"Danke, ich begleite sie. Wissen sie ich bin aus Quedlinburg und in jedem Jahr hier, es ist für mich etwas ganz besonderes dieses Fest zu Pfingsten hier mit zu erleben. Lange dauert es vielleicht nicht mehr mit mir, aber mein Eichbaum ist dann immer noch dabei"! Schweigend, jeder von uns in eigenen Gedanken, steigen wir von der Höhe ab. Links Kirschen schon mit kleinen grünen Früchten, rechts hohe, im frischem Winde sich neigende Gräser. Ein Bauwagen, daneben der junge Eichbaum des alten Herren aus Quedlinburg. "Der Bauwagen darf aber nicht mit aufs Bild, den möchte ich nicht dabei haben. Nur mich und die Eiche. Versuchen sie es aus allen Richtungen, nur nicht den Bauwagen"! Er kramt seine Kamera hervor legt sie mir in die Hand. "Denken an den Bauwagen". "Ich passe auf. Nicht den Bauwagen". Fest ergreift seine Hand einen Zweig der Eiche. Ich umkreise ihn fotografierend. Mal kommen beide ganz ins Bild, dann sein Kopf mit Eichenzweig.Von vorn und von der Seite klicke ich Bilder von ihm. Er wendet sich mir zu, lächelt glücklich, streichelt zärtlich seinen Baum wie eine Geliebte, einen Geliebten. Wenn nur der Bauwagen nicht da stehen würde, der stört den alten Herren und auch mich bei meinen Bemühungen die beiden ins richtige Bild zu setzen.
"Hoffentlich sind sie mit dem Ergebnis zufrieden. Wenn doch einmal eine Ecke des Bauwagens auf's Bild gekommen ist, drücken sie es einfach weg". "Danke, danke für ihren Einsatz, sie haben das gut gemacht. Danke". Ich bin mir da nicht ganz so sicher.
Wie einen kostbaren Schatz versteckt er den Fotoapparat im braunen Rucksack wendet sich mit den Worten "wir sehen uns noch" um, steigt wieder zur Höhe hinauf, lässt uns allein. Gegenüber des Bauwagens, leuchten an einer alten Kirsche die gelben Fruchtkörper des Schwefelporlings. Soll sich heute an Anderer seine Mahlzeit davon zubereiten, wir sind zulange unterwegs, zu lange würden wir den Porling im Rucksack durch die Gegend tragen und ob am Abend noch Lust auf eine Schwefelporlings-Mahlzeit besteht ist fraglich.
Wir sind nicht allein auf der Queste. Ein Ehepaar sitzt schon unter dem Baldachin unter dem später die Musiker ihren Platz haben.
Sie sind unterwegs auf dem Karstwanderweg, wandern bald weiter. Wir stehen allein auf dem Questenberg. Der "Alte Lebensbaum" liegt schon zersägt am Boden. Eine entrindete, viel ästige Eiche liegt schon bereit den Platz auf der Höhe der Queste einzunehmen. Die starken vorstehenden Aststümpfe bürgen für eine sichere Auflage des Sonnenrades, geben den Besteigern sicheren Halt für Hände und Füße. Die alte Grube in der sie ihren Platz finden wird ist sauber ausgeschachtet. Holzkeile liegen bereit, den Eichbaum, den Lebensbaum so zu befestigen, einzukeilen, das selbst stärkste Herbst- und Winterstürme ihm nichts anhaben können. Nicht weit davon liegt der alte trockene Questenkranz, das Sonnenrad. Harrt auf die Dinge die heute noch mit ihm geschehen werden. Bereit liegen auch gegabelte Stämme. Stabile kurze, halb lange und schlanke lange Stämme die beim Aufrichten des Lebensbaumes benötigt werden. Hinter dem Questenkranz, dort wo der Wanderweg den Wald verlässt, wartet eine Fressbude auf seine Bewirtschafter, auf Gäste. Wir sind allein auf dem Questenhügel. Tief unter uns Questenberg, Die Karstwanderer am Ortsausgang auf dem Weg nach Hainrode. Sonst leere Straßen. Qestenberg schläft noch, ruht sich noch aus von der Arbeit der vergangenen Nacht, dem Abbau des alten Lebensbaums. Gegenüber die weiße Anhydrit-Wand des NSG "Hoher Kopf". Langsam rinnt die Zeit. Erste Zuschauer kommen aus dem Ort zur Höhe hoch gestiegen. Im Ort, Kirchgänger die von der Glocke gerufen werden. Alles noch sehr verhalten da unten. Kurz vor Mittag, erste richtige Unruhe im Ort. Blaubewestete Herren im weißen, kurzärmeligen Hemden sammeln sich mit ihren Musikinstrumenten. Locker treffen weitere Dorfbewohner ein. Um 12 Uhr steht ein ganzer Haufen auf dem Versammlungsplatz. Die Questenmannschaft sammelt sich, tritt an. Eine Abordnung von ihnen holt die die drei Standarten aus dem Bürgermeisteramt. Der Zug ordnet sich. Vorneweg die Polizei, dahinter die Dreier Reihe der Verantwortungsträger der Questenmannschaft.