Der Mai läst seine Muskeln spielen; mit frostigen Nächten begrüßt er uns! Teilweise schlägt er hart zu und vernichtet die durch den sonnigen, warmen April zarten frischen Austrieb der zu neugierigen Blütenpflanzen. Über Nacht sind die letzten Schlehenblüten schwarz, Eichen-, Buchen- und frische Eschenblätter erfroren.
Der April hat mit seinen Temperaturen den Laubaustrieb vorverlegt, hat dem Mai die Schau gestohlen. "Maigrün" muss in diesem Jahr in "Aprilgrün" geändert werden.
Verschiedene alte Eschen haben sich nicht vom April verführen lassen, blühen zwar, doch mit dem Laubaustrieb sind sie noch zurückhaltender als die Eichen. Danach wird es in diesem Jahr nach alter Volkswahrheit eine "Große Wäsche" geben. Regen können wir aber auch dringend gebrauchen, was der April uns versagte, muss nun der Wonnemonat übernehmen!
Trockenheit herrscht, doch ist wohl noch Bodenfeuchte vorhanden, denn alle Gräser, Blumen, Sträucher und Bäume zeigen noch keine Trockenheitssymptome.
Alles ist grün, nur ein leichter Anflug von gelb legt sich schon über Lerchensporn und Scharbockkraut, hier werden schon die Assimilate in den Knollen gespeichert, um die Kraft für das nächste Frühjahr zu haben. Bald sind ihre Blätter verschwunden, vergangen. Während das Scharbockskraut seine Vermehrung weitgehend auf seine Brutknöllchen verlegt hat und seine Verbreitung mehr dem Wasser überlässt hat sich der Lerchensporn, wie auch das Veilchen etwas besonderes einfallen lassen wie sie unter die Leute kommen, wie sie sich verbreiten können. Ein süßes Anhängsel an ihrem Samen lockt die Ameisen an, die schnappt sich das und trägt es samt Samen Richtung Bau. Unterwegs kommt ihr dann in den Sinn das das süße Anhängsel ohne das Samenkorn ja entschieden leichter zu transportieren ist, kaut das Anhängsel ab und läst den Samen liegen. Man wundert sich manchmal an welchen Stellen Veilchen, Lerchensporn und auch das Schöllkraut, das eine ähnliche Strategie betreibt, wachsen.
Mit weißen Blüten, wie frisch gefallender Schnee, überzieht der Bärlauch (Allium ursinum) den Nordhang. Dazwischen behaupten sich die rote und die gelbe Taubnessel, ein paar gelbe Tupfer des "Wolligen Hahnenfuß"(Ranunculus lanuginosus) und ein ansehnlicher Bestand der Mondviole überragen die weiße Pracht!
Die Mondviole (Lunaria rediviva) trägt ihren Namen von den Halbmond ähnlichen Fruchtschoten und ihrem nächtlichen Veilchenblütenduft mit der sie zur ihrer Bestäubung Nachtfalter und sonstige nachtaktive Insekten anlockt.
Türkenbund schiebt schon Knospen, ihre Blüte beginnt in der Regel Ende Mai. Für Rehe sind sie ein gefundenes Fressen, sozusagen eine besondere Delikatesse, ein Nachtisch. Viele Rehe gleich wenig blühender Türkenbund!
In den Gesteinritzen und auch am Waldsaum öffnen das Nickende Leimkraut (Silene nutans) ihre grazilen weißen Blütchen. Beim Berühren spürt man ihre Klebrigkeit.
Auch die Nesselblättrige- und die Pfirsichblättrige Glockenblume (Campanula trachelium - C. persicifolia) sind schon kniehoch. Der Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) öffnet seine weißen Doldenblüten. Die Vielblütige Weisswurz (Polygonatum multiflorum) ist mit seinen weißen Hängeblüten in Hochform.
