Nebel liegt über der Stadt. Gegen 10 Uhr scheint die Sonne. Ich mache mich auf den Weg. Der Nordhang ist noch im Nebel. Keine Sicht nach Norden, nichts zu sehen von Westerode und den umliegenden Äckern. Manchmal ist der Nebel so extrem dicht, dass selbst der Hangfuß im Nebel steckt.
Doch Bad Harzburg, alles was südlich vom Kammweg liegt im Sonnenschein..
So sachte wird das Laub bunt. Vor allem die Zitterpappeln (Populus tremula) sind gelb gefärbt. Einzelne grüne Zweigspitzen sträuben sich noch; doch auch hier ist schon ein Gelbstich im Grün zu erkennen.
Der Spitz-, Berg- und Feldahorn wechseln auch so sachte ihre Farben.
Das Tausendgüldenkraut (Centraurium erythraea), was ich besonders im Blick behalte, hat Samen angesetzt, blüht noch im unteren Stängelbereich. Auf der Wiese hat die Breitblättrige Platterbse (Lathyrus latifolius) einen zweiten Flor hervor gebracht. Rosenrot und weiß liegen ihre Blütentrauben in der Wiese.
Die Blätter des Pfaffenhütchens (Euonymus europaea) leuchten rot. Seine vierkantigen roten Früchte haben ihren gelborangen Samenkern schon verloren.
Auf der gemähten Halbtrockenrasenfläche blüht der Fransenenzian (Gentianella ciliata)! Neun Blüten finde ich, Acht mehr als im letzten Jahr! Wenn das so weiter geht - !
Spinnweben umgarnen die igelförmigen Samenstände der Echten Nelkenwurz (Geum urbanum). Ab Nordhang hat der Frost die Brennesseln (Urtica dioica) dahin gerafft. Sind nur noch hutzelige Schatten des früheren Daseins. Der Spitzahorn (Acer platonoides) hat Mehltauflecke. Auch der Runzelschorf, schwarze Flecken mit gelben Rand auf dem Blättern, ist nicht zu übersehen.
Die Gemeine Goldrute (Solidago virgaurea) hat sich aufgepludert, entlässt ihre mit weißgrauen Pappus versehenen Samen, in die Lüfte. Bei passenden Wetter und Wind fliegen sie mit ihrem Fallschirm weit. Erobern neue Standorte. Die eingewanderte Kanadische Goldrute (Solidago canadensis) kann das noch etwas besser, überall tritt sie in großen Mengen auf. Auf dem Butterberg ist sie noch nicht angekommen.
Der Vielblütige Weisswurz (Polygonatum multiflorum)ist verschiedentlich schon gelb. An den bogig hängenden Blattstielen leuchten die blauschwarzen giftigen Beeren. Wie zartes, gelbes Papier wirken ihre Blätter. Braune, steife, kerzengerade stehende Fruchtstände des Türkenbundes (Lilium martagon) sieht man überall am Südhang. Die Samenkapseln sind aus drei Kammern zusammengesetzt. Jede der Kammern ist in zwei weitere unterteilt. Hier drin sind die platten, scheibenförmigen Samen übereinander gestapelt gelagert. Sind die Samen reif, so trennen sich die Kammern, öffnen sich von oben nach unten. Kommt nun Wind auf oder ein anderer Umstand bringt die Stängel zum Schwingen, werden die Samenscheiben ausgestreut. Das Schwingen ist mehr ein kurzes Zittern, ruckweise Bewegungen. Es dauert lange bis alle Samen aus der Kapsel ausgestreut sind. Finden die Samen einen günstigen Platz zur Keimung dauert es mehrere Jahre bis die neue Pflanze zur Blüte kommt! Dann hat sie allerdings die Kraft mehrere Jahre am Leben zu bleiben und alle Jahre neu zu erblühen. Aus ihren tief im Boden steckenden, zwiebelförmigen Schuppen, treibt sie jedes Jahr neu aus.
Die Weißdornfrüchte (Crataegus), wir nannten es „Möllerbrot“ und aßen es immer wenn und wo wir es fanden; es schmeckt zwar nicht besonders, doch gegessen haben wir es immer, leuchten rot aus dem Gebüsch. Die Drosseln und Amseln sind nun noch die einzigen Abnehmer!
Das Perlgras (Melica nutans) hat sich wie müde über den Efeu gelegt. Sät sich aus. Im zeitigen Frühjahr erscheint es dann, dem Schnittlauch ähnlich, nur mit eckigen, kantigen Austrieb.
Die Buchenblätter verfärben sich in verschieden Brauntönen. Die Eschen (Fraxinus exselsior) bleiben weitgehend grün, um dann das gesamte große Blatt einschließlich des starken Blattstiels abzuwerfen.
Die grüne Wand des Ligusters (Ligustrum vulgare) steht unbeeindruckt weiterhin in Grün. Ihre schwarzen Beeren leuchten. Auch der Hartriegel (Cornus) protzt mit schwarzen Früchten am roten Stiel.
In den Bäumen die der Efeu (Hedera) erobert hat summt es noch. Er blüht noch da oben. Sein süßer Geruch lockt noch Insekten zum Mahl! Bald ist auch das vorbei und das große Sterben vor Hunger und Kälte beginnt.
Der Nebel zieht über Kamm. In der Stube ist es gemütlicher.