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Unterwegs 

1. Harzer Fingerhut

17. Juli 2015

Morgens trieb uns die Sonnenwärme  aus dem Zelt. Unser Frühstück war eines der magersten in diesem Jahr. Rita hatte, mit Vorbedacht auf unsere Verpflegung auf der Alm, nichts eingekauft. So hungerten wir uns in den Morgen. Machten Rast in Wasserburg. Schlenderten durch die alte Stadt. Vollgepfropft von Menschen, dichten, schleichenden Autoverkehr und Baustellen war sie. So ganz wohl fühlten wir uns nicht. Bald überquerten wir wieder den grünen Inn. Fanden unser Auto auf dem Oberdeck des Parkhauses wieder. Betrachten von hier oben noch einmal das bunte Bild der Dächer, ließen die quirlige Stadt hinter uns. Lange mussten wir suchen bis wir am Chiemsee einen Platz für unser Zelt fanden. Das warme Wetter hatte die Sonnenhungrigen an den See gezogen. Dicht bei dicht standen ihre Zelte, die Zwischenräume mit Stimmen und lauter Musik durchsetzt. Absolut nichts für uns zwei Alten. Kurz vor Unterhochstätt, beim letzten Reißaus, beim letzten der vielen Zeltplätze am See, fanden wir dann doch noch ein Plätzchen für unser Zelt. Ein bisschen Gemeckere des Campingwirts mussten wir noch über uns ergehen lassen. Er meinte wir hätten viel zu viel Platz beansprucht. Doch unser Zelt stand nun da, war schon eingeräumt und bis morgen in der Frühe blieb es auch dort stehen. Mit knurren akzeptierte er unseren Zeltaufbau. Ein erfrischendes Bad im flachem, steinigen Chiemsee wusch die Schweißtropfen von Stirn und Körper, brachte das Hungergefühl, welches den Tag über mit Äpfeln niedrig gehalten wurde wieder ins Bewusstsein. Der Campingplatz war "Kneipenfrei". Erst in Chieming, so 2km zurück fanden wir ein Gasthaus, etwas erhöht am Berg gelegen, mit Blick über den See. Auf herrlicher Terrasse verzehrten wir in der untergehenden Sonne eine typisch bayrisches Abendmahl zu einem ordentlichen Biere. Die Sonne verschwand, machte dunklen Wolken Platz. In der Ferne grummelte es. Sollte es noch etwas geben? Nichts hatten wir mit, nur Hemd und Schuhe und das Portemonnaie in der Hosentasche. Mit Sorge machten wir uns auf den Weg zum Zelt. Dicke Tropfen trafen uns kurz vor dem Zelteingang.
Windstill war es, die einzeln fallenden Tropfen schleuderten den Bodenstaub in die Höhe. Wir verschwanden im Zelt und der Tropfenspuk war vorbei. Schon saßen wir wieder draußen, betrachteten die schwarze Wolkenwand die immer näher heranrückte. Leichtes Gerausche der Blätter an den Bäumen, jetzt begann es zu wehen! Die schwarze Wand schmückte sich mit zuckenden Blitzen, mit rollendem Donner. Es wurde schummerig, der See noch glatt, nur kleine Wellen liefen an den Strand. Erwartet zwar, doch urplötzlich war das Brausen da. Alles was nicht fest angebunden war flog auf und davon. Ähnlich auffliegender Schmetterlinge wenn ein Schatten sie Blütennektar schlürfend überraschend trifft. Regen liegt jetzt fast waagerecht in der Luft. Wir, schon lange wieder im Zelt liegend, betrachten die Chose durch das Fliegennetz. Blitze krachen, Donner grollt fürchterlich.  So schnell wie das Unwetter heran rauschte, so schnell war es auch verschwunden. Breite Pfützen, abgerissene Zweige und Blätter, Badesachen, Campingstühle, leichte Tische, nicht gesicherte Schwimmhilfen und sonstige zum Wasservergnügen gebrauchte Gummi- oder Plastikteile dekorierten den Platz. Das Campingleben erwachte noch einmal für kurze Zeit. Aufräumen ist angesagt. Bald kehrt unter wolkenlosem Himmel die Nacht und Ruhe ein.