Aronstab (Arum maculatum) hat seine grüne Spatha geöffnet, der rötlich-braune Kolben den sie umschloss, die Fliegenfalle geöffnet. Die kleinen Fliegen rutschen an dem duftenden Kolben ab, gelangen durch eine Reuse, die größere Fliegen draußen lässt, in den umhüllten Raum der Samenanlage. Hier werden sie von den oben sitzenden männlichen Blüten mit klebrigem Blütenstaub versehen, die ölhaltige Substanz die den Pollen trägt dient ihnen als Nahrung. Haben sie schon Fremdstaub „geladen“ bestäuben sie mit ihren Geschwirre die unten sitzenden die Narben. Im Kessel herrschen zu dieser Zeit Temperaturen bis zu 40’C., also weit über der nächtlichen Außentemperatur. Am Morgen erschlafft der Kesselverschluss und alle Gefangenen können wieder ins Freie. Besuchen einen neuen Kessel, wo sich dann das alles wiederholt.
Hat alles geklappt erfreuen uns im Herbst die roten, glänzenden, jedoch giftigen Samenstände.
Ruprechtskraut (Geranium robertianum) leuchtet rosenrot an allen Ecken, selbst auf den Wurzelteller gefallener Bäume hat es sich breit gemacht. Zerquetscht man ein Blatt davon mit den Fingern verströmt es einen widerlichen Geruch, darum heißt es allerwärts: Stinkender Storchschnabel.
Am Wiesenrand blüht strahlend gelb der Goldregen. Ein aus dem Garten geflüchteter Zierbaum. Schön anzusehen, besonders gefährlich wen die Schoten reif werden. Sie werden gern für Erbsen gehalten. Verzehrt ein Mensch sie kann es durch das vorhandene starke Gift (Cytisin) zu Atemlähmungen kommen. Schon das Lutschen an den Blüten, was bei Kindern sehr beliebt ist kann tödlich sein. Die Hülsen springen bei Reife auf und verstreuen so den Samen. Auch Tiere tragen zur Verbreitung bei.
Hornklee (Lotus cornicalatus) und Hopfenklee (Medicago lupulina) blühen am Rand der Wiese am Gehölzsaum.
Gelblich-weiß und walzenförmig erscheint die Blüte der Ährigen Teufelskralle (Phyteuma spicatum). Sie gehört zu den Glockenblumengewächsen. Aber nichts da mit Glocken, die Einzelblüten sind krallenartig nach oben gebogen. Reife Samen besitzen Widerhaken die sich im Haarkleid der Tiere verhaken und so verteilt werden. Die Teufelskralle hat zwar einen gefährlich klingenden Namen, doch sind alle Pflanzenteile essbar. Selbst die Blüte kann man roh verzehren, sie schmeckt leicht nach Haselnuss. Die Blätter werden als "Waldspinat" zubereitet und selbst das Rhizom, in der Erde wird für einen Gallenstein verhindernden bzw. auflösenden Tee verwendet.
Der Gamander- Ehrenpreis (Veronica chamaedrys) mit blauer Blüte und weißem Schlund sind oft zu finden. Sie werden von Fliegen, Bienen und Tagfaltern bestäubt. Ihre Früchte sind wie eine kleine Schale ausgebildet und bei Regen schwimmen sie dann wie kleine Kanus davon, nur von Strömung und den fallenden Regentropfen gesteuert. Dazu kommt auch noch Wind- und Ameisenverbreitung.
Pflückt man sie ab verlieren sie sogleich die Blüten, was ihnen auch den Namen "Männertreu" eingebracht hat. Das heißt pflückt man diese Schöne, wird sie unansehnlich und ihr Reiz ist schon verflogen. Nur da wo sie hingehört behält sie ihren Liebreiz. Wenn das System auch bei uns Menschen funktionieren würde, wäre manche Schönheit längst vergangen. Ist das nun positiv oder negativ zu bewerten?
Der Ehrenpreis ist über diese Dinge erhaben, er erfreut mit seiner kleinen Lieblichkeit das Auge und mit seinen Wirkstoffen den Leib. Seinen Namen soll er aus dem Lateinischen bekommen haben. Übersetzt etwa: "das wahre einzige Heilmittel". Es heißt er hilft gegen Blitz und Hexen, heilt Wunden und besiegt die Pest, auch bei Augenkrankheiten einschließlich des Gerstenkorns ist er hilfreich. Etwas in Vergessenheit geraten ist das schon, doch wie so oft, Glaube versetzt Berge. Also achten wir den Ehrenpreis, wenn auch manche Arten seiner Gattung zu den lästigsten Gartenunkräutern gehören. Lassen wir das "un" weg, sagen wir zu seiner Ehre Gartenkraut und reißen es trotzdem raus.
Ja unser Butterberg hat schon was!