Beim Morgenkaffee mit frischen Brötchen ist die Welt wieder i.O. Gondeln durch das Altmühltal bis Beilngries. Schauen uns die schöne Stadt an. Bewundern die geschmiedeten Handwerker Zeichen die Hotels und Läden schmücken, Beilngries ein besonderes Flair geben. Erkunden die Zug-, Busverbindungen um nach unserer Paddelreise wieder zum Auto zurück zu kommen. Entdecken den hübschen kleinen Park am Ufer der Sulz, den Rosenpavillon. Ein Fotograf schleppt ein Hochzeitspärchen an. Eifrig bringt er die Beiden ins richtige Licht, hört gar nicht auf den Auslöser zu drücken. Ein Herr, der wie wir stehen geblieben sind, die Fotosession betrachtet, sagt hörbar: "Alles Quatsch, in fünf Jahren streiten sie sich, rennen wieder auseinander". Ist das ein Pessimist und etwas leiser hätte er auch sprechen können! So drehen sich die sechs Augen der Beteiligten zu uns herüber, fixieren uns. Wir leiten mit unserem Blick ihre weiter auf den Unkenrufer. Der nickt zustimmend dem Brautpaar zu. Geht seiner Wege.
Etwas zu früh stehen auf dem Parkplatz des Klosters in Plankstetten, warten auf Rainer und Ilse. Blühende Eselsdistel säumen den Ackerrand des Parkplatzes, weisen zum Treppenaufgang. Wir steigen bald die Treppe hoch zum Klosterhof. Schlendern durch den Klosterladen wundern uns über die bunten Stricksachen mit den mexikanischen, den südamerikanischen Mustern, die zum Verkauf stehenden angebotenen Pflanzen, über das Wurzelgemüse, das ohne Wurzeln. Warten wieder auf dem Parkplatz unterhalb der Treppe. Etwas verspätet tauchen die Beiden auf. Das von uns bereits absolvierte Programm wird noch einmal auf Wunsch der Damen durchlaufen, dann der bestellte Tisch im Klosterkaffee aufgesucht. Unser Platz liegt erhöht genau gegenüber dem Haupteingang der Klosterkirche. Schwarze Limousinen fahren vor. Ein Brautpaar trifft ein. Hochzeitsgäste versammeln sich. Glücklich lächelnde junge Damen begleiten die Braut. Weißes Hochzeitskleid, rosa-weiße Rosen als Brautstrauß, die Frisur hochgesteckt, der geringelte Zopf von einem Kranz aus rosa-weißen Rosen eingefasst. Ein älterer Herr im weißen Jackett, die Stirn in Falten gelegt dirigiert unauffällig die eintreffende Gästeschar. Der Bräutigam, im hellbraunem Anzug, auf der anderen Seite des schwarzen Wagens am Händeschütteln. Der Pulk vor der Kirchentür vermehrt sich rasant. Die Augen des Brautpaares suchen sich. Ein Lächeln verbindet sie, führt sie zusammen. Langsam kommt Ordnung in die Menge, sie formiert sich. Blumenkinder vor dem Brautpaar, dahinter die Familien, die Freunde des Paares, Freunde beider Familien. Das Kirchenportal öffnet sich. Geistliche erwarten die Hochzeitsgesellschaft. Die Braut wagt noch einmal einen Blick über ihre linke Schulter zurück in ihre vergehende Unabhängigkeit. Die Tür schließt sich hinter der Meute.
Im Klosterkaffee wird heute nur eine kleine Mittagskarte geboten, nicht ganz so etwas Tolles. So eine Art vermischter Reibekuchen aus Kartoffel, Dinkel und Emmer, die mit verschiedenen Marmeladen bestrichen werden. Sie dienen als Geschmacksverstärker, bringen überhaupt erst den platten Scheiben ihren Geschmack. Kann, muss man sich selbst vom Küchentresen holen. Die Bedienung nur für Getränke zuständig. Rainer entschuldigt sich, ist mit dem Küchenangebot nicht einverstanden. Wollte so richtig was springen lassen, und nun das. "Mach dir nicht draus, was wir hier erleben dürfen wiegt den Verzicht allemal auf" beruhige ich ihn. Vor der Kirchentür versammeln sich Abordnungen von Vereinen. Beste gelebte Folklore wird uns geboten. Feuerwehruniformen, Schützen in halb langen Lederhosen von echten Bayrischen Hosenträgern gehalten. Hübsche, in Dirndln steckende Turnerinnen, Musiker. Alle haben ihre Sportgeräte, ihre Wimpel, Fahnen und Instrumente dabei. Müssen sich lange gedulden bis zu ihrem großen Auftritt. Die kirchliche Trauung, der Gottesdienst zieht sich. Ungeduldiges füßescharren, eine Schützendame lässt ihre Flinte auf das Pflaster purzeln, macht die Eingenickten wieder munter. Treibende Wolken am blauen Himmel bringen die beiden Kirchtürme in ein optisches Wanken. Schaut man den hinter den Türmen ziehenden Wolken nach, glaubt man dass die Türme aus dem Lotrechten streben, sich auf uns stürzen. Ganz blümerant wird mir dabei. Dann öffnet sich die "Pforte zum Glück". Das Brautpaar erscheint wieder. Schreiten durch das Spalier der Fahnenträger. Nehmen dankend Geschenke entgegen. Hilfreiche Hände übernehmen, notieren Gast und Geschenk. Die Frisur des kleinen Blumenmädchen hat es mir angetan. Ein Zopfkranz umrahmt den Kopf, betont