Und dann erscheint sie doch noch, die Zuspätgekommene mit den Kulleraugen. Wie üblich mit einem ungebremsten Redeschwall, bei dem es weniger um Entschuldigung, mehr um die Umstände die dazu führten geht. Ein spöttischer Gedanke zieht durch mein Hirn. Bestimmt hat sie in der Eile beim Anziehen ihrer Schuhe, den Rechten auf den linken Fuß gezogen, auf der anderen Seite den Linken auf den rechten Fuß. Erst beim Losgehen, als die Stiefelspitzen jede in eine andere Richtung wollten, den Irrtum bemerkt. Denke ich nur, sage nichts. Unbemerkt von mir treten die Seesener auch hinzu, haben uns wiedergefunden. "Bei uns kennen wir das so, dass man aufeinander wartet und nicht einfach abhaut. So schnell konnten wir unser Auto gar nicht umsetzen. Konnten den Parkplatz Pfennigpfeier gar nicht anfahren. Mussten erst einen Wendeplatz suchen. Als wir dann kamen, wart ihr schon weg. Das finde ich nicht in Ordnung"! So ihre Begrüßung. Ich hatte einen Anschiss der Seesener eingefangen. Meine Widerrede von 8 Minuten Wartezeit, der Zeitnot, kam bei den beiden nicht an. Mit: "Nun, haben wir uns ja wiedergefunden" setze ich unseren gemeinsamen Spaziergang fort. Ein flächendeckender Bestand des Schwalbenwurz (Vincetoxicum hirundinaria) zieht sich den Hügel hoch, springt über den Weg, zieht weiter den Hang hoch. Ein Herr macht sich daran zu schaffen, säbelt mit einem Messer Schwalbenwurz Blütenstiele ab. Schmeißt sie in die Landschaft. "Warum tun sie das"? "Er macht sich hier zu breit, wir wollen anderen Pflanzen auch eine Chance geben" die Antwort des Pflanzensäblers. Es stellt heraus, das er beim Nabu mit arbeitet und schon auf uns gewartet hat. "Ich dachte schon sie kommen gar nicht mehr". Mich wundert das sehr, zeigt aber dass der Ösel eine gewisse Bedeutung in den Naturschutz-Kreisen hat. Soll er vielleicht auf uns aufpassen? Der Gedanke saust mir durch den Kopf. Hinter dem Hügel brummt ein Freischneider sein auf- und abfallendes Lied. Ein weiterer Herr kappt das Gewächse des Hanges, sorgt für weiteres Licht am Boden. Macht er nur den Pfad frei oder wächst oder soll hier etwas Besonderes wachsen? Eine Dame steht daneben, betrachtet die Arbeiten, unser Vorbeigehen. Das Gewöhnliche Kreuz-Labkraut zeigt ein schütteres Gelb. Es wird nicht mehr lange dauern bis es seine duftenden Blüten öffnet. Die Krause Distel (Cardus crispus) zeigt ihren purpur-violetten Blütenkopf. Die daneben stehenden sind noch weiter zurück, brauchen noch ein paar Tage zum Erblühen. Der Bittersüße Nachtschatten (Solanum dulcamara) hat die Büsche überwachsen bietet den Hummeln seine Nektar an. Die umschwirren seine violetten Blüten, mit den zurückgeschlagenen Kronblättern. Sie landen am gelben, aus der violetten Blüte um den Stempel als Bund zusammen gefassten, herausragenden Staubeuteln. Suchen den süßen Saft, nehmen dabei den Pollen mit. Tragen ihn zur nächsten Blüte, zur Narbe der anderen Blüten. Heraus kommen dann die erst grünen, dann gelb schimmernden, sich ins leuchtend-rot färbenden Beeren. Alle grünen Pflanzenteile des Bittersüßen Nachtschatten sind giftig. Am giftigsten sind jedoch die grünen, unreifen Beeren. In reifen, roten Beeren ist das Gift ( Solanine) nur noch schwach vertreten. Für Kinder sollen schon 20-40 unreife Beeren zu tödlichen Krämpfen und Atemlähmungen führen. Also aufgepasst! Nebenan gesellt sich zum Bittersüßen Nachtschatten das Johanniskraut, der lang aufgeschossene Färber-Wau, auch Färber-Reseda (Reseda luteola) genannt. Schon die Römer färbten damit ihre Kleider in resada-grünen, braunen Farbtönen. Bauten den Färber-Wau feldmäßig an. Als "Wau" wurden früher alle gelbfärbende Pflanzen bezeichnet. Die erste geöffnete Blüte der Wollköpfigen Kratzdistel. Der Kleine Schmalbock, der Distel-Kurzrüssler und zwei Arten der Scheinbockkäfer-Familie tummeln sich auf ihrem Blütenkorb, lassen sich in ihrem Eifer auf der Suche nach dem süßen Nektar nicht stören.
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