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2. Kaisermantel

3. Einbeere

4. Echte Sumpfwurz

5. Schmallippige Sumpfwurz

6. ein lila Traum

7. Festmahlzeit

8. Echte Sumpfwurz

9. Klebriger Salbei

10. Breitblättrige Sumpfwurz

11. Teufelskapelle

12. Kleingarten

13. Schmiedekunst

Kaiserbachtal 

1. Kaiserbachtal

22. Juli 2015

Drei Tage stand unser Auto still. Nun muss es wieder ran.  Schon vor 9 Uhr sind wir in Griesenau, biegen ab ins Kaiserbachtal. Ein Naturschutzgebiet mit ausgebauter Maut-Straße bis zur Griesner Alm. Auf dem Parkplatz vor der Zahlstelle parken wir, denn wo man zu Fuß gewesen ist , war man wirklich. Sagt man. Wir müssen zur anderen Bachseite wechseln. Eine als Wanderweg ausgeschilderte Schotterstraße, den Kaiserbach immer im Blick bringt uns sachte in die Höhe. Nicht ganz so lustig die Rennerei auf dem Schotter. Doch die Ãœberraschung des Tales lauert, für den der die Augen offen hat am Wegesrand, wiegt den Straßentrott auf. Was ist ein Kaiserbachtal ohne den Kaisermantel (Argynnis paphia). Der flattert von einer Blüte der Wald-Witwenblume zur nächsten, zum übernächsten Blütenköpfchen, lässt keines aus. Die Einbeere (Paris quadrifolia) ist schon verblüht, in ihrer schwarzen Beere hoch über dem Quirl ihrer vier Laubblätter, spiegelt sich der Sonnenschein. Das ganz besondere aber sind die Mengen der Echten Sumpfwurz (Epipactis palustris) an einem Stück links und rechts des Weges. Begeisterung. Etwas weiter die Schmallippige Stendelwurz (Epipactis leptochilla ssp neglecta). Totale Begeisterung. Zuhause gibt es Zweifel ist es doch nur die Gewöhnliche Breitblättrige Stendelwurz (Epipactis helleborine)? Es ist erst, noch nicht ganz, elf Uhr. Wir sind in der Griesner Alm eingekehrt, sitzen unter den bunten Sonnenschirmen die Gäste zur Einkehr locken sollen. Nach so viel einsamen Wegen der vergangenen Tage schaukelt sich der Mittagstrubel hoch. Noch wartet der kurzbeinige, trippelschrittige Ober auf Einkehrer. Verteilt die Ankommenden an die Tische. Sorgt dafür das jedes der Kellnerinnen-Reviere Arbeit bekommt. Es bringt Freude die Gäste, die Kellner, die Kellnerinnen zu beobachten. Wir lästern leise über sie, den Einkehrenden, den vorbeilaufenden Ausflüglern. Ãœber schrille Tätowierungen, Nasenringe, mit Steckern und Ringen überlastete Ohren, über klappernde Wanderstöcke, über verklemmt, verbissen dreinschauende aufwärtsstrebende Wanderer die hoch zum Stripsenjochhaus streben, über turtelnde Jungverliebte mit grauen Haaren. Ãœber schwitzende Väter, zeternde Mütter die Sorge um ihre Brut haben, könnten sie doch in ihrem übermütigem, ausgelassenen Spiel in den Bach oder auf die Nase fallen. Herrlich wie sich das Leben wiederholt. Wir waren nicht anders vor ein paar Jahren! Hatten nur kein Geld für den ganzen Klimbim, aber geschwitzt haben wir genauso.
Es ist ja nicht schön was wir da treiben, aber es hört ja keiner was wir flüstern, sieht keiner unsere Gedanken. Wir wissen aber, dass auch wir   kritisch betrachtet werden, manches Wort über uns gesagt wird was wir gar nicht hören möchten, unser Herz schwer machen würde.
Als das Gerangel um die Plätze eng wird, der Ober verzweifelt nach freien Stühlen Ausschau hält, räumen wir unseren Lästerplatz, laufen den gekommenen Weg zurück. Es bewahrheitet sich wieder, der Rückweg ist kürzer! Trotzt unseres Ausschauen nach Übersehenen am Wege sind wir ruck-zuck wieder am Auto. Nicht entgangen sind uns noch das Einseitige Wintergrün (Orthilia sekunda) mit seinem langen aus der Blüte hervorragenden Griffel, hoher, sich neigender Hasenlattich (Prenanthes pupurea). Auch der Klebrigen Salbei (Salvia glutinosa), der neben einem Pulk von Mohrenfaltern die auf einem Hundehaufen ihr Glück gefunden haben, seine klebrige gelbe Blüte zeigt wird nicht übersehen. Es ist noch früher Nachmittag, noch