Fichtenstamm eingelassenen Schilde hervor. Ein schönes Beispiel um den Abwehrkampf der Fichte gegen seinen Widersacher den Borkenkäfer zu beschreiben. Wie eine gesunde Fichte den Angriff im Harzfluss ertränkt. Ich finde aufmerksame Zuhörer und Dazwischen- Frager. Woher ich das alles wissen würde werde ich am Ende meiner Erklärungen gefragt. "Wenn man hier Zuhause ist, sollte einem der Lebensraum des Harzes nicht ganz unbekannt sein und die Ausbildung, die Exkursionen als NP-Waldführer und Harzklub-Wanderführer sind ja auch nicht zu unterschätzen", antworte ich.
"Bitte, wir stehen hier am Scheideweg. Laufen wir nach links den Besinnungsweg weiter, bleiben wir in den Bergen rund um den Burgberg sind in etwa einer Stunde wieder am Haus der Natur, oder wir wandern zum Kreuz des Deutschen Osten, das dauert die doppelte Zeit". "Wir haben Zeit", die mehrstimmige Antwort. Also zum Kreuz. Wir wenden uns nach rechts zur Säperstelle, dem Sachenbrunnen. Wieder Fragen um die Namen. Erkläre: "Hier an der Säperstelle wurde vor langer Zeit das Holz gelagert und geschält, sauber gemacht. Die abgeschälte Rinde lagerte dann in Haufen. Die fing dann so sachte an zu suppen. Wasser löste sich aus der lagernden Rinde, sabberte über den Boden.
Weiter zu