Zum Tagesabschluss und kleinem Höhepunkt habe ich meinen Damen und Herren hier die Frauenschuhe präsentiert. Leider blühen sie noch nicht voll, sodass sie uns eben nur einen Abklatsch ihrer Pracht bieten". Ihr strenger Gesichtsausdruck schwindet, zeigt uns ein freundliches Lächeln. "Nichts kaputt gemacht"? "Nee, so was machen wir nicht. Haben aufgepasst, nichts zertreten". "Wo stehen denn ihre Autos" will sie noch wissen. "Na, unten an der Straße auf dem Parkplatz vor dem Mehrfamilienhaus". "Sind sie hoch gelaufen"? "Sicher". Ab jetzt gibt sie sich locker und gesprächig. Auch ihr schweigsamer, stiller Bergleiter der uns argwöhnisch beäugte, verändert seine Körperhaltung ins Freundliche. Sie weist uns auf die Gefahren, die den Frauenschuhen hier drohen noch einmal intensiv hin. Teilt uns mit, dass es in ihrem Revier noch mehrere Stellen mit Vorkommen von Cypripedium calceolus gibt. "Aber auf dieses muss ich besonders aufpassen" meint sie beim freundlichen Abschied. "Verraten sie mir die Standorte der anderen Vorkommen" frage ich sie. "Gern, melden sie sich an, kommen sie zu mir, dann machen wir uns auf den Weg". Wenn das kein Angebot ist!
Am Auto dringt das Problem mit der Tankstellensuche wieder in den Vordergrund. "Jürgen ich fahre vor dir her, in Berga, das weiß ich, gibt es eine Tanke. Wenn dein Auto stottert gib mir Zeichen. Notfalls hole ich dir dann deinen Sprit. Verzage nicht, es wird schon klappen."
Mit diesem Trost machen wir uns auf den Weg gen Heimat. Passieren Rottleben, Steinthaleben, Kelbra und die Tanke in Berga hat geöffnet. Ein Schwung Kradfahrer blockiert die Tanksäule, sorgt für eine ordentliche Warterei. Tanken ihre 10 Liter, bezahlen. Der Nächste mit 10 Litern , bezahlen usw. usw. Endlich kann dann der benötigte, gesuchte Saft auch in Jürgens Autotank fließen. Sein Glück vollkommen.
In Netzkater, in der neuen Blockhütte kehren wir ein. Setzen uns nach draußen in die letzten Sonnenstrahlen. Frage die Kellnerin ob sie uns bedient. "Nein draußen ist schon abgeräumt. Sie können gern dort sitzen bleiben aber bedienen tue ich dort nicht mehr. An der Theke bekommen sie die Getränke", so ihre barsche Reaktion. Setzen uns nach drinnen. Werden von ihr abgefegt: "Als Gruppe müssen sie sich anmelden wenn sie bei uns einkehren". "Beginnt eine Gruppe schon bei sieben Männeken" frage ich sie. Sie gibt keine Antwort, verschwindet. Der Herr "hinter der Theke" kommt, nimmt die Bestellung auf. Die Getränke, die Speisen bringt die resolute Dame. Hat ihre Bissigkeit wohl in den Keller getragen, ist freundlich zu uns.
Bin ich auch zu ihr. Nur beim Bezahlen lasse ich mir das Restgeld bis auf den letzten Cent zurück geben. Herrlich bescheuert, diese kleine Rache.
Otto Pake
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