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1Ithalbach

2 Feldflur

3 Sollingturm

4 wo sind die Becher?

5 Schönhagen

6 unser Chef

7 Liebeslaube

8 Hüttenimbiss

9 Alphornklänge

10 Fröhlichkeit

11 Ahleborn

12 da lauscht der Wildem Jäger!

Text: Otto Pake
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Wilhelm Diekmann / Otto Pake

Tag 7 // Eschershausen/Uslar - Neuhaus/Fohlenplacken. 

Lunauborn

Der Gesang des Rotkehlchen ist im vollem Gange als die Schöne zurückkehrt. Eine Autotür klappt. Trippelschritte über den gepflasterten  Platz. Das Auto fährt davon. Türklappen, das Schloss verriegelt. Die Schöne geht schlafen. Das Rotkehlchen schweigt, die Amsel schmettert ihre Morgenstrophe. Leise stehe ich auf.
Gut neben unserem Alfred im Doppelbett die Nacht verbracht. Auf Topfhaus schon einmal das Zimmer geteilt, hier in der Villa das Bett. Sonst hat jeder immer ein Einzelzimmer. Ich schleiche ins Bad. Der gute Alfred schläft immer noch, oder tut er nur so? Ich lasse ihn in seinem Glück zurück, streife durch den Park. Bin nicht der Erste. Klaus unser Forstmeister und Schriftführer hat dieselben Gelüste, kommt schon vom seinem Spaziergang zurück. Es beginnt zu tröpfeln, dämpft ein wenig die Freude des Morgenspaziergangs. Unter dem Dachüberstand steht eine Bank die der Regen nicht erreicht. Da sitzen wir beide nun schweigend, denn hinter uns hinter den zwei Fenstern schlafen Alfred und die Schöne durch eine Zimmerwand getrennt. Lausche der Amsel, dem Rotkehlchen. Auch andere gefiederte Sänger fallen ein. Leider kann ich nicht sagen wer da noch mit zwitschert. Es hat aufgehört zu tropfen. Die Sonne leckt die Steine blank und als dann alle von uns auf den Beinen sind ist der Tropfenfall schon eine Episode. Autos packen, Rucksack auf, es geht zum Morgenkaffee ins Gasthaus Johanning. Gestern beim Abendbrot fanden wir nicht ganz die erhoffte Beachtung. Zu viele Gäste waren zu bedienen. Doch nun sind wir voll im Trend. Der Geschäftsführer hat erkannt das wir durchs Internet wandern, sich mit uns dort kostenlose Werbung für sein Haus machen lässt. Als er dann von Karl unseren Dankesbrief für die hervorragende Bewirtung überreicht bekommt ist er voll aus dem Häuschen. Nicht genug Bilder mit uns vorm Haus können gemacht werden. Cleverer Junge, der Jüngling. Wir wenden dem, doch freundlichem Haus den Rücken. Wandern durch den Ort. Hübsche Fassaden, bunt leuchtende Balkonkästen, gepflegte Schuppen und Gärten. Die Kanäle des Ithalbaches sorgen für besonders reizvolle Ansichten. Wolfgang der Wanderführer und zwei mit Stöcken laufende Damen begleiten uns. Der Sollingturm ist unser nächstes Ziel. Es ist warm. Wir kommen beim Anstieg ins schwitzen. Nur unser Karl ist warm eingepackt, fühlt sich nicht. Der Rücken schmerzt. Beim Anstieg zum Turm trage ich unseren Wimpel. Addi will erst nicht mit hoch auf den Turm. Ãœbergebe ihm den Wimpel, er möchte darauf aufpassen. Nicht alle besteigen den Sollingturm, kleckerweise kommen sie oben an. Genießen die Aussicht. Addi kommt auch nach oben, hat den Wimpel weiter gereicht. Karl beginnt unten an zu frösteln, will weiter. Schickt uns seine Klage in die Höhe. Aufbruchsgewusel als wir unten erscheinen. Alles strömt hinter dem frierenden Karl