29.06.2016
Morgens sind wir früh auf den Beinen. Morgens herrscht noch Ruhe in den Toilettenräumen, da ist man noch allein. Frühstück vorm Zelt. Grauer Himmel aber trocken. Beschließen weiter zu reisen. Irgendwie ist die Lust zu bleiben verloren gegangen. Von unseren hellhörigen Nachbarn sehen wir nichts mehr. Die pennen noch nach einer durchflüsterten Nacht. Schnell ist das noch feuchte Zelt verpackt, wir auf dem Weg zum Großem Zschirnstein. Der empfängt uns mit freundlichem blauen Himmel über den langsam weiße Wattewolken ziehen. Der Zschirnstein ist mit seinen 562 Meter über 100 Meter höher als Papst- und Pfaffenstein, doch den Aufstieg finden wir viel angenehmer, weniger schweißtreibend. Die Aussicht, nicht übertrieben, ist blendend. Orientierungstafeln weisen auf die umliegenden, die weiter entfernten Berge und Orte hin. Und noch etwas Schönes, wir sind allein auf der Höhe; wenigstens für knapp eine Stunde. Folgen kleinen Pfaden. Stöbern in fast jeder Ecke umher. Finden Stellen an denen die Stinkmorcheln/Phallus impudicus wie durcheinander gewirbelte Terrakottakrieger der ersten Kaiser Chinas, bleich, vergehend und kopflos umher stehen. Vielen fehlt ihre stinkende, grünliche Gleba-Haube. Wie eine geschlagene Geisterarmee stehen sie da umher. Die zerbrechlichen sich langsam auflösende weißen Phallusstiele ihrer stinkenden Haube von Fliegen beraubt. Doch gibt es auch noch Vollkommene unter ihnen, die noch ihren fliegenlockenden Duft verbreiten. Zwischen all den umherstehenden Ruten des Phallus impudicus finden sich noch viele im Jungendstadium. Hexeneier werden sie genannt. Die sind essbar und bei richtiger Zubereitung auch gut schmeckend. Ca. zwanzig sammeln wir, nehmen sie mit. Sollen am Abend in die Pfanne kommen. Die Hexeneier sind von einer trocken festen leicht zerbrechenden Haut umschlossen, an der kleine Wurzelreste haften. Unter dieser Haut liegt die hellgelbliche Gleba, die einen runden festen leicht länglichen Kern umschließt, der später als Phallusrute erscheint. Dieser, in schmale runde Scheiben geschnitten kommt später in die Pfanne. Vorher wird die gallertartige Gleba abgewaschen. Diese Arbeit ist nicht ganz so pralle. Rita findet das sogar ekelig. Ich übernehme das! Doch dazu kommen wir später.
Eine wunderbare Aussicht bietet der Zschirnstein. Zur unsere Freude stehen auch Orientierungstafeln an vielen der Aussichten. Hilfreich geben sie uns Hinweise auf Namen, Höhe und Entfernung der uns sichtbaren Berge, Hügel, Orte. Die Triangulationssäule an exponierter Lage, das Hinweisschild daneben, gibt uns Einblick in die Landesvermessung des ehem. Königreich Sachsen um 1880. Wir erfreuen uns an der Urtümlichkeit der Schönheit des Zschirnsteinplateau, seiner Vegetation, seiner Ruhe, seiner weiten Sicht ins Umland. Lange verweilen hier oben. Auf dem Rückweg zu unserem Auto auf dem Parkplatz in Kleingießhübel lockt der Kleine Zschirnstein. Ein kurzer Weg über die angrenzende Wiese, ein kleiner Aufstieg auf 473 Meter. Schon stehen wir oben. Lärm spielender unsichtbarer Kinder schallt herauf. Passt nicht so ganz zu unserer Stimmung , zu dem was wir suchen zur Ruhe die auf dem Großen Zschirnstein herrschte. In Kleingießhübel blühen die Petunien in ihrer bunten Pracht in den Fensterkästen der Häuser. In Reinhardtsdorf-Schöna besuchen wir die eindrucksvolle Barockkirche. Bunte, alte Malereien bestimmen im Innern ihre mit weißen Wolken am blauem Himmel ausgemalte Kirchendecke. Es ist so als ob der Künstler den heutigen Himmel vom 29.Juni 2016 nach drinnen übertragen hat. Wir sind beeindruckt von Ihre Schönheit.
Das Prebischtor in Böhmen ist unser nächstes Ziel. Tauschen in einer Wechselstube an der Grenze zwei 50 Euroscheine in 2109,00 Kronen. Fühlen uns reich mit so einer dicken Pappe im Portmonee. Finden in Mezni louka einen Campingplatz der besonderen Art. Offene Schranke, das Anmeldebüro verrammelt, verlassen herunter gekommen.