Morgens ist im Tanzsaal unser Frühstückstisch gedeckt. Alle sind wieder lustig bei der Sache. Der Wirt bekommt von Karl die beglaubigte Urkunde, dass wir uns bei ihm wohlgefühlt haben. Gymnastik auf der Straße vor dem Haus. Leute die zur Arbeit wollen drängeln sich an uns vorbei. Mustern uns mit großen Augen. Denken bestimmt wir sind ein bisschen meschugge, am Morgen schon gemeinsam die Füße anziehen, strecken, abkippen, alles so wie es uns unsere Vorturnerin Gabi vorgibt. Bald sind wir wieder auf dem Weg. Vor der Schule müssen wir uns durch wartende junge Leute drängeln. Vor lauter Staunen über die Halbverrückten mit dem Wimpel, die sich vorbeidrängen, stehen sie wie festgewachsen. "Was ist denn das für ein wunderlicher Verein" die Frage sieht man ihnen deutlich an. Klaus Wippermann unser unermüdlicher Kontaktknüpfer klärt die jungen erstaunten Leute auf. Wir sind schon weit in der Feldmark als wir sein Fehlen bemerken. Er ist es, der mit Karl diesen Weg von Northeim nach Hardegsen ausbaldowert hat. Da wollen wir auf unseren Klaus nicht verzichten. Kein Wanderbegleiter aus Northeim begleitet uns. Zwischen Northeim und dem Solling ist "Tote Hose" an Wanderwegen. Bald ist Klaus wieder bei uns. Bei der Landwehrschänke queren wir die Bundesstraße, laufen durch die Feldmark auf Sudheim zu, wechseln dort die Trassen-Seite der Bahnstrecke. Zwischen Bahn und Leine wandern wir durch die Felder. Mohn blüht am schmalem Feldrain den die Spritzmaschine der Landwirte nicht erreicht hat. Wilhelm und Klaus Petersen bringen unseren Wimpel in die rote Pracht. Ein Foto mit Hillerse im Hintergrund. Der Wahrberg lockt mit seiner Trockenrasenfläche, bleibt liegen, wird nicht von uns erklommen. Die vorbei rauschenden IC hauen einen Schwall gepresster Luft, mal von hinten, mal von vorn auf uns. Ein Reiher der den Zugturbulenzen wohl zu nahe gekommen ist, liegt tot am Weg. Ein Traktor mäht die Leinewiesen. Beinwell, Schwertlilien, blühen am Ufer, Sumpf-Hornklee am Wegesrand. Rast an einer Schutzhütte kurz vor Nörten-Hardenberg. Erika und Gabi sind uns ein Stück entgegen gelaufen, haben die Mittagsrast schon vorbereitet. Die Guten versorgen uns wie Mamas ihre kleinen Söhne. Nur dass die schönen Dinge nicht aus halbrunder weichen Verpackung kommen sondern aus dem Caddy, dem VW-Bus. Vor Nörten-Hardenberg wird die Leine überschritten, die Autobahn unterquert. Kirschbäume am Wege begleiten uns. Eine privater kleiner Friedhof mit neuem Grab. Ein Gut mit einem neugierigen Herrn. Ist ja auch nicht alle Tage dass ein Wurm älterer Herren, mit flatterndem Wimpel bewaffnet, durch seine Felder zieht. Zaunplausch der Alten. -Erst die Mutter begraben, traurig. Nun der Sohn aus der Fremde, aus Hamburg, zurückgekehrt ins Elternhaus, freudig.- Er klagt ein wenig über die Situation der nicht so ertragreichen Landwirtschaft. Sieht aber sonst ganz zufrieden aus. Hinter dem Gutshaus, dem Gutspark, schließt eine Biogasanlage mit Kraftwerk an. Die "neuen" Grundlagen der geförderten Landwirtschaft. Ein guter Landwirt hat immer etwas zu beklagen. Ob bei Wetter, Boden, Personal, Ernte, Absatz, Erträge ist immer etwas nicht ganz so wie es hätte sein können. Doch besonders schwer wird es wenn das Festgeld wenig Ertrag bringt und das Finanzamt auch noch seinen Anteil haben will. Die Welt ist halt nicht so ganz gerecht, aber es lässt sich gut darauf und davon leben. So nehme ich das lächelnd vorgetragene Gejammer des Gutsherrn auf. An der Oberen Hevenser Mühle wartet eine Abordnung des Sollingsvereins auf uns. Als besondere Ehre kommt uns selbst der Hardegser Bürgermeister entgegen. In dieser illusteren, freundlichen Gemeinschaft wandern wir gen Hardegsen. Doch ein rotweißes Flatterband , bewacht von Hellebarde und Schwert dreier Wegzöllner versperrt uns den Einzug nach Hardegsen. Doch unsere Begleitung hat vorgesorgt. Ein Zahlmeister ist mit dabei, der begleicht, mit einem Lederbeutel voll mit Dukaten, den geforderten Wegezoll der Bewaffneten. Darauf bekommen wir einen Tagespassierschein der Kirmes-Gemeinde Bartshausen. Für 24 Stunden dürfen wir, laut beglaubigtem Schreiben der Zollbeamten, in ihrer Gemeinde verweilen, uns von den Strapazen des Marsches erholen. Dank des großzügig bemessenen Wegezoll wird uns an ihrem Gemeindehaus, zur weiteren Stärkung, Getränke und die entsprechende Grundlage dazu gereicht. Ein super gelungener Beitrag der Kirmes-Gemeinde Bartshausen. Von der kleinen Sause geht's bald zur nächsten. Bürgermeister Michael Kaiser lässt sich nicht lumpen. Vor seinem Rathaus wartet eine Kaffeetafel auf uns. Nach der offiziellen Begrüßung und Ansprache des Bürgermeister, der Dankes-Erwiderung unseres Karl, der im Namen aller Wimpelwanderer spricht, dem Präsentieren von Wanderwimpel, Werbeband und unserer beiden hübsch gemachten Begleitfahrzeuge wird in großer Gemeinschaft von Hardegser Honoratioren, Wanderern und Bürgern zur Kaffeetafel gebeten. Ein lustiger, harmonischer bis in den frühen Abend verbrachter Nachmittag. Wilhelm wird auf Grund seines Rauschebartes angesprochen: "Du hast wohl Pate gestanden bei der Ausschmückung eures Begleitfahrzeugs?" In der Tat sind Ähnlichkeiten von Wilhelm mit unserem Krodo nicht ganz auszuschließen. Fotografieren kann Wilhelm aber deutlich besser!Danke an die freundlichen Hardegser. Zum Abschluss mischt sich ein kleiner Missklang in die Freundlichkeit. Unbedingt sollen wir ihre Burg, das Muthaus, den kleinen Park besichtigen. Karl drosselt, riegelt ihren Angebotselan nieder. "Genug für heute, morgen ist auch noch ein Tag" seine Parole. Bedauern nicht nur auf der Angebotsseite. Schade, denn die Sehenswerte steht 3 Minuten hinter unserer Unterkunft, dem Hotel Illemann.