Geheimnisvoll führt uns auch der Trampelpfad auf rutschigem Ackerlehm, es war wohl etwas feucht in der vergangenen Nacht, am Feldrain entlang durch ein Lindenwäldchen zur Hünenburg. In Reihe stehen die Linden, auf Wölbäckern gepflanzt, dicht bei dicht. Das Gehen ist nicht so prall, die vielen kleinen Rillen mit den hochgepflügten Dämmen, bringen manchen Fuß ins Rutschen. Ein Hase flüchtet, ein Fasan schreit. Der Wall der Hünenburg baut sich vor uns auf. Ein Einschnitt im Burgwall zeigt die Grabungen der Archäologen. Abgedeckt mit flatternder Folie kein sehenswerter Anblick. Wir klettern auf den Wall um einen Überblick über die gesamte Anlage, über die großen Ausmaße der alten Siedlung zu bekommen. So ganz viel Begeisterung wird bei den Meisten allerdings dabei nicht geweckt. Der steile kurze Anstieg war mehr das Thema. Erst musste ausgeschnaubt, der Puls wieder auf ein normal reduziert werden, erst dann konnte die sich vor uns ausbreitende Wiesenfläche betrachtet werden. Der Baumpieper oben auf dem kahlen Zweig eines Baumes sitzend, dann sein Lied im bogigen Sinkflug trällernd, im Gras verschwindend, erheischte mehr Aufmerksamkeit als die Leistung unserer Vorfahren mit dem Bau ihrer Siedlung. Ein Wiesenweg bringt uns auf die wenig befahrene Landstraße Watenstedt - Jerxheim. Links hinter einem rostigen Eisengatter ein kleiner Teich mit Sprungbett für die Sommerfreuden. Ein kostenloses Badevergnügen versprechend. Nach 200 Metern zweigen schräg verlegte Betonplattenstreifen rechts zur Höhe des Heeseberges ab. Rechts blüht der Raps, links grünt der Weizen. Am Feldrain dicht gedrängt die kleinen schmutzig weißen Blüten des Feldsalats, rötlich schimmernder Erdrauch, die blauen Scheibenblüten des Persischen Ehrenpreises, eine blühende große Rosskastanie. Eine Dame hält mir einen vorjährigen Stängel des "--?--", da fällt mir der Name des giftigen Krautes perdu nicht ein. "Zuletzt habe ich es an der Unstrut bei Karsdorf gefunden, es ist stark giftig, ein Hexenkraut, gehört zu den Nachtschattengewächsen. Ihre Blüten sind schmutzig-gelb-rosa-violet und stinken. Es blüht vom Sommer bis in den Herbst. Es fällt mir noch ein". "Du weißt wo du es zuletzt gefunden hast, nur der Name fehlt, finde ich lustig", bekomme ich zur Antwort. Ich grübele und gräme mich ein wenig über meinen schwarzen Fleck im Kopf. Auf halber Höhe umlaufen wir den Heeseberg, landen nach 6,3 km wieder bei den Autos. Was bezahlen die Mitfahrer? Hin und zurück - 88 km ergibt, gedeckelt , 7 Euro für jeden. "Können wir nicht 5 Euro sagen?" "Können wir schon, sagen es aber nicht!"
"Jetzt habe ich aber richtigen Hunger bekommen. Otto, wo kehren wir ein? Drei Möglichkeiten kann ich bieten:
"Erstens - Tankstellen-Imbiss bei Dardesheim, beste Aussicht auf den Harz". Wird sofort verworfen.
"Zweitens - die gehobene Klasse der Westerburg". "Da können wir in diesem Aufzug nicht hin, meldet die Pastorenwitwe, viel zu elegant".
"Drittens - Veckenstedter Teiche mit Weizenbier und geräucherte Forelle." "Das wäre schön, da wollte ich schon immer mal hin" die nächste Stimme. "Gibt's da nur Fisch?" "Nur Fisch". "Da gehe ich nicht hin" eine Dritte.
"Wisst ihr überhaupt was ihr von einem Wanderführer alles so verlangt? Da zu billig, dort zu elegant, hier nur Fisch! Nix ist mit der Auswahl, wir fahren gemeinsam zur Westerburg.Es ist der beste Abschluss. Die wenigsten kennen es und die Küche ist gut, die Terrasse wunderbar! Wenn sie uns nicht wollen werden sie es uns schon sagen!" " So haben wir das nicht gemeint" wird gemurmelt. "Ich auch nicht" murmele ich zurück.
Nicht zuviel versprochen, es wird ein klönender, krönender Abschluss unserer Heeseberg-Wanderung!
"War alles wunderbar, hier kehren wir jetzt immer ein" die Abschlussworte Bernds. Freude in mein Herz.
Der eineinhalbmalige Rundkurs um die Burg schaukelt bei blühendem Bärwurz, den gelben Wilden Tulpen die ihre Blütenköpfe aus dem Girsch stecken, den hochbeinigen Straußen hinter dem Gatter, den Gesang der Vögel in den alten Buchen die den Wassergraben folgen, alles bei schönster Nachmittagssonne, die Stimmung Aller noch einmal auf höchste Wohlfühlstufe.
Ein gelungener Tag. Otto Pake
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