Ein herrlicher Fleck, viel zu schön um hier sein Leben beenden zu müssen! Im Stempelbuch der Harzer Wandernadel füllt sich ein weiteres Kästchen. Ein schmaler Pfad, der "Schwarze Weg", unter blühenden Zwetschenbäumen, rechts von duftendem Raps begleitet, bringt uns hinunter zum Lutherweg", zur "Luther's Rast" oberhalb des ehemaligen Klosters Himmelsgarten. Am Pfad wächst in großer Zahl der Weinberglauch. Der wird natürlich erst einmal gekostet. Er schmeckt intensiver als sein Vetter der Bärlauch. Für manchen Mund zu scharf, für manche Nase zu kräftig. "Er stinkt" sagt ein Nächster. Weiter geht's durch die Feldmark zum Dörfchen Leimbach. An den Feldrainen findet sich der Acker-Krummhals, die obligatorische, allgegenwärtige Zypressen-Wolfsmilch, der "Feldsalat", das "Hirtentäschel", das "Geknäuelte Hornkraut", das Acker-Hellerkraut.
Ein Schwenk zum kleinem Dorfbach. Ein kleiner Teich in dessen Wasser sich die Bäume spiegeln. Ein Pfad links oberhalb des Weges zum Ort überrascht mit vielen blühenden Mahonien, einem Sauerdorngewächs aus Amerika, eingebürgert, aus den Gärten in die Natur geflohen. Es duftet sehr angenehm und seine blauschwarzen Früchte ergeben eine schmackhafte Marmelade. Auch roh gegessen ist ihr Geschmack köstlich, doch färbt er die Zunge, den Mund, noch heftiger als ein Pfund verzehrter Heidelbeeren. Leimbach ist ausgeflogen. Keine Menschenseele auf den Straßen. Nach Norden verlassen wir den stillen Ort. "Stimmt es Otto, dass du eine Mittagspause vorgesehen hast" fragt mich einer aus der Truppe. "Ja, das Waldgasthaus "Obergrasmühle" liegt am Wege. Da gibt es einen großen Garten mit überdachten Sitzbänken da können wir einkehren, ein Dreiviertel Stündchen Pause machen". "Das wundert mich aber, du und Mittagseinkehr! Hast du uns angemeldet?" "Nee, der Laden ist groß genug und die Frage der Wirtsleute nach dem: "Wie viel Personen, was für Essenswünsche anliegen, nein das will ich nicht, ist mir zu nervig. Wir kommen und gut ist es". "Das wird nicht klappen", die Meinung der Fragenden. " Das klappt" meine Gegensprache. Die Wiese der Obergrasmühle im Sonnenschein. Wir nähern uns von hinten über die Brücke des Krummbaches. Spielende kleine schwarzhaarige Mädchen mit dunklen, feurigen Augen begrüßen uns freundlich, schüchtern. Größere Jungen spielen Fußball auf der Wiese der Obergrasmühle. Auch alle mit schwarzer Tolle. Grüßen freundlich, unterbrechen ihr Spiel. Schwarze Augen betrachten uns mit einem Ausdruck der sagt: "Was wollt ihr denn hier". Eine große Gruppe Fahrräder wartet auf ihre Fahrer. Ein Teil von uns strömt in die Kneipe. Durst und Hunger treibt sie an. Der andere Teil nimmt Platz auf den freien Bänken. Ein paar im Schatten der überdachten, andere im Sonnenschein der ohne Dach. "Otto, hier gibt es nichts! Der Laden hat geschlossen. Das hättest du doch wissen müssen! Was machen wir nun? Mein Wasser ist alle, ich brauche etwas zu trinken"! "Das kann doch nicht sein" ist meine verschämte, ratlose Antwort. Doch steht ja im Programm: Rucksackverpflegung. Also Rucksackverpflegung und die beinhaltet meiner Meinung nach auch Getränke. Zu allem Übel erscheint noch einer im graublauem Anzug mit der Aufschrift: "Security", was wohl im deutschen soviel wie "Sicherheitsdienst" bedeutet. Dieser Knabe gibt uns den Platzverweis! Er meint, der Besitzer der Obergrasmühle möchte nicht mehr, dass Fremde hier einkehren, sich auf die bereitstehenden Bänke setzen. Die Gaststätte ist geschlossen, an Asylsuchende vermietet. Droht mit der Polizei! Geschockt erheben sich ein paar von uns, winken wir sollen alle folgen. Die Frechen von uns bleiben aber sitzen.