her. Nur der Wimpel nicht. Der wartet neben der Bank in der Erde steckend auf einen der sich an ihn erbarmt, erinnert, ihn mitnimmt. Dieter ist der, der das macht. Unzuverlässig der scheiß Rest der Wimpelwandergruppe. Ein kurzer Weg ist bis zur Lunauquelle, dem Lunauborn. Reinstes Trinkwasser strömt hier zu Tage. Ein Schild mit der Aufschrift: "Nur zum Trinken" bringt mich ins Grübeln. Was soll das? Erst später bemerke ich die eingeschlagenen Nägel in der Tafel. Dort hingen früher Becher mit Henkel mit denen sich das frische Wasser schöpfen ließ. Nun fehlen die Becher und niemand bringt neue, hängt sie an die wartenden Nägel. Flott sprudelt das Wasser der Lunau durch die Wiesen, begleitet uns ein Stück. Ein zwölfflügeliges Wasserrad dreht sich  nutzlos, nur zur Freude des Betrachters bestimmt, im Kreis. Lupft mit seinen Holzschaufeln das Unterwasser ein wenig in die Höhe, lässt Tropfen fliegen. Am Campingplatz Schönhagen ist Mittagspause. Die Damen Erika und Gabi haben schon alles vorbereitet als wir eintreffen. Ein schattiges Plätzchen. Sogar nicht das richtige für unseren fröstelnden Karl. Auch mir wird es bald frisch, suche den Sonnenschein, muss mich bewegen. Froh bin ich als es weitergeht. Im Sonnenschein erreichen wir den Ahleborn. Heinrich-Hugo hat eine weitere Ãœberraschung vorbereitet. Ein Hüttenimbiss mit selbst gebackenen Kuchen der Wanderfrauen und leckerem Kaffee. Auf den Klang des von Heinrich-Hugo geblasenen Alphorn erscheint aus dem Waldesgrün der "Wilde Jäger Hackelbart" am gegenüberliegenden Ufer der Ahle. Mit lauter Stimme erzählt er uns seine Geschichte. Bringt auch einen Toast auf uns, auf unsere glückliche Weiterreise. Nicht nur im Harz, nein auch im Solling geht der "Wilde Jäger" auf seine tosende nächtliche Jagd. Ein toller Einfall, ein wunderschönes Erlebnis durften wir genießen. Den Gastgebern einen herzlichen Dank. Kurz vor Neuhaus werden wir nass. Ein Regenguss bringt die Regenjacken und Ponchos aus dem Rucksack. Die weniger Empfindlichen kramen ihren Schirm hervor. Nicht lange dauert der Guss. Der Schirm wird zugeklappt. Ponchos und Jacken bleiben an. Man weiß ja nie! Es tröpfelt wieder. Die Poncho und Jackenträger grinsen über die wieder geöffneten Schirme. Nur eine uns begleitende junge Dame läuft, alle Tropfen ignorierend, weiter. "Macht nichts, in Neuhaus bin ich zu Hause, da schlüpfe ich schnell in neue Kleider. Die zehn Minuten gehen schnell vorüber", sagt sie.
Wir umgehen Neuhaus. Ein Wanderweg bringt uns nach Fohlenplacken. Das erste Stück des Weges geht steil in die Höhe. Karl trägt immer noch seinen Poncho, obwohl die Sonne die Tropfen schon aufleckt. Oben auf der Höhe reisst er seinen Poncho runter. Nass vom eingesperrten eigenem Schweiß läuft er durch den kühlen Wind auf der Höhe. "Zieh das Ding wieder über, Du wirst viel zu kalt, Du holst Dir was weg", warne ich. Er lässt den Poncho am Arm baumeln. Später sehe ich Ihn mit bedeckten Schultern unter dem flatternden Poncho. Auf den letzten Metern bin ich wieder der Letzte der Truppe. Betrachte die Pflanzen am Wege. "Was machst du denn hier"? Ein kleiner Junge spricht mich von hinten her an. "Ich schlafe die Nacht im Waldschloss". "Das geht nicht, das ist zu." "Nein wir haben dort Zimmer