2015.07.29.
Am Morgen hat sich der Himmel zugezogen. Wie ein konturloser grauer Deckel liegt er über dem Land. Im Nordwesten steht eine dunkle Wolkenwand, verspricht nichts Gutes. Aber trocken ist es. Wir vertrauen darauf dass es so bleibt. Schultern den Rucksack, wandern durch Saalendorf, biegen beim Wanderzeichen rechts ab in Richtung Jonsdorf. Ein uns nicht so freundlich gesonnener großer Hund benimmt sich wie toll als wir an seinem Heimathaus vorbei ziehen. Möchte uns am liebsten verschlingen, benimmt sich wenigstens so! Gut das Mama vor's Haus tritt, ihn am Halsband fasst, zurück hält. Ist wohl nicht so häufig das Wanderer sein Idyll stören.
Erst später im noch jungen Wald vor Jonsdorf beim Fotoschuss auf Hirschholunder und Nachtkerze sinkt unser Puls wieder auf Normalpegel. In Jonsdorf finden wir am Ende des Ortes den Einstieg zu den Mühlsteinbrüchen im Schwarzen Loch. Über 350 Jahre baute man hier den Sandstein ab um Mühlsteine daraus zu formen. Bis nach dem I. Weltkrieg hatten die Steineklopper hier ihr Auskommen. Das Schwarze Loch ist das Ergebnis ihrer Arbeit. Ein gewaltiges, sehenswertes riesiges Loch haben sie hinterlassen! Nicht lange dauert es und eine andere Besonderheit nimmt uns gefangen. Die Orgel auf dem Albertfelsen. "Wie kommt den der Basalt zwischen den Sandstein" ist der erste Gedanke als unvermutet die zusammen gepressten, basaltförmigen Säulen auftauchen. Eine Hinweistafel informiert: Der Sandstein hatte Kontakt mit dem Magma. Durch die enorme Hitze dort in der Tiefe, ist der Sandstein zu diesen Säulen umgeformt worden. Hat schon viele Geologen zum Grübeln gebracht. Nach ausgiebiger Bewunderung der Sandsteinsäulen geht es weiter. Viele Familien mit Kindern sind unterwegs. Die toben den Eltern vorweg, erklimmen die Wackersteine am Wegesrand, sind viel schneller als die "Alten" auf den Aussichtspunkten. Haben richtig Spass über die Langsamkeit ihrer Eltern. Herzerfrischend ist es und Freude machend ihr Gejohle! Ganz anders als das Übliche bei uns, wo statt Kinder Hunde die "Alten" begleiten. Vom Carolafelsen eine hübsche Aussicht über die Hügel des Vorlandes. Herausgewitterte Felsengebilde wie Mausefalle, Teekanne, Zwerg, Nashorn, Löwe -- was man mit ein wenig Fantasie so alles aus den Steinen heraussehen kann! Vollgepackt mit Fantasiebildern kehren wir erst einmal ein. Genießen am Teich in der "Gondelfahrt" ein ordentliches Bier, betrachten das Kommen und Gehen der dauernd wechselnden Gäste. Doch bevor das Bier in die Beine läuft, sie müde macht lockt uns der Nonnenfelsen. Eine Geschichte erzählt: Zwei Nonnen, es ist schon eine Weile her, konnten der Verlockung der Liebe im Tal nicht widerstehen. Viel hübsche Jungen waren hier zuhause. Sommer war's obendrein. Es kommt so wie so häufig. Das Schöne ist am Beginn. Danach die Ernüchterung. Nun stehen die beiden Damen in Stein verwandelt und schauen hinunter auf den Hort ihrer Liebe. Und wenn man Glück hat, kann man in einer warmen Sommernacht, ihre Tränen über ihr vergangenes Glück noch fließen sehen. Nur muss man selbst reines Herzens sein. Sonst gelingt's nicht.
Aufstieg durch den beindruckenden "Schwarzen Gang". Über viele Fels- und Treppenstufen, durch Engstellen kommen wir auf die Höhe zur Aussicht des Nonnenfelsen. Im Blick die Felsen um Jonsdorf, dahinter der Hochwald mit seinem Aussichtsturm, die Lausche, die Landeskrone ein formvollendeter Schlackekegel aus Basalt, ein Hügel mit Burg und Aussichtsturm bei Görlitz. Auch das Isergebirge in Tschechien/Polen, ganz in der Ferne das Riesengebirge. Unter uns die Gondelfahrt. Unser verlassener Platz schon längst wieder vergeben. Der Berggasthof ist verschlossen. Gut, dass wir unten am Teich unser Bier getrunken haben; hier wären wir absolut "Trocken" geblieben. Es gibt doch höhere Mächte die uns umsorgen! Abstieg über die "Zigeunerstuben", hier in den Felslöchern sollen die durchziehen Zigeuner gehaust haben. Sind aber alle verschwunden. Wir verlassen die schöne Felsenstadt Jonsdorf. Nehmen den "Gelbstrich" als Wanderzeichen, wandern über Hohlsteinweg, Sandweg, Dachsteinweg, Sauborn, Haselweg zum Grenzweg. Nun noch die K8652 überqueren, am Wiesenrain entlang zum Campingplatz. Freundliche Begrüßung durch die Zeltnachbarn. "Hattet ihr einen schönen Tag"? "Ja, den hatten wir". Morgen müsst ihr aber nach Oybin da ist es besonders schön". "Bestimmt"? "Ganz bestimmt, aber ihr müsst die Umleitung fahren, sonst kommt ihr da nicht hin"! Freundlich werden wir umsorgt. -Erst einmal etwas erholen, dann sehen wir weiter-, denke ich bei mir.
Unser Zelt freut sich, als wir wieder auftauchen, es flattert förmlich. Der Wind hat zugelegt. Die ersten Regentopfen des Tages treffen uns. Schnell den Angelschirm in den Wind gestellt, mit Zelthering und Schnur fest gebunden. Dahinter unser windgeschützter Platz für den Abend. Der Regen fliegt über uns hinweg. Der Wind bleibt, der Regen verschwindet. Abendessen hinter dem Schirm. Ein Schlummertrunk. Wunderbar ist es im warmen Schlafsack, im Zelt.
Weiter zum