Auf einem Wiesenhang kleine vor sich hinrottende Ferienhäuser, drei Zelte verteilen, verstecken sich in ihrem Schatten. Ein Wohnmobil rechts an der Einfahrt zum Platz. Der Camper sieht unseren fragenden, suchenden Blick. "Die Rezeption ist verlegt. Du findest sie im letzten Gebäude rechts am Ortsausgang. So'n schickes, modernes Holzhaus mit Kiosk. Da kannste dich anmelden". "Ist ja ziemlich wild hier". Wirst dich schon dran gewöhnen". So die Konversation. Er kramt weiter an seinem Wohnmobil umher, bringt es in die Waagerechte. Wir gehen zur Anmeldestelle. Werden freundlich begrüßt, bezahlen gleich für zwei Nächte und werden mit herzlicher Freundlichkeit von der Bürocheffin zu unserem Platz geleitet. "Hier", mit weit ausholender Handbewegung über die Hangwiese kreisend, "können sie ihr Zelt aufbauen. "Die Sanitäranlagen finden sie im Gebäude dort unten. Haben sie Spaß bei uns und eine gute Nacht. Zur Kamenice brauchen sie nur über die Straße, dann ist alles ausgeschildert". Mit dieser Aussage verabschiedet sich die Dame. Wir suchen einen halbwegs ebenen Platz am Wiesenhang, bauen unser Zelt auf. Bereiten unser Nachtlager vor, legen Liegematte und Schlafsack ins Zelt.. Schlendern als das geschehen ist, hinüber zum Gasthaus gegenüber des nun abgeschlossenen Anmeldebüro. Lassen uns ein Goldenes Cvikov Pivovar bringen, den wunderbaren Durstlöscher aus Böhmen. Bald sitzen wir vor unserem Zelt. Jetzt kommen die Hexeneier in die Pfanne. Vorher ist aber erst das Zubereiten angesagt. Gleba und Haut entfernen, abwaschen, das mit dem kalten Hahnen-Wasser nicht so ganz einfach ist. Aufschneiden in dünne, runde Scheiben. Das sieht schon gut aus, bringt Vorfreude, treibt Speichel unter die Zunge. Gaskocher angesteckt, Pfanne drauf. Nicht lange dann knistert leise die Butter in ihr. Nun kommen die Hexeneierscheiben dazu. Es sind zu viele die da auf einmal geschmort werden sollen. Trotzt meines Wenden in der Pfanne erreichen sie nicht ihre angestrebte Bräune. Ich war wohl ein bisschen zu gierig beim Sammeln, beim Putzen, beim Schneiden der Pilze. Lange schmorgele ich umher, sie bleiben blass. Die Blässe zeigt, überträgt sich auch auf ihren Geschmack. Der bleibt auch blass. Würze mit Salz und Pfeffer nach. Es bleibt dabei; ihre Bräune fehlt, ihr Geschmack auch. Der bleibt blass wie ihr Aussehen. Nichts ist mit einem schmackhaften Mahl. Nur gut die Hälfte wird von uns aufgegessen. Der Rest verschwindet unter den tiefhängenden Zweigen einer Gruppe von Fichten. Weniger wäre da bestimmt mehr gewesen. Einzeln nebeneinander liegend, von beiden Seiten müssen sie gebraten werden. Von beiden Seiten braun, leicht knusprig in Butter gewürzt mit Salz und Pfeffer, das ist das Geheimnis der Hexeneierbraterei!
Zog sich lang hin, die Braterei. Bemerkte garnicht das Wolken den Abendhimmeln verdunkeln. Trösten uns über unser misslungenes Pilzmahl mit einer Scheibe Brot, einem Glas Rotwein. Die Luft wird feucht, feines Tröpfeln. Trocken und warm behütet uns unser Zelt, die Termarest-Liegematte, unser Schlafsack.
Auch die spät angekommene Jugendgruppe mit ihren fünf Zelten ums Lagerfeuer unten an der Sanitäranlage wird stiller. So eine hohe Feuchtigkeit der Luft hat auch beim Zelten gewisse Vorteile. Als wir uns gegen Mitternacht zur Toilette aufmachen, kräuselt noch leichter Rauch der Feuerstelle, leichtes Schnarchen aus den fünf Zelten der Jugendlichen, in die Dunkelheit des Böhmischen Himmels.
Nächtliche platschende Regentropfen lässt unser Zelt zuverlässig ablaufen. Drinnen trockene Behaglichkeit. Die weltlichen Sorgen und Gefahren bleiben, wie die ablaufenden Regentropfen, außerhalb unserer uns schützender Stoffhülle. Warme, ruhige Nacht.
Otto Pake