2015.07.27.
Blütenträume - Lebensräume so wirbt die Landesgartenschau in Sachsen. Wir gehören zu den ersten Besuchern des Tages. Das alte Bahnhofsgelände hat sich rausgeputzt. Auf den stillgelegten Gleisstrecken sind Stauden, Gräser und Sommerblumen eingezogen. Das Verladen von Kohle hat schon lange ein Ende. Statt Schmutz Kohlestaub und Dreck blüht es auf den Gleisen. Die Planer hatten gute Ideen, die Gärtner haben gute Arbeit geleistet. Früh genug haben sie gepflanzt und gewerkelt, so dass die Pflanzen Zeit hatten sich zu entwickeln. Nun bieten sie uns Besucher ein prächtiges, erwachsenes Bild ihrer Schönheit. Nichts kümmert umher. Alle Pflanzen optimal versorgt mit Wasser und Nährstoffen. Dazu dieser prächtige Sommer, die fleißigen Gärtner. Alles spielt, passt zusammen. Es macht Freude durch die Ausstellung zu laufen, jedes Beet zu betrachten. Farbenprächtig sind sie und gesund. Heuchera, die Purpurglöckchen in vielen Farben und Sorten schmücken durch Laub und Blüten. Gräser von niedrig bis hoch, grün bis bunt. Beete mit Oregano, Schafgarbe, Witwenblumen, Stockrosen, Veronicastrum. Andere mit Eisenkraut, Cosmeen, Zinnien, Agastache, Helenium die Sonnenbraut, dazwischen einzelne Rizinus, dem Wunderbaum. Ein anderes Gleis leuchtet mit Sonnenblumen, Heliathus Arten, mit Brandkraut dem Phlomis, dass mit seinen hohen aufrechten taubnesselartigen Blüten die hohen Rabatten besonders in Geltung bringt. Selbst die Tapetes, sonst meist nur Schneckenfutter, strahlen mit Salvien und Rudbeckien, auch so Liebhaber der Schnecken, um die Wette. Entweder hier in Sachsen gibt es keine von den nackten, schleimigen Fressern, oder was für ein Geheimnis hängt über den schneckenfreien Beeten? Sind rund um die Ausstellung eventuell sächsische Bier-Schneckenfallen aufgestellt?
Wie auch immer, Freude hat man an der Blütenpracht, der Führung der Wege, dem Besonderen. Ob nun Zugfahrten, Spielplätze, Teiche mit dem Flug der Libellen, oder beim Einatmen der gesunden Luft an der neuen Saline. Bis zum Nachmittag genießen wir die Pracht.
Weiter geht die Reise. Immer hart an der Tschechischen Grenze entlang bis Seiffen. Unbedingt will Rita sich das Städtchen auch mal im Sommer ansehen. Im Winter zur Adventszeit kennt es ja bald jeder 3. oder 4. Bundesbürger, Rita auch. Viele Umleitungen lassen mich bald verzweifeln. Seiffen zu finden gestaltet sich als eine schwierige Aufgabe. Eine ominös ausgeschilderte Umleitung bringt uns in eine nächste Umleitung. Stress baut sich auf. Ich will am liebsten Seiffen Seiffen sein lassen, ein neues Ziel suchen, Seiffen vergessen. Doch dann sind wir da, haben es gefunden. Seiffen bietet im Sommer nicht das Prallste. Geschäfte geschlossen, niemand beim Bummel durch den Ort, nur wir schlendern kurz umher; hauen etwas enttäuscht bald wieder ab. Einen Campingplatz finden wir, in Brüderwiese.
Das ist ein Platz nach unserem Herzen. Kleine Plateaus im Sonnenschein mit Aussicht ins Land. Einem Lokus dem ich glatt "fünf" Sterne gebe, wenn mich einer fragen würde. Macht aber keiner, also freue ich mich selbst darüber. Etwas oberhalb des Platzes das dazu gehörende Hotel mit exzellenter Speisekarte. Uns geht es gut, vergessen die Umleitungen, die Suche nach Seiffen. Auf der Anmeldung sind vier Zahlen vermerkt die uns die Tür zu den Waschräumen, die Lokustür öffnet. Die sind wichtig, die dürfen wir nicht vergessen. Was man alles behalten muss! Da darf auch die Brille des Nachts nicht vergessen werden, sonst ist ein Glücksspiel vor zugeschlossener Toilette angesagt!
Blutrot verschwindet die Sonnenkugel hinter dem Fichtenwald. Bei einer Flasche Rotwein lassen wir noch einmal den Tag vorbei ziehen.
Ich habe gelesen: "Wenn Wein in glücklicher Gesellschaft, Gemeinschaft getrunken wird, dann werden die Stunden, die man damit verbringt, nicht auf die Lebenszeit der Trinkenden angerechnet". So sagt man in Abchasien. So ganz weit ist das ja nicht weg. Es wird hier auch seine Gültigkeit haben!
Otto Pake
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