Gestern sind Gabi und Karl auch in den "Weinberg" eingezogen. Haben uns zum Frühstück verabredet. Die Tische auf der "Weinbergterrasse" liegen schon im Sonnenschein. Schnell ist das Frühstücksgeschirr von drinnen nach draußen getragen. Karl ist der Umzug nicht so ganz geheuer. Er liebt nicht die frische Luft die der Morgen noch bereit hält. Er könnte ja gesundheitlichen Schaden nehmen, sich eine Erkältung einhandeln. Anfängliche Bedenken verfliegen als die Morgensonne seinen Rücken trifft, ihm mit ihren wärmenden Strahlen sanft den Rücken streichelt, da findet er den morgendlichen Auszug aus dem Gastraum äußerst angenehm. Beide haben schon am Vormittag in Sebnitz eine Verpflichtung in Sachen Wandertag, können nicht mit uns durch die Landschaft wandern. "Wir sehen uns am Nachmittag auf dem Festplatz in Sebnitz bei der Ankunft der Paderborner-Wimpelwanderer. Wir nehmen euch dann am Abend wieder mit nach Mittelndorf zum "Weinberg"" so der Vorschlag Karls und seiner Angetrauten Gabi.
Was unser Wimpelwanderchef von 2015 so locker sagt, ist für mich die morgendliche Befehlsausgabe. So wird es gemacht.
Um 9:28 Uhr stehen wir wieder vor der rosa Malvenwiese auf unserem wunderbaren Panoramaweg mit dem ausgeschilderten Ziel: Waldhaus.
Diesmal wählen wir den kleinen Wiesenpfad der hoch zur grünen Kuppe des Hügels führt. Wir verlassen unseren Panoramaweg und hoffen, dass wir von da oben wieder auf ihn treffen werden.
Das blühende Wiesen-Lieschgras reicht uns bis an die Schulter. Der Sigmarswurz in rosa, das gelbe Johanniskraut, die Ähren verschiedener Gräser in braunen Tönen die Hüfthöhe erreichen, von uns zur Seite gedrängt werden, schlagen hinter uns wieder zusammen. Nur ein schwach sichtbarer Streifen bleibt von unserem Durchmarsch zurück. Trotzdem meldet sich,ein klein wenig, das schlechte Gewissen. Ist das nötig so durch die Wiese zu streifen? Nötig nicht, aber wunderschön und die aufgescheuchten Fliegen, Käfer und Schmetterlinge werden uns auch vergeben. Die sind nur ausgewichen, schon lange wieder zurück. Nur zwei Zecken haben die Wiese mit uns verlassen. Wie am Abend festgestellt wird haben sie mich als Gastgeber ausgesucht. Ihre Saugorgie dauert aber nicht sehr lange.
Am Abend sterben sie unter dem harten Zugriff meiner Pinzette. Doch davon wissen sie und ich noch gar nichts. Die Blutsauger am oberen Oberschenkel sind bestimmt voller glücklicher Lebensfreude auf unserer gemeinsamen Reise. Nur sehen sie nichts von der schönen Gegend, sie lieben das Dunkel der Hosenbeine.
Ein Tisch mit Bank auf dem Birkenkopf. Rast mit Aussicht. Eine Tafel an der alten Eiche: "Gott hat die Berge so hoch gestellt
und gibt damit seiner Weisheit kund
damit nicht jeder Vagabund von
denen die Täler so reichlich gesegnet
dem fröhlichen Wandrer
hier oben begegnet.
Mittelndorfer Birkenberg
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Ein Gedenkstein mit Kreuz, der Aufschrift Quenta 1983-97. Welchem verstorbenen Christen, der nur 14 Jahre die Welt betrachten durfte, wird hier gedacht? Oder ist das Kreuz nur aus der Gewohnheit verwendet worden, einem liebenswerten Tier gewidmet?
Heidenelken wachsen in dichten Beständen am Trampelpfad, der abwärts am Waldrand entlang zum Panoramaweg zurück führt. Dort steht eine weitere Tafel. Geschnitztes Oberteil, der Schriftzug darunter:
"Ich bin schon lange unterwegs,
ich kenn Berge, Dorf und Tal
und doch mit jedem neuen Tag
seh' ich die Welt zum ersten mal".