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Auf den Besuch der Brockenkuppe verzichten wir. Keine Spur im Schnee, den Wind von vorn, keine Sicht. Der Verzicht fällt leicht. Den Kopf in den Nacken gezogen, den Blick auf die Straße gerichtet, streben wir in den Windschatten der Brockenfichten rechts der Brockenstraße unterhalb des Bahnhofs. Die treibenden Schneeflocken sind zu scharfkantigen Eiskristallen umgeformt, beißen in die, dem Wind zugewandte, Hälfte des Gesichts, der Schläfe. Mir wird die schützende Wirkung der Augenbrauen klar. Nur raus aus dem Wind ist unser Ziel. Horst war klug, er hat frühzeitig seine Kapuze übergestülpt, ist den beißenden Körnern nicht so ausgesetzt wie ich. Meine Kapuze ruht schön verpackt im Jackenkragen. Sie jetzt noch über zu stülpen würde nur den eingepackten Schnee unter der Haube tauen, für Nässe im Nacken sorgen. Die Kapuze bleibt verpackt!
Im Windschatten von Berg und Fichten, wirbeln die Flocken wie ein Wintertraum. Weich, mit zarter Eleganz tanzen sie um uns herum, gebärden sich in reinster Unschuld. Der von unten kommende, auf unserer rechten Seite, also links fahrende Schneepflug schiebt nicht nur den Schnee im hohen Bogen von der Straße. Sondern bald auch meinen Partner der zur Rechten neben mir dahin marschiert. Nur ein kräftiger Zuruf bringt Horst zur linken Seite in Sicherheit. An der Schutzhütte wo sonst die Pferdewagen parken, wartet lamentierend mitten auf der Straße stehend, eine Gruppe junger Leute auf ihre schlappen Nachzügler. "Wie weit ist es denn noch"? "Ne knappe Stunde"! Großer Protest und nicht so ganz saubere Worte hinter uns her werfend ist die Folge der freundlich gemeinten Antwort. Wenn wir nun dachten der Wanderansturm zum Brocken hätte den Tageshöhepunkt überschritten sehen wir uns getäuscht. Ungebrochen streben junge und jugendliche Wanderer noch immer dem Brockengipfel zu. Am Abzweig "Goetheweg" wird es ruhiger. Absteiger und Aufsteiger halten sich in etwa die Waage. Ein einzelner Schiläufer kommt uns entgegen gestampft, ein Fahrradfahrer (hat wohl die Jahreszeiten verwechselt) ebenso. Vier leicht bekleidete Läufer in bunten Schuhen mit vermeintlich übergroßen Sohlen, springen leichtfüßig an uns vorbei. Versuchte Rast in der Schutzhütte am Eckersprung. Den Gedanken hatten vor uns schon Andere. Die Bude ist voll, die Gespräche laut. Im Nu greift die Kälte wieder an. "Horst, los weiter" mein Wunsch. Horst muss erst einmal anbeißen, einen Schluck trinken. Langsam mache ich mich auf den Weg, habe ein ganz anderes Bedürfnis! Verberge mich hinter dicken Fichtenstämmen, möchte den Blasendruck ablassen. Ein großes Problem tritt plötzlich auf. Meine klammen Finger können den Reißverschlusschnippel nicht ertasten, ergreifen. Fummele vergeblich am Hosenstall umher. Horst ist schon längs an mir vorbei als ich meinen vergeblichen Versuch schweren Herzens und noch mit voller Blase beende. Es dauert eine Weile bis ich den Schnellläufer wieder eingeholt habe. Der grinst über mein kleines Problem. Bringt wieder unsere kleine Meinungsverschiedenheit vom Herweg ins Gespräch. Wo war der Standort der Kaffeeklappe! Horst meint hier irgendwo an der Gerade des Quitschenbergs. Ich kenne die Kaffeklappe aber nur vom Sprachgebrauch der Wanderfreunde aus Sachsen-Anhalt und die meinen damit unseren Eckersprung. So wird ein wenig über das Wie und Wo der Kaffeeklappe umher gesabbelt. Nichts kommt dabei heraus, doch wird darüber mein Blasendruck etwas ins Abseits gedrängt. Drei Wanderdamen mit vier angeleinten, einem frei laufenden Hunde  kommen uns entgegen. Horst der alte Waldführer des NP macht auf den Leinenzwang aufmerksam. Erntet geringschätzige Blicke der Damen. Der freilaufende Hund tut mir leid. Er ist eingezwängt in Weste und Maulkorb. Die Traurigkeit eines Hundes läuft durch den Schnee. Manchmal ist es schwer ein Rüde zu sein!
Wieder wird das "Kunstobjekt Luchs" am Abbegegraben nicht entdeckt. Ist bestimmt ins Winterquartier gebracht worden, unsere Vermutung. Eine Schispur auf der ausgewiesenen Loipe.

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