Bad Harzburg, 2014.10.24.
Schön anzusehen war sie schon lange nicht mehr. Ein Ende der Sitzfläche, einst glatt poliert von den Hosen ungezählter Vorbeigekommener, zerbröselt. Sie hatte einen guten Platz, lud viele zur Rast mit Blick auf unsere Stadt, den dahinter liegenden Bergen. Wenn die Sonne am Morgen über den Butterberg geklettert war blieb sie bei ihr, bis sie hinter dem Horizont verschwand oder Wolken ihren Schein verdunkelten. Regen machte sie nass, der Wind trocken, der Schnee weiß, der Frost glatt, das Licht nahm ihr die Farbe, machte ihr helles Holz grau. Sie war alt geworden. Ameisen nagten Gänge in ihr Holz, Pilze machten sich an ihre vorgegeben Arbeit, durchzogen mit ihrem Myzel ihren Holzkörper, machten ihn morsch und brüchig, lösten ihn auf. Da half auch ein Topf Farbe, den ein Mitleidiger über ihren alten Körper mit dem Pinsel verteilte, wobei er den zerbröselten Teil der Sitzfläche naturbelassen liess, nichts mehr. Als dann ihre hölzernen Füße auch zu Mulm zerfielen war das ihr Ende. Die "Kocker Bank" war nicht mehr. Eine Neue musste her. Die kam auch. "Bossibank" heisst die Neue. Der Austausch fand aber nicht in Gänze statt. Die Ausgediente blieb auch am Ort. So zierten eine Weile zwei Bänke, eine kaputte und die Neue, den Wiesenrand am Butterberg. Günter, unserem Wegewart, gerade aus dem Urlaub zurück, war das der Dorn im Auge. Er machte der altgedienten den völligen Garaus und trug sie in Einzelteile zerschlagen, über die Wiese zum Abtransport an den Wegesrand. Mittwochmorgens, es war Scheißwetter, der Regen wurde vom Wind in jeden Winkel getrieben, bat er mich über Telefon den Holzschrott zur Deponie zu fahren. Ich vertröstete ihn auf den Nachmittag. Da war es immer noch am Plästern. Also weiterer Aufschub auf heute 10 Uhr. Das Wetter ist gut. Weiße Wolken im Wechsel mit Sonnenschein. Gut gelaunt und voller Tatendrang den Holzschrott zu beseitigen biegen wir von der Geißmarstraße in die Goethestraße ein. Die ist hier mehr ein Feldweg als Straße. Die letzten Regengüsse haben tiefe Erosionsrillen in dem Wegekörper hinterlassen. Ein schwieriges fahren über Buckeln, langgezogenen tiefen Löchern, Rinnen. Unser Forester meistert mit links so ein Geholpere.
Später wird die Goethestraße zu einem feuchten, grünen Wiesenweg. Keine Reifenspur hat das grüne Gras nieder gedrückt. Links oberhalb der Böschung liegt die Hinfällige. Wir halten, packen den Holzschrott in den Kombi. In den frischen Reifenspuren die unsere Reifen in die Grasnabe gezogen haben glänzt Wasser, spiegelt sich der Himmel. Es glitscht unter unseren Sohlen. Die Nässe der letzten Tage ist hier im
Schatten der Hecke noch allgegenwärtig. Überlege ob ich den Rückwärtsgang einlege um in der feuchten Spur zurück zu fahren. Scheue mich aber, denn der Weg zurück ist nicht nur schmal und weit und ein späteres Wenden des Autos am Hang kann bei der Nässe auch Probleme bringen. Entscheide geradeaus bergan weiter zu fahren. Ein vom Wind schräg über den Weg gedrückter starker, alter Zwetgenstamm zwingt zum Ausweichen an den Rand des Weges. Das rechte Hinterrad glitscht in den rechts verlaufenden Hang-Graben, die Vorderachse hebt sich und schwupp steckt der Allrad betriebene Forester in Schräglage fest. Nichts geht mehr. Die Hecke verhindert einen Überschlag in die unterliegenden Gärten.
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