viel Zeit bis zu unserer Platz-Einname auf der Terrasse der Kohlenalm. Der ist ja im Preis inbegriffen. Nicht jedoch die diversen Halben und was noch alles so getrunken wird. Mit anderen Worten, es wird Zeit das Portmonee wieder aufzufüllen. Bestimmt hat Reit im Winkel eine Voba, da kostet die Euroziehung für Mitglieder, für uns nichts. Kurzer Halt bei der "Teufelskapelle". Auf einem Felsen, gleich neben der B176, ist sie ein sehenswerter Hingucker. In Reit im Winkel kein freier Parkplatz, selbst bei den Euroschluckern nichts zu finden. Stockender Fußgänger und Autoverkehr. Ein schneller Halt bei der Voba. Der Auszahlungsautomat zeigt sich freundlich, spuckt die geforderten Scheine aus. Schnell weg von hier. In Schwendt auf der Terrasse unter der großen Kastanie bei unserem "Schrankenschlüsselgasthaus" bekommen wir noch einen Happen. Wieder fliegen die Schwalben durch das Fenster in den Kuhstall zu ihren Jungen. Versorgen sie, wie uns die Küche des Hauses, mit Leckerem. Hinter dem Wilden Kaiser weiße Kumulus. Ein Idyll, der vor uns liegende, von zwei Straßen umfasste, umzäunte kleine Gemüsegarten mit seinen Hochbeeten. Bewundern die schmiedeeiserne Pfostenlaterne. Ein schöner Platz hier unter der Rosskastanie. Der Tag meint es gut mit uns, treibt uns wieder ins Auto. Eine kleine Runde wollen wir noch durch Tirol drehen. Gasteig, Kirchdorf, auf schmaler Straße links der Großache, Erpfendorf, Waidring. Die Teufelsklamm mit zu vielen Besuchern, Pillersee, Sankt Ulrich, Sankt Jakob. Sind wir denn verrückt uns diesen Stress anzutun? Schluss mit der Herumkurverei, auf der Terrasse unserer Kohlalm sind wir besser aufgehoben! Viel Betrieb auch hier oben. Radfahrer, Wandergruppen rasten vor dem Hause, sind sich nicht einig mit einer Einkehr, verzehren Mitgebrachtes. Treten fast widerwillig zur Seite um uns durch zu lassen. Wir fühlen uns als Störenfriede. Finden unser Plätzchen, genießen bei einem langen warmen Abend, mit rosarot leuchtenden Bergen, den Sonnenuntergang. Spät, nach der getanen Melkarbeit , wird die Bude voll. Die Bergbauern sind geladen. Frau Wiesinger unsere exklusive Köchin hat sich etwas besonderes ausgedacht. Heute Abend wird Kotelett in Kartoffelkruste serviert. Wir sind sozusagen die Vorkoster. Etwas unbekanntes, außergewöhnliches für uns. Frau Wiesinger ist eine Küchenzauberin. Jeder Tag war eine lukullische Überraschung. Auch ihre Schwester, die für zwei Tage auf der Alm wirtschaftete, sie vertreten musste, stand ihr in der Kochkunst nicht nach. Ihre Mama hat bestimmt die Grundlage dafür gelegt, jede der Damen ihre eigene Besonderheit darein, dazu gemischt und heraus kam der weit im Land geltende Ruf des Besonderen auf der Kohlenalm. Bestimmt 30 Bergbauern und Leute die dazu gehören finden sich ein. Die Terrasse füllt sich. Nicht alle finden ein Plätzchen, stehen sich unterhaltend draußen umher. Herr Wiesinger erfüllt gekonnt die Getränkewünsche. Frau Agnes, Frau Wiesinger wirbelten durch die Küche. Brutzeln die Koteletts in Kartoffelkruste. Bald verschwindet die Bagage der Wartenden im Gastraum, werden zum Essen gerufen. Wir bleiben draußen auf unsere Bank. Hören den Lobgesang der Speisenden durch das geschlossene Fenster. Nicht lange dauert es, die ersten Raucher tauchten wieder auf, blasen ihren Tabaksqualm in die frischer werdende Almluft. Ihre Gespräche werden lauter. Wir denken es wird ein langer Abend, doch so schnell die Männer, die Damen aufgetaucht waren, so schnell verschwinden sie auch wieder. Jeder muss wieder früh raus, seine Viecher versorgen. Wenn unsere Gäste zuhause auch so eine Bettsehnsucht hätten! Unsere Gäste bleiben immer bis in die Puppen!
Alle Arbeitenden sind geschafft. Uns ist die Frische in die Hosenbeine gekrochen. Bald ist "Schacht" auf der Alm. Selbst das Geläut der Kuhglocken schweigt heute.