25.06.2016 Sonnabend
Morgens ist unser Tisch schon draußen eingedeckt. Beim "Weinberg" wird unser Morgenkaffee "draußen" nun zum festen Ritual bei der Tischeindeckung. Etwas früher und ein wenig schneller muss Heute gefrühstückt werden. Um 9:30 startet die Verbandswanderung für Vereinsvorstände und geladenen Gästen am Bahnhof von Sebnitz. Wir gehören zu den Geladenen. Da heißt es pünktlich sein. Das sind wir. Es hapert ein wenig mit den Organisatoren. Niemand weiß so richtig was anliegt, wer das Sagen übernimmt. Irgendwann klappt es dann aber doch. Wir Wanderer werden in Kurz- und Weitwanderer eingeteilt. Drei oder sieben Km Strecke sind im Angebot. Wir entscheiden uns fürs Weite. Die "Fußkranken" machen sich davon. Wir "Elitewanderer" dürfen in den wartenden Zug einsteigen. Nur acht Minuten soll unsere Reise gehen. Der Haltepunkt Krumhermsdorf ist unser Ziel. Von dort soll über den "Unger" zurück nach Sebnitz zum "Sport u. Freizeitzentrum "Soli Vital" gewandert werden. Dort ist auch das gemeinsame Essen für uns Wanderer angerichtet. Kosten pro Nase für Zugfahrt, Wanderführer und Essen betragen 23,-€. Da bleibt von dem Fünfziger nicht viel übrig. Lassen wir uns überraschen von Landschaft, Wanderführer, dem Unger, dem "Soli Vital". Es ist schon weit nach 10 Uhr als sich unser Zug in Bewegung setzt. Wohlgemut das es nun endlich losgeht und voller Wanderlust betrachten wir die vorbeifliegende Landschaft. Auch unser Haltepunkt Krumhermsdorf fliegt vorbei. Der Zweifel nagt in mir. Sitzen wir im verkehrten Wagen, wir sollten doch halten? Der Blick in das Abteil beruhigt mich. Die Truppe ist beieinander. Erst im Bahnhof von Neustadt in Sachsen halten wir. Alles strömt aus den drei Waggons die uns herbrachten. Die Organisatoren sind am hudeln. Gott sei Dank wartet der Triebwagen in der Gegenrichtung auf den Wanderschwarm. Es wird zwar eng in dem kleinen Triebwagen doch keiner von uns bleibt in Neustadt zurück. So geht es für die Meisten von uns, im engen, dafür warmen Stand, zurück nach Krumhermsdorf. Auf der Rückfahrt kommt heraus, dass Niemand von uns auf den Anhalteknopf des Zuges gedrückt hatte und so der Zugführer auch kein Haltesignal in Krumhermsdorf bekommen hat. Und wo nicht gedrückt wird, da will auch Keiner aussteigen, da wird halt durchgefahren.
So sind nun mal die Regeln bei der Sächsisch-Böhmischen-Nationalparkbahn. Auch wenn es sich um einen Sonderzug handelt! Wenn kein Stoppsignal gedrückt wird, erfolgt auch kein Stopp. Da sind sie konsequent die Sachsen an der Böhmischen Grenze.
Hier auf dem Haltepunkt in Krumhersdorf, es hat wohl jemand auf den Stoppknopf gedrückt, werden wir in 4 Gruppen aufgeteilt. Wir schlüpfen unter in der Gruppe die die Botanik so'n bisschen in den Vordergrund stellt. So die Ansage unseres Wanderführers. Wir sind die kleinste Gruppe die sich um den "Alten Herren" schart. Uns ist das sehr recht, kommt so doch am meisten rüber von seinen Erklärungen. Das hat wohl der Bundestagsabgeordnete der Gegend, der natürlich in der ersten Truppe mit wandert auch erkannt, schwenkt mit seinen nicht wenigen Begleitern die ihn umgeben, zur unsrigen herüber. Der schöne Effekt von kleiner Gruppe geht uns damit verloren. Die erste Gruppe verschwindet. Wir nach drei Minuten hinterher. Hinter der ersten Kurve tauchen sie vor uns schon wieder auf. Ihr Wanderführer erklärt, hält einen kleinen Vortrag. Muss nun unser auch. Der Knabe vor uns erklärt immer noch als die dritte Gruppe auf uns aufläuft. Nun stehen in Sichtweite drei Gruppen bei einander und die Wanderführer erklären die Weite der Landschaft. Nach dem ersten Erklärungsstopp zockelt es sich so noch eine Weile hin. Nach kurzem Marsch ein Stopp, ein Auflaufen der Gruppen. Unserem Bundestagsabgeordneten geht das auf den Geist, der will weiter, hat er doch noch einen Termin am Nachmittag. Den haben wir zwar auch, doch der ist unwichtig. Sein Terminplan steht und der muss eingehalten werden. Er drängelt also immer nach vorn, möchte am allerliebsten an der ersten Gruppe vorbei, selbst die Spitze übernehmen. Das will aber unser Wanderführer nicht. Er ist z.Zt. unser Chef, er ist unser Wanderführer und darin lässt er sich auch nicht beeinflussen. Also stehen wir und warten das die Ersten sich wieder auf den Weg machen. Als dann der dritte Trupp wieder auftaucht geht's dem Wanderführer der ersten Gruppe auf, dass er nun weiter muss. Und er macht es tatsächlich. Dieser Rhythmus bleibt, mit einer kleine Ausnahme erhalten. Unser Wanderführer zeigt uns eine Besonderheit am Wege. Es ist ein Bestand an blühenden Englischen Kratzdisteln / Cirsium dissectum.
"Die gibt es bei uns nur hier. Die ist so einmalig bei uns, dass ich den Landwirt gebeten habe sie beim Mähen zu verschonen. Die wollte ich euch zeigen". Auch ich versuche mein Glück mit einem gutem Bild.
Als wir wieder aus den Kratzigen auftauchen ist unser Trupp unter Führung des Abgeordneten schon weit voraus und die dritte Gruppe drängelt nach. Bis hoch zum Unger, zum Ungerturm sind wir aber wieder beieinander.
Hier oben warten Würstchen, Bier, Wasser, Säfte auf uns. Selbst der Turm hat seine Tür geöffnet. Mann und Frau können ihn ersteigen. Geöffnet hat auch die Toilette. Davor eine Warteschlange von Damen in Wanderschuhen.
Unser Abgeordneter wittert seine Chance.