2015.07. 28.
Sowie die Brüderwieser Morgensonne das Zelt trifft, wird es warm in der Stoffbude. Das heißt, raus aus dem Schlafsack. Wir nehmen Abschied von Brüderwiese. Ein paar Handgriffe der Frühstückstisch steht neben dem Zelt. Während der Kocher sich noch Mühe gibt den Wassertopf zum Kochen zu bringen, liegt die Straßenkarte auf dem Tisch, die weitere Route unserer Reise wird halbwegs festgelegt. Unterwegs gibt es immer wieder, gewollt oder ungewollte Veränderungen unserer Reisestrecke. Mal lockt uns eine unerwartete Aussicht, dann eine Umleitung oder ein Schloss, ein Garten, ein Park, eine Kirche. In der Sächsischen Schweiz gibt es viel zu erleben, das wissen wir durch mehrere Besuche. Diesmal lassen wir sie links liegen, fahren an ihren Schönheiten vorbei. Denn 2016 findet in Sebnitz der Deutsche Wandertag statt. Da sind wir dabei. Da bleiben wir dann mehrere Tage und besuchen Bekanntes, laufen unbekannte Wege. Unser Ziel ist das Zittauergebirge. Hier waren schon einmal, andersrum, wir sind hier schon einmal durchgefahren. Schlechtes Wetter hatte uns aus der Sächsischen Schweiz vertrieben, wir hofften hier besseres Wetter vorzufinden. War aber absolut nicht so. Nebel herrschte hier, nichts als Nebel mit Nieselregen! Den Reiz der Felsenlandschaften hatte der Nebel verhüllt. Heute ist das Wetter klar, warm und sonnig. Wir erwarten viel, ist doch das Zittauergebirge von einem besonderem Flair umwoben. Umworben ist auch der Trixi Park bei Großschönau. Volles, lautes Leben ist heute hier anzutreffen. Das Gejohle der Badenden schallt uns entgegen. Das ist nicht was wir suchen. Schnell wird vor dem Eingang gewendet, der Trubel bleibt hinter uns. Nicht weit entfernt, hinter Waltersdorf ist auf der Karte ein weiterer Campingplatz eingezeichnet. Unter Campinghof Sell Saalendorf 5 ist er zu finden. Ist mehr ein Bauernhof mit Zeltwiese und ein paar ausgebauten Fässern als Ferienunterkunft. Wunderbar vor der Lausche gelegen. Die Tür zu seinem kleinen Laden verbirgt sich hinter einem zerschlissenen Vorhang. Eine hübsche junge Frau empfängt uns. Wir tragen unseren Wunsch, hier zelten zu dürfen vor. "Meine Chefin ist unterwegs, vielleicht gedulden sie sich ein wenig, sie kommt bald wieder. Dann -- ". "Bitte, wir möchten einen Platz für unser Zelt, der Tag ist doch viel zu schön als hier herum zu stehen und zu warten bis die Chefin kommt? Zeigen sie uns bitte wo wir unser Zelt aufbauen können". "Da haben sie auch recht, Platz ist noch genug, ich begleite sie". Die Hübsche führt uns über den Platz. Unter den Obstbäumen möchten wir nicht zelten, hinter der Hecke auch nicht. Wir landen am westlichen Rand der großen Zeltwiese unterhalb einem Rondell mit blühenden Rosen. Zwei Bänke zum Betrachten der Pracht stehen auch umher. Eine davon wird gedanklich gleich zu unserem Tisch geordert, denn mit unseren Sitzgelegenheiten ist kein Staat mehr zu machen. Ein Stuhl ist brüchig, der andere schon durch einen vierbeinigen Hocker ersetzt. Eine Bank fehlt uns noch zu unserem Glück, zu unserem schönen Platz am Zelt. Alles ist schon aufgebaut und eingeräumt da erscheint die Chefin. "Da können sie nicht bleiben, der Platz ist schon vergeben, am Freitag kommen die Gäste. Die kommen jedes Jahr, das müssen sie verstehen." "Heute ist doch erst Dienstag, bis Freitag sind es doch noch ein paar Tage, wir packen am Freitagmorgen wieder ein und verschwinden. Ist das in Ordnung"? Die Chefin schaut mich zweifelnd an. "Wenn sie mir das zusagen, können wir das so machen".
Die Klippe ist umschifft, beide Seiten zufrieden. "Können sie uns eine Gastwirtschaft zum Abendessen in der Nähe empfehlen" frage ich nach. "Im Dorf finden sie Alles. Wenn sie noch ein Stück laufen wollen, auf der Wache ist das Essen gut. Gleich durch die Wiese, bis zum Waldrand, in einer halben Stunde sind sie im Ort." sagt sie, quatscht mit einem Hinzugetretenen. Wir zögern nicht, laufen am Wiesenrain entlang, queren die Straße, finden Wanderschilder nach Waltersdorf.
Lang zieht sich Waltersdorf den Berghang hoch. Einige hübsche Umgebindehäuser zu beiden Seiten der Straße. Eingerahmt von blühenden Gärten begleiten sie uns. Gastwirtschaften laden ein doch wir, völlig dem Schauen hingegeben steigen immer weiter. Dann sind wir oben am Pass, an der "Wache". Ein großes Gasthaus auf dem Grenzkamm zu Tschechien. So weit hoch wollten wir gar nicht. Testen gleich die Aussage unsere Campingwirtin, ob es stimmt mit dem guten Essen. War es nun der Hunger des Tages der unserem Essen den Wohlgeschmack verlieh? Es sah nicht nur gut aus, es schmeckte auch und mehr hätte es nicht sein dürfen. Der Aufstieg hier hoch zur "Wache" hat sich nicht nur wegen der Aussicht gelohnt. Als Rückweg nehmen wir einen Weg durch den Wald, der uns bald zu unserem Zelt bringt. Der Himmel hat sich bezogen, eine weiße Sonne verschwindet hinter einer dunklen Wolkenbank. Der Abend wird kühler, der Wind frischt auf. Ändert sich das Wetter? Wir studieren die Karte, planen für Morgen. Rotwein lässt die Seele baumeln, sorgt für warme Füße. Bald übernimmt der Schafsack beides.
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