Als schwer und kritisch wird er beschrieben und beschildert. Wir sind aber gut drauf und so ganz glauben wir nicht an seine Gefährlichkeit. Wir machen uns auf nach Bad Schandau.
Immer direkt am Wasser, unter hohen Felswänden entlang, steigt er mal hoch mal runter, wird mal eng und schmal, dann zertreten und sumpfig. Wenige Wanderer kommen uns entgegen, Wir wundern uns das er als "schwierig" beschrieben wird. Ist ein wunderbarer Wanderweg, so recht nach unseren Herzen. Doch dann kommen die Stellen vor denen gewarnt wird. Drei, vier Passagen die an den Felswänden, mit einem Seil gesichert, hoch über der Kirnitzsch entlang führen. Diese Passagen sind nicht ganz ohne und der Warnhinweis auch gerechtfertigt. Hunde, die allgegenwärtigen "Klapperstöcke" sind auf diesen Stellen im Rucksack besser aufgehoben.
Im Kurpark von Bad Schandau, der bald durchlaufen wird, blühen die ausgesäten Sommerblumen in voller Pracht. Der Stadtgärtner hat was drauf. Geldmangel haben ihn kreativ werden lassen. Es dauert zwar eine ordentliche Weile des Jahres bis sich aus einem Saatkorn eine solche Pracht entwickeln kann, doch eben sind seine Beete unübertroffen. Das kleine Städtchen ist vollgepfropft von Besuchern. Kein Platz mehr frei in den Cafés, den Eisdielen. Auf dem Marktplatz treffen wir viele Bekannte die unsere Wimpelwandergruppe auf dem Weg nach Paderborn begleiteten. Es wird ein schulterklopfendes Wiedersehen. Ein Rückbesinnen auf die schönen Wandertage des letzten Jahres. Die Verkehrsbetriebe bieten Fahrkarten für Bus und Kirnitzschtalbahn zum Sonderpreis von 17€ die Wanderwoche an. Eine Schlange bildet sich vor der Verkaufsstelle und überzeugt uns, dass diese Karte auch uns Kosten sparen kann, so investieren wir auch die 34€. Löschen mit einem Weizenbier auf einer der Elbterrassen unseren Durst. Versuchen der im Angebot stehenden heimischen Spezialität, dem "Krautwickel" Geschmack abzugewinnen. Gelingt uns aber nicht.
Rita bringt bessere Kohlrouladen auf den Tisch, denn als nichts anderes entpuppt sich der "Krautwickel! Von unserer Terrasse können wir den Busverkehr beobachten. Bald taucht einer auf der in Richtung Sebnitz fährt. Mit dem reisen wir, mit der eben erworbenen Fahrkarte, zu unserem "Weinberg" in Mittelndorf.
Hier herrscht Ruhetag. Kein Essen und Trinken. Also noch einmal über den Panoramaweg, jetzt in die andere Richtung, nach Altendorf zum "Heiteren Blick". Dort sollen die Portionen gut und preiswert sein, wie uns unsere Wirtsleute versprechen. Der Panoramaweg ist auch in dieser Richtung ein Glücksfall. Er verläuft durch blühende Wiesen, lichte Wälder und Äcker. Besonders eindrucksvoll der ausgesparte Pfad durch einen Kartoffelacker. Mit Holzpfählen ist er von der bewirtschafteten Fläche abgetrennt. Links und recht wachsen Kartoffeln. Ihr grünes Kraut schiebt die ersten Kartoffelblüten über sich hinaus. Wenn man bedenkt das die Kartoffel nur wegen ihrer Blüten einmal ihren weiten Weg von Südamerika nach Europa fand! Schön ist ihre Blüte immer noch, doch wer pflanzt schon wegen der Blüte Kartoffeln in seinen Garten? Mitgebracht aus ihrer fernen Heimat hat die Kartoffel auch ihren Peiniger, den Kartoffelkäfer. Der fühlt sich auch hier recht wohl. Seine Raupen beginnen gerade das dunkelgrüne Kartoffellaub zu verzehren. Außer dem Blattstrunk bleibt da nichts, mit dem sich die Kartoffel weiter ernähren kann. Will der Landwirt etwas ernten, muss er tätig werden. Als Schulkinder mussten wir den Part übernehmen und Käfer, Raupen, Larven ab sammeln. Soll heute einmal ein Landwirt Kinder zum Kartoffelkäferabsammeln auf seinen Acker schicken! Am Ortsrand von Altendorf eine Idylle. Zaunpfosten mit Töpfen, Tiegeln, Pfannen und anderen dekorativen Utensilien geschmückt. Eine Dame schreit aus dem Fenster ihrem im Garten arbeitenden Gatten zu: "Erwin, unter der Linde hocken zwei Landstreicher, warten auf dich". Erwin trollt sich. Trifft uns beim Betrachten der Dekorationen. "Das ist der Spleen meiner Frau, doch sonst ist sie ganz in Ordnung".
Der "Heitere Blick" ist voll besetzt. Die letzten Plätze mit Aussicht ergattern wir beide gerade noch. Bald bildet sich eine regelrechte Gästewarteschlange. So berühmt ist der "Heitere Blick" in Altendorf. Spaghetti-Pesto zum Feldschlösschenbier im Schein der tief stehenden Sonne. Ein Heimweg auf dem gleichen Weg zurück durch den milden Abend. Noch einmal bringt das Sonnenlicht die Felsen von Schramm- und Affensteinen zum Strahlen. Sind auf unserem Weg allein. Wieder geht es durch den Kartoffelacker. Hinter der Kuppe zieht der Landwirt mit dem Trecker sein Spritzgerät über das Feld. Hat wohl auch den Kartoffelkäferbefall bemerkt. Will, nein muss seine Ernte retten. Der Arme hat bestimmt nicht die Abendstimmung auf seiner Seele, in seinem Herzen, sondern vielmehr seinen Ertrag des Kartoffelackers im Kopfe. So sind die Tage auf der Welt. Die Einen arbeiten, die Anderen schlendern genussvoll durch den Tag. So der Glaube vieler Betrachter. Stimmt aber nicht ganz, denn gearbeitet haben wir auch, vor ein paar Jahren. Und das nicht wenig!
Wir wandern glücklich zu unserem Bett im "Weinberg".