das hübsche Gesicht, läuft wie eine zusammengefasste Krone auf dem Scheitel zusammen. Die Haarspitzen verschwinden in einem Haarring. Eine perfekte, kleine Blumenstreu-Prinzessin. Das Klatschkonzert der Zuschauer löst die Gesellschaft auf. Wir machen uns auch auf den Weg. Rainer braucht Bewegung, führt uns ein Stück am Main-Donau-Kanal entlang. Der verläuft hier im alten Bachbett der Sulz, hat sich mit der Sulz vereint. Erst kurz vor Beilngries verlässt die Sulz den Kanal wieder, fließt im natürlichen Bett durch Beilngries. Kurz nimmt die Almühl sie auf. Bei Griesstetten ist Schluss mit dem natürlichen Fließen der Altmühl. Bis zur Donau wird sie zum Main-Donau-Kanal. Rainer marschiert forschen Schrittes am Kanal entlang. "Wo wollen wir denn hin" frage ich etwas verschämt. Es ist ja ganz schön vom Kanal begleitet zu werden. Doch etwas eintönig find ich es schon, auf dem endlos gerade sich dahinziehenden Schotterweg zu marschieren. "Na, nach Greding". "Wie weit ist das"? "Weiß nicht, nicht soweit". Meine Gedanken arbeiten. Nicht soweit heißt bestimmt -Ich weiß es nicht- und ich selbst weiß es sowieso nicht, und allzu weit will ich mit meiner Rita auch nicht mehr laufen, denn unser Zelt liegt noch im Auto, ein Campingplatz ist noch nicht avisiert; also muss ein Weg gefunden werden der uns alsbald wieder zurück zum Klosterparkplatz bringt, beide Probleme einer Lösung näher bringt. Von rechts nähert sich eine Fahrstraße, ein Dörfchen duckt sich oberhalb in eine Senke, mir ist als winke sein Kirchturm zu uns herüber. Du bist die Rettung sagt hinter meiner Stirn eine lautlose Stimme. Ein Pfad zweigt nach rechts ab. "Lasst uns da gehen, vielleicht bringt er uns zum Dörfchen mit der Kirche. Wart ihr schon einmal dort?" "Nein, es wird Biberbach sein" meldet sich Rainer. Klaglos wird mein Vorschlag angenommen. Mir ist, als hätte Rainer aufgeatmet mit meinem Vorschlag Biberbach als neues Ziel auszuwählen. Das imaginäre Greding ist vergessen. Vor der Brücke des Forellenbaches, der durch Biberbach fließt, trägt eine Dame ein Blech mit vorbereiteten Schnittchen zum Feuerwehrhaus. Da wird gewerkelt, ein Fest vorbereitet. "Da kehren wir ein" bestimmt Rita. Wir wollen aber nicht, meinen es ist nicht für die Öffentlichkeit gedacht, laufen weiter. Sie mault mit uns rum. Auf eine Bank vor einem Marterl am Feldweg rasten wir. Das schnittreife, gelbe Getreidefeld vor uns gibt Rätsel auf. Weizen ist es bestimmt nicht, Roggen, Gerste, Triticale auch nicht. Aber was? Die Erleuchtung wartet aber nicht lange: "Das ist bestimmt Dinkel"! Meine Meinung findet Gefallen. Kloster Plankstetten mit seinem Faible für biologischen Anbau, natürlicher Ernährung, baut hier seinen Dinkel an. Rainer und die Damen rasten auf der Bank vor dem Marterl, betrachten Bilder auf Rainers Smartphon. Scherzen und lachen über Dinge die ich nicht zu Ohren kriege, betrachten mich hinterhältig. Erfahre nicht um was es geht. Brauche ich auch nicht, bin auch so zufrieden wie mich die Welt, das Leben behandelt. Große Verabschiedung auf dem Klosterparkplatz. Wie Billardkugeln auf der Tischplatte zusammenstoßen und wieder auseinander streben gleicht unsere Begegnung in Plankstetten. Ilse und Rainer auf dem Weg zurück nach Rockolding, wir in der Abendsonne auf dem Weg zur Zeltplatzsuche. In Treuchtlingen ist nichts zu finden. Erst in Pappenheim werden wir pfündig. Ein besonders schönes Plätzchen am Rand des Platzes vor dem Zaun. Prächtiger Blick über die Wiesenauen der Altmühl. Wir schwanken ein wenig ob wir den Sonnenuntergang hier am Zelt erleben oder uns auf den Weg zu einer Kneipe machen. Der Magen meldet sich bestimmend: "Du wirst mich doch nicht hungern lassen". Weit, erst am Ortsrand von Pappenheim finden wir in den letzten Strahlen der Sonne noch ein Plätzchen. Der Wirt freundlich, das Essen hervorragend. Gut getroffen die Einkehr! Auf dem Weg zurück zum Zelt. Wir betrachten mit satten Augen die Einsatzstelle in die Altmühl. "Otto, in die Brühe balgen wir morgen aber nicht unser Boot. In diesen Schlamm steigen wir nicht" meldet Rita sich zu Wort. In der Tat so ganz einladend präsentiert sich die Altmühl hier nicht. Wenig Wasser, viel Dreck und Schlamm von unzähligen Fußstapfen der Bootsfahrer. Schleifspuren von Booten um die Einsatzstelle. Auf der Zeltwiese direkt am Ufer Zelt bei Zelt, Boot an Boot. "Rita, recht hast du. Wir mit unserem dicken Schiff mittenmang der Sonntagspaddler. Lassen wir das mit der Altmühl in diesem Jahr, suchen wir ein neues Ziel". Rita nickt, der Kelch ist an ihr vorüber gegangen.