Als dann sein Vortrag doch etwas zu lang, die Zuhörer sich zu unterhalten beginnen, ist unsere Rücksichtnahme nicht mehr angebracht. Wir laufen grüßend an den Wanderern vorbei. Bestimmt sind das die Einkehrer auf die das Erblehngericht wartet.
Nach dem Waldstück gelangen wir wieder in die freie Landschaft. Wiesen lösen die Äcker ab. Nur stehen sie nicht mehr auf dem Halm, nein, ein Schnittwerk eines großen Treckers hat sie nieder gemacht. Der ist dabei das angetrocknete Gras, das Heu mit einem Wender zu geschwungenen Reihen zusammen zu harken. Der Landwirt befürchtet wohl einen regnerischen Wetterwechsel. Davon sehen wir noch nichts.
Einkehr im Waldhaus. Ein Weizenbier, eins Mit eins Ohne. Auf dem Dr.-Alfred-Meiche-Weg (Blaustrich) wandern wir weiter. Ist nicht mehr soweit bis Sebnitz. Queren wieder die Straße laufen ein Stückchen links oberhalb des Ortes Hertigswalde, bald jedoch zum Ort herunter, um an der Seite wieder aufzusteigen. Schöne blühende Gärten in Hertigswalde. Sind ganz begeistert einen Garten voll mit der Spiegelei-Blume, der Douglas- Sumpfblume ( Limnanthes douglasii) zu finden. Hell strahlen ihre 5 weißen Blütenblätter mit ihrer gelben Mitte uns an. Haben die freien Flächen der Beete überwachsen, lassen dem Unkraut keine Chance. Weiter gepflegte Gärten im Ort. Der "Meiche-Weg wechselt zur anderen Talseite, steigt verwinkelt wieder an, ist frisch abgemäht, zum Wandern vorbereitet. An Weiden, auf denen Rinder grasen, vorbei bringt er uns zur Bruchberghöhe. Ein Geländewagen kommt durch die Wiesen fahrend von der Höhe herab. Hält vor dem Gatter der Weide, öffnet das Tor, fährt durch, schließt hinter sich das Tor wieder. Wie wir ihn bei seinem Tun betrachten, macht der das mit uns auch. Kein Ton, nur ein Kopfnicken im vorbei, im abwärtsfahren. Wir sind wieder allein.
Vor der Jugendherberge, die sich den höchsten Punkt im Ort ausgesucht hat, biegen wir ab, steigen zum Ortskern von Sebnitz herunter. Steil geht es hinunter. Auch hier begeistern uns die Gärten. Eine Laube von Kletterhortensien überwachsen, weiße Marienglockenblumen, zitronenduftender Diptam und eine große Fläche überwachsen vom Eselsohr, so wird bei uns der Woll-Ziest genannt. Er schmückt den Garten weniger mit seiner violetten Blüte sondern mit seinen silberfarbigen, seidig-behaarten Blättern.
Der Marktplatz in Sebnitz ist schon gut besucht als wir dort eintreffen. Schräge Musik tönt von der Bühne, übertönt das Stimmengewirr der Besucher. Schlendern erst einmal über den Markt, betrachten die Stände der Regionen aus der gesamten Republik. Jeder bietet seine Heimat mit Worten, bunten Prospekten und Katalogen an. Vom Meer bis zu den Bergen kann man reisen, wandern, übernachten. Einsamkeit, Wellnes, Trubel alles wird beworben, Reich ist die Auswahl für einen Wander- oder Erlebnisurlaub in Deutschland. Wo sonst Fress- und Trinkbuden das Bild bestimmen, müssen die hier in Sebnitz auf dem Wandertag-Markt richtig gesucht werden. Da steht man schon einmal in der Warteschlage bis das Würstchen braun der Bierbecher voll ist. Wir finden noch Platz am einem der Biertische die in Längsrichtung zur Bühne stehen und so die beste Sicht des Geschehens, was dort stattfinden wird, geben. Alle warten auf die Ankunft der Wimpelwandergruppe aus Paderborn. Um 17 Uhr haben sie ihren Auftritt auf der Bühne. Immer mehr Besucher drängeln sich an den Tischen, auf den Bänken, Am meisten Platz hat der, der einen breiten Hintern durch die Gegend trägt der sich beim Sitzen in die Breite drängt. Nur der hat noch Freiraum vor sich, kann mit seinen Händen noch zum Bierglas langen. Schmalhintrige haben da bedeutend größere Probleme mit. Was soll's. Als dann die Wimpelwandergruppe eintrifft, die Sitzbank zwischen die Oberschenkel genommen wird, damit der Hals nicht verbogen werden muss, dadurch automatisch mehr Platz auf der Bank wird, weil sich die breiten Arschbacken nun nach außen drücken, da wird es für die Schmalträger etwas angenehmer, haben sie etwas mehr Bewegungsfreiheit.
Dann kommen sie die Weitwanderer. Angeführt von ihrem Chef Willi betreten sie unter dem Beifall der Wartenden die Bühne. Die Bühne die am Ende des weiten Weges von Paderborn bis Sebnitz auf die Übergabe des Wanderwimpels an den Ausrichter des Wandertages wartet. Dieses Zeremoniell eröffnet offiziell den Wandertag. Sebnitz wird zur Wanderhauptstatt 2016.
Nach den Begrüßungs- und Eröffnungsreden bekommt die Wimpelwandergruppe den Wimpel zurück. Sie ist bis zur endgültigen Übergabe an den Bürgermeister der Wanderhauptstadt Sebnitz noch verantwortlich für ihn. Darf ihn noch im großen Festumzug vor sich hertragen, sich noch einmal Beifall für ihre Wanderleistung abholen.