gebucht". Das geht trotzdem nicht die haben zu". "Das glaube ich nicht". "Du wirst es sehen, die haben zu". Addi hat mein Zurückbleiben bemerkt, als er mich kommen sieht geht er weiter. Der Kleine bleibt dabei, das Hotel ist geschlossen. Wir beide kommen zur Dorfstraße. Meine Truppe ist verschwunden. Kein Schwanz mehr zu sehen. Wo sind sie denn geblieben? Wende mich nach links. "Wenn du zum Waldschloss willst musst du rechts gehen dann bist du gleich da", sagt der Wicht, dreht sich um und verschwindet. Das Waldschloss hat geöffnet. Die Wimpelwandergruppe beim Quartierbezug. Ich bekam auch eins. Ein schönes Helles im Sonnenschein vorm Waldschloss an der Dorfstraße.
Eingeladen sind wir vom Sollingverein zur, extra für uns, vorverlegten Sonnenwendfeier. In einem alten Steinbruch brennt das Lagerfeuer umstanden von Tisch und Bänken. Unter einem Vordach wird gegrillt. Würstchen und Steaks mit Kartoffelsalat gibt es. Die Tische sind gut besetzt. Viele Anwohner sind mit dabei. Unsere Truppe drängelt an einen Tisch. Finde selbst keinen Platz bei ihnen. Zwei Tische weiter, ein Tisch mit vier Damen, einem Herrn finde ich einen. Angeregte Unterhaltung mit der einen, die zu dem Herrn gehört. Die drei gegenübersitzenden Damen nur leicht am Gespräch beteiligt. Das ändert sich aber bald. Nette, lustige Gespräche, Scherze, Lachen. Unser Tisch rückt so langsam in die Aufmerksamkeit der Anderen. Von meinem Verein werde ich schon als "Frauenversteher" betitelt. Die Kerle sind nur neidisch weil unser Tisch so viel Spass hat, sie dröge die Zeit verstreichen lassen. Alle Getränke, die Würstchen, die Steaks, alles ist frei für die Wimpelwandergruppe. Wenn ich mein Portmonee zücke um Getränk oder Speise zu bezahlen, werde ich sanft, doch konsequent darauf verwiesen: "Ihr seid unsere Gäste". So ganz wollen wir aber nicht die Gastfreundschaft strapazieren. Karl beordert sechs von uns zum an der Straße parkenden Auto. Mit fünf Kästen "Hasseröder" als Gastgeschenk aus dem Harz, kehren wir zurück. Karl hält wieder eine seiner zündenden Reden, stellt uns vor. Nur mit unserer Wanderhauptstadt 2014 hat er leichte Probleme. "Wir kommen vom Harzklub, sind Vertreter des Harzklubs, werden finanziert vom Harzklub" Er erwähnt unsere Wanderhauptstadt 2014 nur am Rande. Dies bringt nicht nur mich, sondern auch Zuhörer in ein Unverständnis. Kommen wir doch aus der Wanderhauptstadt 2014 Bad Harzburg und tragen den Wanderwimpel zur Wanderhauptstadt 2015 Paderborn. Das ist das was interessiert und wichtig ist. Alles andere ist Beiwerk das völlig uninteressant ist. Ich muss einmal mit unserem Karl reden. Die nächste Gelegenheit werde ich dazu nutzen. Bernfried zieht wieder seine Attraktion ab. Begeistert mit seinem Können alle Zuhörer und auch uns immer wieder. Bernfried wird abendlich zum Showstar unserer Truppe. Tagsüber ist er unser Fackelträger ohne Fackel. Mit seinen Stöcken im Einsatz, bringt er es auf eine Dauergeschwindigkeit beim Wandern, die uns hinten verhungern lässt. Er ist immer der Erste!
Für unser Bringen zum Steinbruch und auch für unseren Heimweg mit dem Auto sorgt unser treuer Sollingvereins-Vorsitzender Heinrich-Hugo. Er ist der Beste. Ein toller Wandertag findet so gegen Mitternacht seinen Abschluss.